Chapter 9

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,,If it scares you, it might be a good thing to try."

Ich war so schockiert von dem, was ich gerade getan hatte, dass ich kein Wort herausbekam. Ich starrte ihn einfach nur an. Er hielt mich immer noch am Handgelenk fest und so langsam schien mein Gehirn wieder zu funktionieren.

Fragen breiteten sich in meinem Kopf aus. Was hatte er hier zu suchen? Woher wusste er schon wieder wo ich war? Und was um alles in der Welt hatte ich gerade getan? Ich schüttelte seine Hand ab und drehte mich langsam um. Zitternd schaute ich in Brandons blutverschmiertes Gesicht und in seine traurigen Augen. Schuldgefühle überkamen mich und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich wollte gerade einen Schritt auf ihn zu machen, wollte einfach nur die Traurigkeit aus Brandons Blick verscheuchen, doch Damian hielt mich davon ab.

,,Ich denke, das ist keine gute Idee", flüsterte er mir ins Ohr und packte mich an den Schultern. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und riss mich aus seinem festen Griff. ,,Ich denke, mir ist es scheiß egal was du denkst." Mit diesen Worten ging ich langsam auf Brandon zu, der immer noch kein Wort gesagt hatte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Rachel und die anderen Tyler wegbrachten. Die arme Rachel weinte bitterlich. So hatte ich sie noch nie erlebt. Ich hoffte nur, dass es Tyler bald besser gehen würde. Doch ich musste mich jetzt erst einmal auf Brandon konzentrieren. Er starrte mich immer noch völlig entgeistert an. Die Hände zu Fäusten geballt.

,,Brandon...", sagte ich vorsichtig und legte meine Hand an seine Wange. Als er ein wenig vor mir zurückschreckte spürte ich einen dumpfen Schmerz in der Brust. ,,Es tut mir so schrecklich leid. Ich weiß überhaupt nicht was mit mir los war. Ich erkenne mich selbst nicht mehr, aber als ich das alles sah ist es einfach mit mir durchgegangen", flüsterte ich gebrochen. Meine Hand lag immer noch auf seiner Wange, doch Brandon griff nach meinem Handgelenk und senkte meinen Arm langsam wieder. ,,Wer ist das?" , fragte er schlicht. Ich schaute in entgeistert an.

Das war das Einzige, das er zu sagen hatte? Kein ,,Es tut mir auch leid. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Bitte hasse mich nicht, Eve"? Eigentlich sollte er sich entschuldigen. Er hat auf andere eingeschlagen- nicht ich! Ich machte einen Schritt nach Hinten. ,,Mehr hast du nicht zu sagen? Du könntest tausend Dinge sagen, aber stattdessen fragst du mich wer dieser Typ hier ist?" Ich merkte, wie sich Damian hinter mir räusperte. ,,Ich habe auch einen Namen, Evelyn." Wütend drehte ich mich um und warf ihm einen zornigen Blick zu. ,,Halt die Klappe!" Schmunzelnd verschränkte er die Arme. ,,Ihr kennt euch also", bemerkte Brandon mit kaum verdeckter Wut in der Stimme. ,,Ja, na und? Darf ich neuerdings mit keinem Jungen mehr sprechen?" Auch bei mir war jegliches Schuldgefühl mit einem Mal verschwunden. Brandon fuhr sich seufzend durch seine braunen Haare und machte wieder einen Schritt auf mich zu.

,,Du weißt, wie wichtig du mir bist." Ich verdrehte die Augen. Ich konnte mir das bald nicht mehr anhören. ,,Ja, das weiß ich sehr wohl, Brand. Wir sind ja auch schon seit wir klein sind befreundet, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht jeden Jungen, mit dem ich rede, direkt Krankenhausreif zu schlagen." Ich seufzte. ,,Was ist nur mit dir passiert? Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder. Früher warst du nie so...so...aggressiv." Das Wort schien ihn zu treffen, dennoch verschwand die Wut aus seinen Augen immer noch nicht. ,,Du weißt, dass ich auf Tyler und seine Kumpels nicht gut zu sprechen bin und dennoch verteidigst du sie bei jeder Gelegenheit und lässt mich links liegen. In letzter Zeit streiten wir uns ständig und ich bekomm dich kaum noch zu Gesicht. Ich hab das Gefühl unsere Freundschaft ist dir nicht mehr so viel Wert, wie sie es einmal war." Seine Worte trieben mir erneut die Tränen in die Augen.

,,Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?" Meine Stimme war brüchig, dennoch wusste ich, dass er meine Wut ganz genau spürte. ,,Ich weiß, dass ich in den letzten Wochen nicht so viel Zeit für euch hatte, aber du weißt auch ganz genau, dass es mir die letzten Wochen nicht sonderlich gut ging." Immer mehr Tränen rollten mir übers Gesicht und ich wischte sie schnell mit dem Handrücken davon.

Perdition - VerderbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt