Kapitel 13

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,,Du musst lernen, wie man diese Kraft kontrolliert", sagte Damian, während er mich hinter sich herzog. Wir hatten den kleinen Seitenraum verlassen und befanden uns wieder auf dem endlos langen Gang. ,,Und das kannst du nur hier", warf er hinterher. Ich hatte keinen blassen Schimmer über was Damian sprach. Das Einzige, das in meinem Kopf Platz fand war Verwirrung.

,,Und wie mache ich das?", fragte ich panisch. Ich war vielleicht nicht ganz normal, aber die Sicherheit meiner Familie und meiner Freunde war mir im Moment wichtiger als alles andere. Eigentlich befand ich mich nur aus diesem einen Grund noch hier. Normalerweise wäre ich schon längst abgehauen.

,,Das wissen wir noch nicht", gab Damian zu. Ich blieb sofort stehen und machte mich von ihm los. ,,Was?" Ich riss die Augen auf und beobachtete Damian. Er war ebenfalls stehen geblieben. ,,Ich dachte du oder ihr wüsstet wie man mit so etwas umgeht." Damian schloss den kleinen Abstand zwischen uns, indem er einen Schritt auf mich zu machte. ,,Eigentlich schon, aber da gibt es ein Problem. Es existieren nicht sehr viele Menschen mit deiner Fähigkeit. Um ehrlich zu sein habe ich noch nie in meinem ganzen Leben eine Ordeal getroffen. Bis jetzt." Ich starrte ihn immer noch mit aufgerissenen Augen an.

,,Eine Ordeal?!" Ich stieß ein ungläubiges Lachen aus. War das etwa die Bezeichnung für mich? Damian nickte langsam und ich atmete tief ein. Ich schlug mir die Hände vor die Augen und schüttelte den Kopf. ,,Das darf doch alles nicht wahr sein", flüsterte ich. Vor etwa drei Stunden war noch alles in meinem Leben perfekt gewesen. Bis auf die Tatsache, dass mein bester Freund nicht mehr mit mir sprach. Doch jetzt war das wohl das kleinste Problem. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich mit dieser ganzen Situation umgehen sollte. Für mich hörte sich das alles wie ein schlechter Scherz an, aber Damian hatte wirklich Recht. Mit mir stimmte etwas nicht und die einzige Erklärung lautete, dass ich eine verdammte Ordeal war.

Damian räusperte sich und riss mich damit aus meinen Gedanken. ,,Ich weiß, dass das alles unfassbar viel für dich sein muss, aber wir müssen wirklich weiter." Seine Stimme war sanfter geworden und ich vernahm Mitgefühl in ihr. Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte leicht. Dann setzten wir uns wieder in Bewegung. Fünf Minuten später waren wir in einem erneuten Raum angekommen. Dieser und der andere, in dem wir vorhin waren, waren sich genau identisch.

,,Was hat das für einen Sinn?" Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und deutete auf die Wände und den Tisch mit den zwei Stühlen. Damian seufzte, was er heute schon ungefähr tausend Mal getan hatte. ,,Es wird gleich jemand kommen, den du kennenlernen solltest", informierte er mich und zog sich einen Stuhl hervor. Jetzt war ich neugierig geworden. Ich hoffte nur, dass diese Person nicht auch so charmant sein würde wie diese Ash.

Damian und ich warteten eine gefühlte Ewigkeit bis endlich die Türe aufschwang und eine zierliche Person in den Raum trat. Es war ein Mädchen. Ungefähr in meinem Alter. Sie war jedoch kleiner als ich und hatte eine wesentlich schmalere Figur. Ihre Schönheit erschlug mich fast. Ich kam mir langsam vor, wie in einem Haus voller Models und ich fühlte mich definitiv fehl am Platz. Als ihr Blick meinen traf, lächelte sie breit. Ihre weißen Zähne blitzen hervor und ihre braunen, großen Augen fingen an zu strahlen.

,,Das wurde aber auch Zeit", quiekte sie und fiel mir um den Hals. Überrascht stolperte ich ein paar Schritte nach hinten, fing mich aber schnell wieder, als sie mich losließ. Ich warf Damian einen fragenden Blick zu und er fing an zu lachen. ,,Eve? Das ist Lily Baker." Lily entfernte sich ein wenig von mir und fuhr sich durch ihre wunderschön glänzenden, orangefarbenen Haare, die zu einem ordentlichen Bob geschnitten waren. ,,Du hast ihr noch nichts von mir erzählt?", fragte sie schockiert und stemmte die Hände in die Hüften. Ihr mit Blümchen verzierter Rock flatterte, als sie sich ruckartig zu Damian umdrehte.

,,Um ehrlich zu sein habe ich ihr fast nichts erzählt", gab Damian etwas schuldbewusst zu. Lily stand der Mund offen, als könnte sie es nicht fassen. ,,Ich dachte, sie hätte Ash und Grayson schon kennengelernt?" Damian erhob sich langsam und kratzte sich am Nacken. ,,Hat sie auch...irgendwie." Irgendwie war gut. Grayson wollte mich umbringen und Ash am liebsten auch. Tolles erstes Kennenlernen. ,,Ich kann mir gut vorstellen, wie das abgelaufen ist", bemerkte Lily. ,,Dann weißt du schon über die Kryoks und Seducts Bescheid." Ich runzelte die Stirn und blickte wieder hilfesuchend zu Damian.

Perdition - VerderbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt