Jotunheim
»Was ist das?« Beunruhigt gab der Eisriese sein Einauge an Bölgelmir weiter. »Dort vorn!«
Bölgelmir hob das Einauge an und blickte in die angegebene Richtung.
»Kann das der Donnerer mit dem Thursenweibchen und deren Bruder sein?«
»Ich sehe nur einen Reiter – es scheint mir ein Æsir zu sein, mit vier Schneepferden im Schlepp.«
Bölgelmir zoomte den Reiter näher. Doch eine riesige Fellkapuze und ein dicker breiter Schal verbargen das Gesicht. Der Blick wanderte über die Rücken der Schneepferde. Zwei waren gezäumt, trugen jedoch keine Last. Bölgelmir ließ das Einauge sinken. »Ein Verrückter! Das ist nicht der Donnerer. Lasst diesen Narren ziehen, auf das ihn das ewige Eis verschlinge.«
***
Zum wiederholten Male wechselte Vili die Führhand und machte mit der freigewordenen Hand Fingerübungen. Das kam davon, wenn man seine Winterreithandschuhe nicht pflegte. Die Feuchtigkeit hatte sie steif werden lassen und die Kälte wurde nicht mehr richtig abgehalten. Er konnte nur hoffen, dass ihn sein innerer Kompass nicht verließ und er noch immer auf der richtigen Spur ritt.
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Asgard
Svea streifte sich nervös eine blonde Strähne hinter das Ohr und überprüfte bereits zum vierten Mal ihr Gepäck.
»Wir werden nur einen Tag bleiben«, versuchte Limiteti sie wieder zu beruhigen.
»Ich war noch nie fort von Gladsheim. Man sagt, die Eisriesen essen Asenfleisch.«
»Das sind doch nur Märchen.« Limiteti hob ihren Umhang an und zeigte Svea ihr Schwert.
»Limiteti! Ein Schwert in der Kinderstube?«
»Hab keine Sorge. In meiner freien Zeit habe ich mit Falk trainiert. Sollte uns ein Eisriese zu nahe kommen, werde ich ihm den Schädel spalten.«
Svea starrte sie erschrocken an. »Ich kann nicht verstehen, dass seine Hoheit dich als Kinderfrau wählte.«
***
Jotunheim
Schlaftrunken tastete ich nach Thor, nur um festzustellen, dass der Platz neben mir leer war. Ich seufzte. Kein nennenswertes Licht durchdrang meine Lider. Es fühlte sich fast so an, wie meine Zeit im Kerker. Jemand hämmerte wild gegen die Tür.
»LOKI! Komm, wir gehen das Frühmahl einnehmen.«
Nun, im Kerker klopfte niemand an und ich erinnerte an den Raben aus Asgard mit der Nachricht, dass Thor erst heute wieder in Jotunheim eintreffen würde. Träge öffnete ich die Augen. »Geht ohne mich, Sif. Ich bin gerade erst aus der Bibliothek zurück und muss noch ein wenig ruhen.«
»Ich sehe nach dem Essen noch einmal nach dir.«
»Wenn du das für richtig hältst.« Widerworte hätten nichts gebracht, die würden Sif nur aufstacheln. Müde drehte ich mich zur Seite.
***
Helblindis Blick glitt über die Æsir. Wo war Loptr? Seine Argunenwächterin war mit den anderen Æsir anwesend, nur sein Bruder fehlte. Er winkte nach Sif, die seine Bewegung wahrnahm, sofort aufstand, zu seinem Kreis kam und ehrerbietig ihr Haupt neigte.
»Konungur Helblindi?«
»Vernachlässigst du deine Pflicht, Argunenwächterin?«
Überrascht sah sie auf. »Nein, Konungur Helblindi. Seine Prinz Loki gedachte noch zu Ruhen und schickte mich und seine Begleiter zum Frühmahl.«
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Prinzenrolle 2 (Thorki)
FanfictionTeil 2 zu Prinzenrolle - jetzt mit dunkler Füllung. Thor und Loki müssen, vor ihrer geplanten Weltenreise, erst noch einen Auftrag erfüllen: Verhandlungen in Jotunheim, über die Rückgabe der Urne. Doch mit dem Gott des Schabernacks an seiner Seite...