Die Stimmung der, sonst so äußerlich starren, Thursen war ausgelassen. Zurück im Palast standen für Nal und Loki Heidelbeersaft bereit. Vili, Helblindi und ich genossen den herrlichen Sherry. Der Thronsaal war in das grünliche Licht getaucht, wodurch sich der Aufenthalt sehr viel angenehmer gestaltete. Wo war Byleist? Auch bei der Zeremonie war mir sein Fehlen aufgefallen.
»Ein feines Tröpfchen«, schwärmte Vili. »Vielleicht können wir uns handelseinig werden und du gibst uns ein paar Flaschen hiervon mit, Helblindi?«
Helblindi schien in Gedanken zu sein. Für diesen feierlichen Anlass wirkte er sehr in sich gekehrt. Er sah kurz zu mir und sprach dann zu Vili.
»Thor und ich haben noch etwas zu besprechen. Ich wünsche, dass ihr uns jetzt allein lasst.«
Nal blickte seinen Sohn besorgt an.
Vili lachte herzhaft. »Wenn die Flasche mit uns kommen kann, dann gerne.«
Helblindi nickte leicht und Nal folgte Vili zum Ausgang.
Ungerührt blieb ich stehen und nippte an meinem Saft.
»Loptr, du auch.«
»Ich?«
Erneut antwortete Helblindi durch ein einfaches Nicken. Loki blieb weiterhin stehen. Ich suchte seinen Blick. »Bitte.« Loki war nicht begeistert davon, trotzdem verließ auch er den Saal.
Was konnte Helblindi von mir wollen? Er wandte sich um, ging die Stufen zum Thron hinauf, nahm etwas auf und kam zurück zu mir. Es war ein Buch. Ein sehr großes, dickes Buch, in Leder gebunden. Helblindi legte seine linke Hand unter den Rücken des Buches und sah mich ernst an.
»Du hast uns die Urne ohne eine Bedingung überlassen, obwohl du wusstest, dass sie für uns von unschätzbarem Wert ist. Du hast mir vertraut und deine Kinder dem Eisritual gestellt. Was einmal war ist nun zu Ende. Wir sind eine neue Generation und schaffen eine neue Geschichte.«
Helblindi schlug das Buch irgendwo in der Mitte auf. Neugierig blickte ich auf die Seiten und war erstaunt. Keine Schriftzeichen, keine Bilder, nur blaue Fingerabdrücke. Die Seiten waren damit übersäht.
»In diesem Buch ist das Blut aller Hrímthursen Jǫtunheimrs. Alle, die dem Frieden mit Asgard zugestimmt haben. Denn wenn unser Volk einen Friedensvertrag abschließt, muss das ganze Volk damit einverstanden sein.«
Ein Friedensvertrag? Erstaunt starrte ich ihn an. »Alle?« Das konnte ich kaum glauben.
»Alle bis auf 116 Krieger und einem Argunen. Sie waren starr in ihrer Meinung und wollten keinen Frieden.«
Ein Argune? Sicher Fralgei. 117 - eine verschwindend geringe Menge. Aber... wenn alle unterschreiben mussten...
Helblindi schmunzelte. »Ich kann deine Gedanken sehen.«
»Das sagt Loki auch immer.«
»Die keinen Frieden wollten, sind ins Eis gegangen.«
Daher der Geruch nach Tod.
»Es fehlen nur noch drei Stimmen. Meine, deine...«
»Meine? Ich bin noch nicht König. Nur der König kann einen Friedensvertrag unterzeichnen.«
»Für mein Volk bist du bereits König. Wir vertrauen darauf, dass du zu deinem Wort stehst. Für Odin hätte niemand seinen Finger blutig geschnitten.«
Ich nickte ernst. Drei Stimmen? »Loki...?«
»Nein. Loptr ist Teil deiner Sippe. Die dritte fehlende Stimme gehört Byleist.«
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Prinzenrolle 2 (Thorki)
FanfictionTeil 2 zu Prinzenrolle - jetzt mit dunkler Füllung. Thor und Loki müssen, vor ihrer geplanten Weltenreise, erst noch einen Auftrag erfüllen: Verhandlungen in Jotunheim, über die Rückgabe der Urne. Doch mit dem Gott des Schabernacks an seiner Seite...