Kapitel 8

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Ann's Sicht

Diese Umarmung war genau das was ich jetzt gebraucht habe. Anfangs war ich sehr irritiert und wusste nicht was ich machen sollte aber ich spürte von ihm eine wohlige Wärme und Geborgenheit ausgehen. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben da ich es noch nie zuvor erlebt habe. Als wir uns umarmen spürte ich ein angenehmes kribbeln im Bauch. Was hatte das zu bedeuten? War ich verliebt in ihn? Ach Quatsch, das hatte bestimmt nichts zu bedeuten. Wir sprachen noch kurz.
P: „Bitte nenn mich Phil. Ich mag es nicht wenn man mich mit Sie anspricht.“
Ich lachte kurz auf. Phil, was ein schöner Name, dachte ich mir.
A: „Sehr gerne. Ich bin übringens Ann.“
Jetzt musste er lächeln. Ich beobachtete ihn. Wenn er lächelt bilden sich süße kleine Grüppchen an seinen Mundwinkel. Ich wünschte ich könnte ihn 24/7 so beobachten.
P: „Ach ja bevor ich es vergesse. Die Polizei würde gerne nochmal zu dir kommen.“
Schlagartig hatte ich wieder diese Gedanken. Ich musste mich extrem zusammen reißen nicht gleich wieder loszuheulen. Stumm nickte ich. Wir redeten noch kurz bis er los musste. Er wünschte mir noch eine gute Nacht und ging dann. Ich schaltete das Licht aus und legte mich ins Bett. Schweigend lag ich da. Dachte an die ganzen Geschehnisse der letzten Tage. Was war mit meinem Kleinen Bruder Jackson? Wo wird er wohnen? Wie geht es ihm? Weiß er überhaupt schon bescheid?
All diese Fragen quälten mich bis ich irgendwann einschlief.
Es war ein unruhiger Schlaf. Ich wachte mehrmals in der Nacht auf und musste fast weinen. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft und mich durch die Nacht gequält. Am nächsten Morgen, es musste so gegen 9 Uhr gewesen sein, klopfte es und eine Schwester kam mit einem Tablett in der Hand in mein Zimmer. Sie lächelte mich an, wünschte mir einen guten Morgen und stellte das Tablett auf mein Nachttisch ab. Danach verließ sie mein Zimmer. Ich schaute das Tablett an. Hunger hatte ich jedoch keinen. Also ließ ich es stehen. Nach ungefähr einer Stunde klopfte es erneut an meiner Tür und gleich 3 Personen gleichzeitig standen im Raum. Es waren zum einen die Schwester, mein Bruder Julian und Phil. Die drei lächelte mich an. Bis Phil das Tablett auffiel welches noch immer unberührt auf meinem Tisch stand.
P: „Du hast ja noch gar nichts gegessen. Geht es dir nicht gut?“
Ein leichter Klang von Besorgnis aber auch ein leichter Druck schwangen in seiner Stimme mit.
Ich schüttelte den Kopf.
A: „Nein, mir geht es gut aber ich habe nun mal keinen Hunger.“
Er schien diese Antwort zu akzeptieren aber glücklich sah er nicht damit aus. Die Schwester nahm das Tablett und ging zur Tür hinaus.

Nun kam Julian auf mich zu und umarmte mich. Danach setzte er sich auf mein Bett. Er nahm meine Hand in seine und drückte sie. Anhand seiner Augen konnte ich sehen, dass auch er sie ganze Nacht geweint haben musste. Sein Blick ging zu mir. Er versuchte mich anzulächeln aber er scheiterte.
A: „Hey, was ist los? Ich kann dich auch verstehen. Ich finde alles was passiert ist auch mega scheiße, aber ich kann nicht mit ansehen wie du dich fertig machst. Red bitte mit mir. Ich will dir helfen. Apropos weißt du was mit Jackson ist? Wo ist er? Weiß er auch schon bescheid? Wie geht es ihm?“
J: „Jackson weiß darüber bescheid. Er ist genauso fertig mit den Nerven wie du und ich. Er wohnt bei seinem Vater. Ja, mir geht es richtig scheiße. Aber ich sehe doch auch das du dich nur fertig machst. Es gibt aber noch etwas wichtiges was ich dir sagen muss.“
Zum Ende hin würde Julian immer leiser. Hat er noch eine schlimme Nachricht für mich? Was kommt denn jetzt?
A: „Julian, was ist los? Ich kenne dich. Immer wenn du so leise redest ist etwas schlimmes passiert. Bitte rede mit mir. Sag es mir einfach. Ich bin deine Schwester.“
Man sah ihm an das das was jetzt kommt ihm nicht leicht fällt zu sagen. Ich versuchte seine Blicke zu deuten. Er schaute mich einfach an. Dann fing er an zu reden.
J: „Ann, ich werde weg ziehen. Ich kann einfach nicht mehr in Köln bleiben. Zu viele Sachen hier erinnern mich an Mama. Ich brauche abstand. Ich muss mir erst einmal wieder klar werden was alles passiert ist. Es tut mir leid. Ich werde vorerst nach Berlin ziehen. Ich wünschte ich könnte das hier alles schaffen aber das geht im Moment nicht. Es tut mir wirklich leid.“

Ich sagte nichts. Ich war zu geschockt. Will er mich jetzt wirklich hier mit all diesen Problemen alleine stehen lasen? Wie soll ich denn das alles überstehen wenn er jetzt geht? Wer hilft mir denn? Andererseits hat er es verdient glücklich zu leben. Ich will das er glücklich wird und seine Ruhe mit dem Thema findet und wenn es bedeutet das er dafür die Stadt verlassen muss das steh ich hinter ihm. Ich möchte ihm helfen. Und wenn er sich dafür entschieden hat dann unterstütze ich ihn wo ich nur kann.
Ich streichelte über seinen Handrücken und sehe ihn an.
A: „Hey, bitte beruhige dich. Ich möchte das du glücklich bist und wenn du dafür eben die Stadt verlassen musst um dein Glück zu finden dann unterstütze ich dich dabei. Ich möchte das du deine Ruhe mit dem Thema findest. Ich werde dich zwar immer vermissen aber wenn es nicht anders geht dann ist es halt so. Du kannst jeder Zeit gerne mit mir reden. Dafür sind Geschwister schließlich da.“
Er hatte Tränen in den Augen. Ich denke damit hatte er nicht gerechnet. Er kommt auf mich zu und umarmt mich. Er flüstert mir leise ins Ohr „Danke, du bist Die beste kleine Schwester die sich ein Bruder nur wünschen kann. Und du weißt ich werde immer für dich da sein falls es dir nicht gut geht. Ich hab dich Lieb kleine Schwester.“
Wir lösen uns aus der Umarmung und er hat genau wie ich Tränen in den Augen.

Wenn ein Anruf alles ändertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt