Charles
Mit schnellen Schritten lief Charles durch einen Korridor im Westen des Gebäudes. Das Holz knarrte unter seinen Schuhsohlen. Tausende von Gedanken schossen ihm durch den Kopf und alle drehten sie sich um Erik. Er hatte es tatsächlich getan. Hatte ihn tatsächlich zu sich auf die Schule geholt. So lange hatten sie sich nicht mehr gesehen. Fast vier Jahre lang waren sie sich kein einziges Mal gegenübergetreten, drei dieser Jahre hätte Erik im Gefängnis verbracht.
Als er Erik heute Nachmittag das erste mal nach dieser langen Zeit wieder in die Augen geblickt hatte, waren die Gefühle in seinem Inneren beinahe übergelaufen. Wie zum Teufel konnte er nach dieser langen Zeit noch etwas für Erik empfinden? Für den Erik, der so vielen Menschen das Leben genommen hatte, den, der ihn jedes Mal alleine gelassen hatte und ihn damit jedes Mal wieder so verletzt hatte, wie noch niemand zuvor.Charles atmete einmal tief durch, bevor er an die erste Tür an der linken Seite des Flures trat. Er klopfte.
"Ja?" Bei dem Klang von Eriks vertrauter Stimme zuckte er unweigerlich zusammen. Sie hatten heute noch kein einziges Wort miteinander gewechselt. Es war das erste Mal, dass Charles Eriks Stimme hörte. Nach all dieser Zeit.Erinnerungen durchzuckten sein Gedächtnis. Er sah Erik und sich Schach spielen, sah wie die Beiden gemeinsam lachten, wie Erik ihm Dinge erzählte, die er keinem Menschen zuvor anvertraut hatte. Und dann sah er, wie sie sich stritten, wie Erik, der seine Emotionen so oft verbarg, weinte. Er sah sich selbst in seinem Bett liegen, aus dem er mehrere Wochen nicht aufgestanden war.
Charles schluckte heftig, als er die Tür zu Eriks Zimmer leise öffnete.