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Charles

Charles betrachtete Erik beim Essen. Es war so seltsam, all die Zeit war vergangen und jetzt saßen sie einander gegenüber ohne sich gegenseitig anzuschreien.

Erik schob seinen Teller ein Stück von sich weg und sah Charles erwartungsvoll an. Dieser wusste nicht was er sagen sollte, was Erik hören wollte. Nervös spielte er am Saum seines Cardigans.

Erik räusperte sich. "Wie lange hast du meine Zeit hier eingeplant?" Charles runzelte die Stirn.
"Wie genau darf ich das verstehen?"
"Wann kann ich gehen?" Ungeduld schwang in Eriks Stimme mit.

Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde war das zögerliche Lächeln auf Charles Gesicht wie weggewischt. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn im nächsten Moment wieder.

Erik wollte gehen. Gehen. Weg von hier, weg von ihm.

"Ich-", setzte er an, doch er sprach nicht weiter. Ein weiteres Mal war es geschehen. Er war Erik hinterhergelaufen, hatte sich Hoffnungen gemacht, Hoffnungen auf eine Zukunft. Und wieder einmal zeigte sich, dass er Erik nicht einmal halb so viel bedeutete wie er ihm.

Charles setzte sich auf. " Ich denke nicht, dass du in den nächsten Monaten irgendwo hingehen wirst." Seine Stimme hatte einen kühlen Unterton angenommen. Erik runzelte die Stirn. "Ich weiß nicht wie viel man dir erzählt hat, aber du bist auf Bewährung. Es hat mich einiges gekostet dich da raus zu holen, aber das ist Teil des Deals. Du bist frei und verbringst die nächsten Monate hier auf dem Campus."
Er atmete tief druch.
"Wir können dich als Lehrer brauchen."
Er wagte es nicht, Erik in die Augen zu sehen.
Dessen Gesichtszüge wirkten nun wie versteinert.
"Frei?" Er sprach sehr leise, so wie er es nur dann tat, wenn er wirklich wütend war. "Das nennst du frei? Ich soll die nächsten Monate hier eingesperrt herumlaufen, den Professor machen und dann auch noch so tun, als würde mir das alles Spaß machen? Das kann nicht dein Ernst sein!" Während er sprach hatte er sich vom Tisch erhoben und machte einen sehr viel bedrohlicheren Eindruck als zuvor.
"Erik-"
"Was glaubst du wie das ist 10 Jahre grundlos im Knast zu sitzen? Die Menschen da draußen hassen mich und ich hätte eine Chance es wieder gut zu machen-"
"Erik."
"Aber nein, du musst dich ja wieder einmischen als wüsstest du was das beste für mich sei. Charles, du weißt nicht was das Beste für mich ist. Das wusstest du noch nie, aber deswegen lasse ich mir nicht die Zukunft von dir versauen."
Er schrie nicht. Das war das schlimmste. Seine Stimme war kalt wie Eis und bohrte sich wie Nadeln in Charles' Herz.

"Erik, ich-"
Charles brach ab. Es hätte keinen Zweck. Mit bebendem Atem erhob er sich und lief mit langsamen Schritten auf die Tür zu. Kurz bevor er hinaustrat drehte er sich noch einmal um und für einen winzigen Moment trafen sich ihre Blicke.

Wortlos machte er einen Schritt auf den Flur und schloss die Tür.
Heftiger als beabsichtigt.


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AN//

Extra für Hannah der Entwurf den ich noch gefunden habe haha <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 03, 2019 ⏰

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