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Ich wollte Dracos Erklärung, warum er sich gegen mich und für die Todesser entschieden hatte, nicht hören. Oft genug hatte ich mir darüber nachgedacht, um mir seine Gründe denken zu können. Allen voran, dass ich ihm nie so viel bedeutet hatte, wie das Ansehen von und durch seine Familie. Ich stieß abschätzig Luft aus. "Nicht nötig. Es war.. klar, dass du dich nicht.. gegen deine Familie stellst." Das hätte mir von Anfang an bewusst sein sollen. Alles, was er je für mich oder wegen mir getan hatte, war im Geheimen passiert.

"Das war nicht der Grund dafür, Isabelle. Wirklich nicht.", widersprach Draco mit Nachdruck. Ich wünschte, ich könnte ihm glauben, aber dafür waren wir schon zu oft an diesem Punkt gewesen.
"Natürlich.. nicht. Du hast eine.. hübsche Geschichte, um alles.. zu erklären.", Ein weiteres Mal verfluchte ich meinen benebelten Kopf, der die Worte viel zu langsam formte. Ich wusste, dass ich so keine Möglichkeit hatte, ihn abzuwimmeln. Ein weiteres Mal würde ich seine Entschuldigungen über mich ergehen lassen müssen.

"Wie jedes.. einzelne Mal.. wo du Mist gebaut hast.. und.. und ich.. Dumme es.. geglaubt habe." Meine Stimme versagte und ich musste schlucken, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. Es tat weh, die Worte auszusprechen, die mir schon so lange unterbewusst auf der Seele gelegen hatten
"Du bist nicht dumm, Isabelle.", entgegnete Draco energisch, "Und ich habe dir bisher immer die Wahrheit erzählt, wenn es von Bedeutung war."

"Wenn es von.. Bedeutung war. Nach Lust.. und Laune. Ich hab es.. satt. Du wusstest, was du.. tust und was.. das für.. für Folgen hat, also.. musst du.. damit jetzt.. leben." Die Worte auszusprechen war eine wahre Qual, aber ich musste sie einfach loswerden. Meinem Ärger Luft zu machen, hielt mich davon ab, an mein gebrochenes Herz zu denken. Denn egal, wie abgebrüht ich vorgab zu sein, Draco hatte mich mit seiner Entscheidung zutiefst verletzt und das ließ sich nicht mit einer billigen Entschuldigung wiedergutmachen.

Für einen Moment schwieg Draco. Das einzige Geräusch im Raum war seine Hand, die über sein Hemd strich, wie er es öfter tat, wenn er nervös war. Doch anders als normalerweise, war es bereits völlig zerknittert, als hätte er es schon viel zu lange getragen. Das passte zu seiner gesamten Erscheinung. Seine Haare waren zerzauster, denn ich sie je gesehen hatte und unter seinen matten Augen lagen tiefblaue Schatten. Laut der Krankenschwester hatte er in den letzten Tagen viel Zeit hier verbracht. Warum tat die Vorstellung, dass er mir seit der Schlacht kaum von der Seite gewichen war, so weh?

"Du solltest.. nach Hause gehen.", sagte ich schließlich in das Schweigen hinein. Meine Stimme klang sanfter, als gewollt, aber ich hatte keine Kraft mehr, um wütend zu sein oder mit ihm zu diskutieren.
Dracos Antwort ließ so lange auf sich warten, dass ich kurz davor war, meine Worte zu wiederholen: "Ich schulde dir eine Erklärung, nach dem, was ich getan habe. Danach gehe ich, wenn es das ist, was du willst."
"Ja, das will ich.", erwiderte ich ohne Umschweife. Um seine Entschuldigung würde ich nicht herumkommen, aber mit der Aussicht ihn danach nie wiedersehen zu müssen, würde ich es überstehen.

"Okay." Draco seufzte zum wiederholten Mal. Ehe ich es verhindern konnte, ließ er sich auf den Stuhl neben meinem Bett fallen. Wenn ich meine Hand ausstrecken würde, könnte ich ihn problemlos berühren. Ohne mir die Mühe zu machen, unauffällig zu sein, rutschte ich so weit es ging an die gegenüberliegende Seite des Bettes und schob meine Hände unter die Bettdecke. Draco verfolgte jede der Bewegungen und auch, wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, sah er verletzt aus.

"Machs dir nicht.. zu gemütlich.", sagte ich bitter. Draco ignorierte meinen Kommentar und schaute mich weiter unverwandt an. Dann brach er das erneut aufkommende Schweigen.
"Was denkst du, wäre passiert, wenn ich nicht zu meinen Eltern gegangen wäre?" Seine Stimme war so angespannt, wie seine Körperhaltung. Ich gab ein genervtes Stöhnen von mir, weil ich das Thema nicht immer wieder aufs Neue durchdenken wollte. Es war als würde ein Dolch in meinem Herzen stecken und ich müsste ihn immer wieder aufs Neue drehen.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt