~72.1~

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Meine Gedanken überschlugen sich und es hätte mich nicht gewundert, wenn ich erwischt worden wäre, so unvorsichtig wie ich war. Plötzlich schoss mir ein weiterer grauenvoller Gedanke in den Kopf. Draco könnte es auf Alec abgesehen haben.

Es war fast zu offensichtlich. Ich hatte Draco mehrmals unter die Nase gerieben, dass ich mit Alec zusammen war, obwohl ich seine wütende Reaktionen jedes Mal gesehen hatte. Ich hatte ihn damit verletzt und jetzt wollte er sich an mir rächen. Die Verzweiflung in mir wuchs. Ich hatte schon so viele Leute in Gefahr gebracht, wieso konnte das nicht endlich aufhören? Alec durfte nichts passieren, dass würde ich mir nie verzeihen können.

Bevor ich irgendetwas Unüberlegtes machen konnte fiel mir ein, dass Alec im Moment friedlich in seinem Bett lag und Draco mit Sicherheit keinen Zugang zum Ravenclawturm, geschweige denn zu den Schlafsälen haben konnte. Ein Problem weniger, das mich beunruhigen musste, aber Hermine und die anderen waren noch immer in Gefahr.

Auf einmal kam ein grünlicher Schimmer durch die Fenster. Erst dachte ich ich bildete es mir ein, aber es ließ nicht nach. Ich trat an eines der Fenster, um die Quelle des Lichtes auszumachen. Vor Schreck blieb mir fast das Herz stehen. Über dem Astronomieturm bildete sich aus pechschwarzen Wolken ein Totenschädel, aus dessen Mund eine Schlange drang - das Zeichen der Todesser - umgeben von grünem Leuchten.

Für einige Sekunden starrte ich einfach nur fassungslos in den Himmel, auf das Todesserzeichen. Dann reagierte mein Körper schneller, als ich denken konnte. Ich wechselte meine Richtung und lief so schnell ich konnte zum Astronomieturm. Draco hatte mir soeben seinen Aufenthaltsort verraten und diese Chance würde ich nicht wegwerfen. Wenn er dort war und blieb waren die anderen in Sicherheit.

Obwohl ich rannte brauchte ich gute fünf Minuten, bis ich vor der Tür des Astronomieturms stand. Ich wusste, dass ich ein großes Risiko einging, aber das war es wert, wenn die anderen unverletzt aus dieser Sache rauskommen würden. Nervösität machte sich in mir breit, weil ich nicht wusste, was mich gleich erwartete. Ich wappnete mich innerlich auf das Schlimmste, ohne sagen zu können, was es wäre.

So leise wie möglich öffnete ich die Tür. Mein Zauberstab lag beruhigend in meiner rechten Hand und ich hielt den Atem an. Merlin sei Dank war die Tür so gut wie lautlos und nachdem ich hindurch schlüpfte lehnte ich sie vorsichtig wieder an. Von jetzt an könnte eine falsche Bewegung mich verraten.

Vor mir begann die Wendeltreppe, die nach oben führte, aber ich blieb erstmal stehen. Von oben drangen gedämpfte Stimmen hinab. Ich konnte ganz klar verstehen, dass es sich um zwei Personen handelte, also war ich vielleicht gerade richtig gekommen, bevor irgendetwas schlimmes passiert war.

Als ich genauer hinhörte erkannte ich die Stimmen. Draco und Dumbledore. Dass Dumbledore hier war überraschte mich ein wenig, denn eigentlich war er doch mit Harry unterwegs. Vielleicht war Harry auch hier, oder er war schon im Schlafsaal.

Auch wenn ich kein Wort verstand von dem, was geredet wurde, beruhigte es mich, dass Dumbledore hier war. Draco konnte also niemandem etwas anhaben. Trotzdem, aus reiner Neugier, da ich mich in Sicherheit wog, ging ich die Treppe hinauf, langsam, um meine Schritte nicht hören zu lassen.

Ich hörte die Verzweiflung in Dracos Stimme noch bevor ich seine Worte verstehen konnte oder ihn sah. Dumbledores Erwiderungen waren im Gegensatz dazu sehr ruhig. Ich ging weiter die Treppe hinauf. Mittlerweile verstand ich einzelne Wörter und schließlich ganze Sätze.
"Sie sind kein Mörder Draco. Es mag sein, dass es von ihnen verlangt wird, aber sie können nicht ändern, wer sie sind.", sagte Dumbledore immer noch ruhig, beinahe beschwörend.

Ich blieb stehen. Von meinem jetzigen Standort konnte ich ohne Schwierigkeiten zuhören und die beiden halbwegs sehen, ohne selbst gesehen zu werden. Draco stand, mir dem Rücken zugewandt, mit erhobenem Zauberstab vor Dumbledore, der sich auf das Geländer des Turmes stützte und seinen Blick nicht von Draco ließ. Er hielt ebenfalls seinen Zauberstab im der Hand, aber diese klammerte sich an das Geländer. Irgendetwas stimmte hier nicht. Trotzdem bleib ich erstmal versteckt, bis ich mit Sicherheit wusste, was los war und nichts überstürzte.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt