~10.1~

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"Was war das denn gerade?", fragte Hermine skeptisch, als der Unterricht zu Ende war.
"Ich weiß nicht mehr als du.", antwortete ich wahrheitsgemäß, packte so schnell es ging meine Sachen zusammen und verließ dann fluchtartig den Raum. Hermine folgte mir und kurz darauf gesellten sich Harry und Ron zu uns.
"Da hast du aber noch mal Glück gehabt.", meinte Ron und ich nickte nur.

Wir machten uns auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, wo wir uns auf dem Sofa und in den Sesseln gemütlich machten.
"Ich komm gleich wieder, ich muss noch was holen.", sagte Hermine und flitzte in den Mädchenschlafsaal. Kurz darauf kam sie zurück. Sie hatte einen kleinen Teller in der Hand, auf dem ein Sandwich lag.
"Hier, hab ich heute morgen für dich mitgenommen.", sagte sie und reichte es mir.
"Danke, das ist echt lieb von dir.", bedankte ich mich und begann an einer Ecke des Sandwiches zu knabbern.
"Isabelle, du hast seit gestern Abend nicht gegessen, iss wenigstens die Hälfte, okay?", sagte sie bittend und erinnerte mich damit sehr an meine Mutter. Die Erinnerung war schmerzlich, aber ich wollte kein Mitleid, weshalb ich mich bemühte, mir nichts anmerken zu lassen.
"Okay.", willigte ich ein und knabbert weiter. Obwohl ich keinen Appetit hatte aß ich Hermine zuliebe, und, weil ich doch hungriger war, als ich zugeben wollte, das ganze Sandwich.

Am Abend setzten wir uns vor den Kamin und alberten rum. Nach einer Weile gesellten sich noch Ginny und die Zwillinge Fred und George dazu. Es wurde ein richtig lustiger Abend und nach langer Zeit hatte ich endlich wieder was zu lachen. Fred und George zeigten uns einige ihrer neuen 'Erfindungen' und machten ziemlich viel Quatsch. Als es kurz vor der Nachtruhe war gingen wir in unsere Schlafsäle.

Sofort nachdem ich mich in mein Bett gelegt hatte schlief ich ein. Ich hatte seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen. Deshalb tat es wirklich gut nicht mitten in der Nacht aufzuwachen und ewig zu brauchen, um wieder einzuschlafen.

Zwei Nächte lang ging alles gut und es ging mir schon etwas besser, aber um ehrlich zu sein, fühlte ich mich jedesmal, wenn ich mich nicht mit irgendwas ablenkte so, als ob ich entweder gleich heulen oder kotzen müsste.

Als ich aus meinem unruhigen Schlaf aufwachte war Alles um mich herum schwarz. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten schaute ich auf die Uhr. Es war halb drei nachts. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich noch eine Nacht gut geschlafen hätte. Obwohl ich ziemlich müde war wusste ich, dass ich nicht wieder einschlafen würde. Ich legte mich auf den Rücken und starrte die Decke an. Mir war gerade eine dämliche Idee gekommen.

Leise stand ich auf und zog mir eine gemütliche Jeans und einen warmen Pullover an, dazu machte ich mir noch einen flauschigen Schaal um. Nachdem ich kurz inne gehalten hatte, um sicher zu gehen, dass wirklich alle schliefen schnappte ich mir ein Paar Stiefel und schlich mich aus dem Schlafsaal. Auch dort lauschte ich kurz und als alles leise blieb schlüpfte ich aus dem Gemeinschaftsraum. In sicherer Entfernung zog ich die Stiefel an und lehnte mich an eine Wand. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird kein Lehrer um drei Uhr nachts durch die Gänge laufen, die mussten ja auch irgendwann schlafen.

Ziellos schlenderte ich durch die menschenleeren Gänge der Schule. Nach einer Weile war ich an der Wendeltreppe zum Astronomieturm angekommen. Ich ging hinauf. Vorsichtshalber lauschte ich, ob eventuell jemand oben war. Als nach fünf Minuten immer noch alles still war ging ich hinauf.

Ich setzte mich in eine Ecke, starrte die Umrisse um mich herum an und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ich dachte an den Tag, an dem meine Eltern mir das Médaillon geschenkt hatten. Danach waren wir zum Bahnhof gegangen und hatten uns verabschiedet. Niemand von uns hätte gedacht, dass es ein Abschied für immer sein würde. Einige Tränen flossen über meine Wangen und tropften auf meine Jeans. Ich griff zu meinem Hals, wo das Médaillon hing. Ich öffnete den Verschluss der Kette und nahm sie in die Hand. Immer noch unter Tränen öffnete ich das Médaillon und schaute mir die Bilder an. Meine Eltern lächelten glücklich und Lottie lachte. Der Gedanke, dass ich sie nie wieder sehen würde geisterte mir immer wieder durch den Kopf. Sie waren für immer weg. Alle Trauer, die ich tagsüber verdrängt hatte kam wieder hoch. Ich begann zu schluchzen und die Tränen flossen in Bächen durch mein Gesicht.

Plötzlich hörte ich leise Schritte. Ich unterdrückte mir einen weiteres Schluchzen und drückte mich so weit es ging in die Ecke. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und lauschte. Die Tränen tropften von meinen Wangen auf die Jeans und ließen mich frösteln.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt