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Isabelles P.O.V
Als ich zwei Stunden später den Ravenclawgemeinschaftsraum verließ fühlte ich mich wenigstens etwas besser und hatte meine Emotionen soweit im Griff, dass ich überlegen konnte, was ich als nächstes tun würde beziehungsweise tun musste. Das einzig Sinnvolle war es, den Lehrern alles zu erzählen. Sie würden am Besten wissen, was zu tun wäre und von da an würde es auch nicht mehr in meinen Händen liegen. Es musste einfach verhindert werden, dass Draco noch irgendetwas Schreckliches tat und es dann vielleicht sogar mit einem Tod enden würde.

Für einen ganz kurzen Moment, bevor ich diese Entscheidung getroffen hatte, spielte ich auch mit dem Gedanken mit Draco zu reden, irgendwie zu versuchen ihn zu Vernunft zu bringen und ihn von weiteren Taten abzuhalten. Aber dafür wäre eine Voraussetzung notwendig, die nicht mehr vorhanden war, oder es sogar nie gewesen war, und zwar, dass ich ihm soviel bedeutete, dass er auf mich hören würde. Wer weiß, was er tun würde, wenn ich es versuchen würde. Die traurige Wahrheit war, dass ich ihn nicht mehr im Geringsten einschätzen konnte.

Ich hatte absichtlich gewartet, bis es Zeit zum Abendessen war, um zurück in meinen Schlafsaal zu gehen. Ich hoffte darauf, Hermine nicht zu begegnen und alleine, weil ich das dachte fühlte ich mich schlecht, aber ich wollte das Gespräch über Draco unbedingt hinter mir haben, bevor ich ihr wieder gegenüber trat, ansonsten würde ich ihr nicht einmal in die Augen schauen können.

Als ich die Treppe zum Schlafsaal hoch ging kamen mir Parvati und Lavender entgegen. Letztere schien sich anscheinend wieder beruhigt zu haben. Ich begrüßte die beiden mit einem einfachen "Hallo" und sie erwiderten dieses.
"Hermine ist übrigens nicht hier.", setzte Parvati mich noch in Kenntnis und wäre ich nicht so mit mir selbst beschäftigt gewesen wäre mir der bissige Unterton aufgefallen.

Im Schlafsaal kämmte ich schnell meine Haare, weil sie nach diesem nervenstrapazierenden Tag alles andere als ordentlich waren. Außerdem wusch ich die Reste meiner Mascara von meinen Wangen, sodass ich nicht aussah, als hätte ich gerade zwei Stunden lang geheult, auch wenn dies der Fall gewesen war. Das Schwierigste war aber mich halbwegs zu beruhigen, denn das Gespräch, welches mir bevorstand machte mir Angst. Ich hatte es nicht einmal geschafft meinen besten Freunden etwas von meiner Beziehung mit Draco zu erzählen und jetzt würde ich es einem Lehrer erzählen müssen, denn ich musste mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit erklären woher ich zu wissen meinte, dass er hinter den Angriffen steckte. Eine Lüge als Erklärung wäre zu riskant, denn, wenn sie sich als eine solche herausstellen würde, würde man auch den Rest nicht glauben und niemand würde etwas unternehmen.

Als ich wieder die Treppe hinunter ging raste mein Herz und ich versuchte mich möglichst gut auf die kommende Situation vorzubereiten. Was genau ich sagen würde überlegte ich gar nicht erst, denn das Gespräch könnte vollkommen anders verlaufen, als ich mir jetzt vorstellte. Trotzdem ging ich in Gedanken das gesamte Geschehen, seit dem Tod meiner Eltern, durch, egal wie sehr es wehtat und überlegte wenigstens, welche Punkte ich, zumindest fürs Erste, für mich behalten wollte.

Der erste Punkt war das nächtliche Verlassen des Schlafsaales. So oft, wie ich das mittlerweile getan hatte würde das eine sehr lange Zeit Nachsitzen, wenn nicht sogar eine Suspendierung bedeuten und darauf würde ich gerne verzichten. Das Wegzulassen dürfte auch kein Problem werden, schließlich war die Tageszeit irgendwelcher Treffen irrelevant. Aber beim nächsten Punkt war ich hin- und hergerissen. Ich war mir nicht sicher, ob ich erzählen sollte, dass Draco ein Todesser war. Es war zwar wahrscheinlich der Grund für sein Verhalten und seine eigene Entscheidung, für die er die Konsequenzen tragen können müsste, aber trotzdem wäre das schon echt hart, denn im Endeffekt könnte er dafür in Askaban landen, was für einen Minderjährigen schon ziemlich hart wäre. Außerdem würden die "Anschläge" auf Ron und Katie schon reichen, damit er eine ordentliche Strafe, inklusive Suspendierung, bekam und hier niemandem mehr etwas tun konnte.

Die letzten Meter bis zu McGonagalls Büro versuchte ich wieder, mich so gut, wie nur möglich zu beruhigen.
'Ich war nicht diejenige, die etwas schlechtes getan hat', redete ich mir selbst ein. Es half zwar kaum, aber es entsprach der Wahrheit, zumindest hoffte ich das. Bevor in meinem Gehirn schon wieder Schuldgefühle aufkommen konnten, war ich auch schon da.

Ich schaute mich einmal kurz um. Niemand, außer mir, war hier. Ich klopfte an die Tür, aber erhielt keine Antwort. Ich versuchte es ein zweites Mal - wieder nichts. Verzweiflung begann sich in mir breit zu machen. Ich hatte nicht in Erwägung gezogen, dass sie vielleicht gar nicht da war und ich hatte keinen alternativen Plan. Zur Sicherheit versuchte ich es noch ein drittes und viertes Mal, aber es änderte nichts.

Niedergeschlagen ließ ich mich gegen die Wand neben der Tür fallen. Das war wirklich das letzte Problem, mit dem ich gerechnet hatte und ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Also wartete ich erstmal. Fünf Minuten, dann zehn und nach fünfzehn Minuten sah ich ein, dass ich hier meine Zeit verschwendete. Also musste ich zu irgendeinem anderen Lehrer gehen, was mich noch näher an den Rand der Verzweiflung brachte. Ich hatte mich schon soviel Überwindung gekostet hierher zu kommen und den Entschluss zu fassen mit Professor McGonagall zu reden, aber mit irgendeinem anderen Lehrer zu reden, der mich nicht kannte und vorschnell über mich urteilen würde - nein danke.

Da aber das ganze Selbstmitleid mir nicht weiter helfen würde riss ich mich so gut es ging zusammen und dachte darüber nach zu welchem Lehrer ich gehen sollte, denn ich würde es nicht vermeiden können- und wer wusste, wie lange Professor McGonagall noch weg sein würde.

Mein größtes Problem war, dass ich nicht einfach zu irgendeinem Lehrer gehen konnte, den ich nicht kannte, aber zu einem zu gehen, mit dem ich Unterricht hatte wäre auch blöd, besonders auf längere Sicht.

Letztendlich traf ich eine Entscheidung, die keines der beiden Probleme aufkommen ließ. Vielleicht war es eine zu spontane Entscheidung, aber es schien mir in dem Moment eigentlich die sinnvollste. Letztendlich würden die Lehrer sowieso nur Dumbledore informieren, also konnte ich, wenn ich direkt mit ihm redete den Mittelsmann sogar einfach übergehen und was auch immer danach passieren würde, würde schneller passieren. Außerdem konnte ich mir so sicher sein, dass er es auch wirklich erfahren würde. Und er kannte mich wenigstens ein wenig wegen meiner Freundschaft mit Harry. Vielleicht hatte ich dadurch sogar noch einen Vorteil, dass Harry Dumbledore anscheinend so wichtig war.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt