Zeremonie der Jungen | Kapitel 2

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"Ich will ja jetzt niemanden in den Sand setzen, aber ich denke, es ist keine sonderlich gute Idee, sieben Jungen auf einmal zu ernennen." räusperte sich die alte, silberne Kätzin skeptisch, um in das Gespräch über die Zeremonie, das Eisvogel und Zahnlücke führten einzusteigen.

Eisvogel zuckte kurz mit dem Ohr und setzte zu einer Antwort an, wurde jedoch von dem zweiten Ältesten unterbrochen:

"Ich schließe mich Silbermottes Meinung an, das Vorhaben von Wellenstern ist töricht. Wenn sie dann Krieger werden, haben wir fast keine Schüler mehr, nur noch Windjunges und Lilienjunges!" der struppige Kater rückte sich in seinem weichen Moosnest zurecht, das der junge Krieger ihm zuvor gerichtet hatte.

"Ich teile zwar eure Meinung, aber das wird schon alles gut gehen. Schließlich wird es auch nach der Zeremonie irgendwann wieder neue Jungen geben." schmunzelte der silberblaue Kater, dessen Fell von dunkleren Streifen geziert war. "Und außerdem: Der Clan freut sich doch immer über neue Schüler, denn das bedeutet gleich einen Zuwachs an Stärke, nicht wahr?"

Eisvogels blick flog zum Ausgang des Ältestenbaus, der aus einem stark verwachsenen Ginsterbuch bestand. Die Sonne ließ warme Strahlen durch das magere Geäst fallen und warmer Wind wehte von draußen herein.

Silbermotte räkelte sich genüsslich und ließ ihren trüben Blick dann zu Eisvogel gleiten.

Als sie ihre raue, gebrechliche Stimme erhob, zitterten ihre verschlissenen Schnurrhaare. "Das stimmt auch wieder muss ich sagen. Aber wir gehören auch schon zum alten Eisen und haben nicht mehr das beste Denkvermögen wie ihr jungen Hüpfer." Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, während sie in ihrem Nest saß und die wenigen Sonnenstrahlen auf ihren krummen Rücken fielen.

"Alle Katzen die alt genug sind, in den Bäumen oder im Gras zu jagen, rufe ich dazu auf, sich unter dem Sonnenhügel zu versammeln!" Wellensterns kräftige Stimme schallte durch das Lager.

"Es geht los!" Eisvogels Ohren schossen in die Höhe, sobald das letzte Wort verklungen war. "Kommt, ich finde einen guten Platz für euch!"

Der Kater erhob sich auf die Pfoten und wartete auf die beiden Ältesten, die sich langsam zu ihm gesellten.

Draußen angelangt erblickten sie sofort eine kleine Gruppe ihrer Clangefährtin, die sich zum Sonnenhügel, auf dem die Eleganz ausstrahlende Anführer mit ihrem Gefährten schon wartete.

Als sich nach geräumiger Zeit dann alle eingefunden hatten,und die silberfarbene Kätzin mit dunkleren, wellenartigen Streifen dann wieder das Wort erhob, kehrte ruhe im Lager ein.

"Meine geschätzten Clangefährten! Heute haben wir uns gesammelt, damit der SternenClan auf sieben unserer Jungen hinabsehen kann, und sie zu mutigen Schülern des HabichtClans aufgenommen werden können! Feuerjunges, trete vor!"

Der junge Kater schluckte hörbar, tat aber dann das, was ihm gesagt worden war und erhob seinen Blick zur Anführerin auf dem grasbewachsenen, kleinen Hügel mitten im Lager. Der Wind wurde leicht stärker und fuhr ihr durch ihr dichtes Fell.

"Feuerjunges, du hast schon als Junges großen Mut bewiesen, indem du Nachts einen jungen Habicht zusammen mit deinem Bruder Qualmjunges bekämpft und besiegt hast. Lilienjunges wäre nun wahrscheinlich nicht mehr in unseren Kreisen, wärt ihr nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen und hättet euren Mut bewiesen. Deshalb möchte ich dir einen genauso Mutigen Mentor geben. Feuerjunges, du wirst ein Baumjäger werden und dein Mentor wird Weidenbruch sein. Möge er dir all sein Wissen und Talent, das er einst von Zahnlücke erlernt hat, an dich weitergeben!"

Eisvogel bemerkte, wie der bejahrte Kater neben ihm stolz seine Brust herausstreckte. Der stolz leuchtete in seinen halbblinden, bernsteinfarbenen Augen, eine kühle Briese strich durch sein braunes, stoppeliges Fell. Ein Lächeln, das er aufbrachte, ließ Eisvogel einen kalten Schauder über den Rücken fahren. Durch die Narbe, die über seiner Nase posierte, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem düsteren Lächeln, von dem jedes Junge Alpträume bekommen hätte.

Deshalb lächelte der alte Kater nie! Er konnte es einfach nicht mehr, durch diese schaurige Narbe, die sein Gesicht entstellte. Durch eine der unzähligen Geschichten, der Eisvogel gelauscht hatte, wusste der junge Kater, das Zahnlücke einst in einem wilden Kampf um Leben und Tod gegen zwei Füchse gekämpft hatte. Und das alleine. Verwunderlich, wie aus einem der einst besten Kämpfer in allen Clans ein alter, räudiger Ältester werden konnte.

Ehe Eisvogel sich versah, drang Wellensterns Stimme erneut an sein Ohr: "Mit der Kraft des SternenClans gebe ich dir den Namen Feuerpfote! Möchtest du mit dem Wille und der Kraft unserer Ahnen zu einem ehrenvollen und mutigem Krieger heranwachsen!"

"Feuerpfote! Feuerpfote!" Alle Katzen fielen in die feierlichen Glückwunschrufe mit ein. Besonders Zahnlücke rief den Namen des frisch ernannten Schülers in den wolkigen Himmel hinein. Wahrscheinlich eher wegen seinem ehemaligem Schüler Weidenbruch, da er sich aus ganzem Herzen für ihn Freute, aber das merkte fast niemand. Nur Silbermotte und Eisvogel mussten Schmunzeln.

Mit einer abgehackten Schweifbewegung von Wellenstern wurde es schlagartig still. Feuerpfote trabte mit vor stolz geschwollener Brust zu Weidenbruch hinüber und berührte ihn mit der Nase an der des Kriegers  und setzte sich ordentlich neben ihn.

"Nun, da wir nicht unnötig Zeit verschwenden wollen, fordere ich euch beide, Rauchjunges und Qualmjunges gleichzeitig dazu auf, vorzutreten. 

Mit leichter Überraschung in ihren Gesichtern liefen die Brüder Seite an Seite nach vorne. Jeder einzelne Blick im Lager war auf sie gerichtet. Wellenstern faltete ihren buschigen Schweif über ihre Pfoten, bevor sie erneut die ritualen Worte Sprach.

"Rauchjunges, Qualmjunges. Ihr beide seid nun sechs Monde alt, und reif genug, um Schüler zu werden. Rauchjunges, du warst immer anständig und hilfsbereit anderen gegenüber, und hast dich gut um die jüngeren gekümmert. Qualmjunges, du hast großen Mut bewiesen, als du mit Feuerpfote den Habicht besiegt hast. Doch auch warst du sehr tapfer, wie man es nicht mehr von einem Jungen erwarten könnte.

Du hast eine große Narbe davongetragen, die sich  von deinem linken Auge aus quer über dein Gesicht, deinen Hals hinunter bis zu deiner rechten Schulter hinzieht. Es war ein wunder wie stark du damals warst, die meisten hätten so etwas nicht überlebt.

Doch kommen wir zum Wesentlichen: Rauchjunges, deine Bestimmung ist es, ein Baumjäger zu werden. Dein Mentor wird Gewittertanz werden! Möge er dir alles lernen, was er selbst im Schüleralter erlernt hat und aus dir einen prächtigen Krieger machen!"

Der weiße Kater mit den blitzartigen Streifen und dem düsteren, dunkelgelbem Blick, der sein ständiger Begleiter war, trat zu Rauchjunges und berührte ihn Nase an Nase.

"Das hätte ich nicht erwartet." flüsterte Eisvogel zu Zahnlücke hinüber, dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern. Dafür antwortete aber Silbermotte, die das Gewisper auch gehört hatte. Für ihr hohes Alter hatte sie noch ein sehr gutes Gehör, gestand sich der junge Krieger ein. 

"Gewittertanz mag zwar ein ziemlich hartnäckiger, ehrgeiziger und oft schlecht gelaunter Krieger sein, jedoch wird Rauchjunges ruhe und Selbstbewusstsein das wieder ausgleichen." meinte sie in einem beschwinglichem Ton.

Bevor der silber-blaue Kater noch etwas erwidern konnte, unterbrachen Wellensterns Worte seine ablenkenden Gedanken.

"Dein Mentor wird Honigluchs sein!" 

Äh ... was? Ich sollte aufmerksamer sein! Ich Mäusehirn!

Tödliche MelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt