Anführergespräche | Kapitel 5

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"Auf Wiedersehen, Zahnlücke! Hab einen guten Schlaf, Silbermotte!" verabschiedete Eisvogel sich mit einem entgegenkommenden Lächeln.

"Was ist mit mir? Soll ich etwa schlecht schlafen, oder was?" grummelte der alte Kater eingeschnappt und sah Eisvogel vorwurfsvoll an.

"Dir auch schöne Träume, du griesgrämiger Kater!" hang der Krieger aufmunternd mit an. 

"Hab großen Dank, Eisvogel. Dir wünsche ich noch einen besinnlichen, restlichen Tag." murmelte die Älteste mit einem großen Gähner. Ohne ein weiteres Wort stakste sie an Zahnlückes Seite in den Ältestenbau, in dem die beiden hausten. 

Es ist immer wieder schön, mit den beiden zu sprechen.

Glücklich blickte sich der silberblaue Kater, dessen Fell von dunkleren und schwarzen Steifen geschmückt wurde, im belebten Lager um.

Flusszauber, die wunderschöne Kätzin die dies nicht leugnete unterhielt sich mit Thymianasche, dem unauffälligen Spion, der immer eine Lösung parat hatte und dem Strahlenschüler Möwenstrahl, der stehts zur Stelle war, wenn man ihn brauchte.

Um den gut gefüllten Frischbeutehaufen herum stritten sich die Schüler Rußpfote, Hechtpfote und Düsterpfote um das letzte Eichhörnchen, das auf dem Haufen lag. Wie es aussah, hatte die nachtschwarze Kätzin Düsterpfote, den Kampf um das Beutestück so gut wie gewonnen.

Und da saß sie.

Neben dem Eingang des Kriegerbaus, den eine größere Höhle im Fels darstellte.

Ihr schneeweißes Fell schien durch den Schein der am höchsten Punkt stehende Sonne zu funkeln, die blassgrauen, großen Flecken darin erkannte man kaum mehr noch in ihrem kurzen, aber gepflegten Haarpracht. Und ihre smaragdgrünen Augen, sie glitzerten wie zwei wünderschöne Kristalle, schmückten ihre grazile Figur.

Eisvogel biss sich nachdenkend auf die Zunge.

Soll ich sie ansprechen? 

Gerade als er einen Schritt auf die junge Kriegerin zumachen wollte, und zum ersten Wort anhob, wurde er strickt von der befehlshaberischen Stimme von Wellenstern unterbrochen.

"Eisvogel! Folge mir, in meinen Bau! Sofort! Wir haben Wichtiges zu besprechen."

Der Krieger sog die Luft scharf ein und verdrehte dabei genervt die Augen.

Sie sucht sich auch immer die mäusehirnigsten Momente aus, was?

"Ich komme schon!" Rief er seiner Anführerin hinterher und trabte ihr nach, zwar immer noch etwas verärgert, jedoch flutete eine Welle der Neugier diese Emotion weit weg.

Er spürte, wie die kleinen, spitzen Kieselsteine sich in seine Ballen drückten, ihn aber nicht schnitten, als er den Weg zum Anführerbau hinauf hastete, um Wellenstern nicht zu lange warten zu lassen. 

"Nach unserem Gespräch hast du ohne umstände in den Heilerbau zu gehen, Federblut und Lichtseher erwarten dich dort schon." Begrüßte die Anführerin ihn, als er sich unter den Efeuranken in den Anführerbau, der eine kleine Höhle im Sonnenhügel darstellte, tauchte.

"Werde ich machen, Wellenstern." Insgeheim fragte sich Eisvogel, was es den so Wichtiges von den beiden gäbe, jedoch unterdrückte er das verlangen, seine Anführerin danach zu fragen.

Der Krieger sah sich um. Die Wände des Baus bestanden aus trockener, eng zusammengepresster Erde. n der Mitte des kleinen Baues, in dem die Luft stickig und dicht lag, war ein Nest aus frischen ahornblättern, reinweißen Federn und Brombeer- sowie Gierschblüten hergerichtet war. Darum waren dünne, elastische Äste und Zweige zusammengeflochten, die verhinderten, das sich das Nestpolster im Schlaf über den ganzen Boden verteilte. In dem Wall, der jeden Herzschlag näher rücken zu schien, hinterließ in Eisvogel ein verängstigtes Gefühl. Wellensterns Anwesenheit noch dazu verstärkte das ganze. Der Krieger machte sich schon auf eine weitere Standpauke über dies und jenes bereit.

Tödliche MelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt