Kapitel 15

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"Wie bitte? Du bist verletzt?"
"Shawn, du musst mir helfen. Da ist total viel Blut und ich kann nicht aufstehen", weinte ich ins Telefon.
"Wo ist viel Blut, Liara?"
"An meinem Kopf und es tut so weh." Meine Hände zitterten immer noch von dem Schock und ich konnte mein Handy kaum noch festhalten. Ich sah auf meine verschrammten Hände hinunter und bekam noch mehr Panik.
"Liara, was ist passiert, wo bist du?"
"Ich weiß es nicht", stotterte ich panisch.
"Liara, du musst versuchen dich zu beruhigen. Was ist passiert?"
"Ich wurde angefahren. Der Fahrer ist abgehauen und ich habe Schmerzen und da ist so viel Blut." Ich konnte nicht aufhören zu weinen und ich wollte einfach nicht mehr alleine sein.
"Shawn, bitte", schrie ich hysterisch ins Handy, "du musst sofort kommen. Es ist dunkel hier und kalt und alles brennt."
"Liara, du musst einen Notarzt rufen!"
"Nein ich brauche dich, Shawn!" Es herrschte kurzes Schweigen in der Leitung und ein leises Geraschel.
"Liara?"
"Ja?", ich war so froh seine Stimme wieder zu hören und nicht mehr alleine zu sein.
"Du musst dich jetzt umschauen, ob du irgendwo einen Straßennamen sehen kannst. Aber steh bloß nicht auf." Ich hob meinen Kopf und sah mich um. Eine einzige Straßenlaterne erleuchtete die abgelegene Gasse und als ich ein kleines weißes Schild mit schwarzer Aufschrift an einer Hauswand entdeckte, fiel mir ein großer Stein von Herzen. Ich nannte Shawn den Straßennamen und atmete erleichtert auf.
"Ich bin auf dem Weg zu dir. Teddy fährt mich."
"Shawn, bitte leg nich auf."
"Auf keinen Fall, Liara. Du musst jetzt einfach ruhig bleiben und versuchen wach zu bleiben, okay?"
"Mein Kopf tut weh."
"Liara, wir kommen dich jetzt holen und fahren dich in ein Krankenhaus. Es wird alles wieder gut."
"Ich muss nicht ins Krankenhaus, Shawn."
"Darüber diskutiere ich gar nicht mit dir, Liara. Du wurdest angefahren und das muss sich ein Arzt ansehen, egal wie harmlos es ist." Von weitem sah ich wie Scheinwerfer die Straße erleuchteten und endlich war ich nicht mehr alleine.
Shawn kam sofort aus dem Auto gerannt. "Oh Gott", sagte er und kniete sich zu mir runter. Tränen der Erleichterung liefen mir über die Wange. Ich sah genau, dass Shawn meine Stirn musterte und versuchte seine Besorgnis in seinem Gesichtsausdruck zu unterbinden.
"Ist es so schlimm?", fragte ich und fasste mir erneut gegen die Stirn.
"Fass es lieber nicht an", sagte er und hielt vorsichtig mein Handgelenk fest.
"Dann schauen wir mal ob du aufstehen kannst." Teddy war inzwischen auch aus dem Auto gestiegen um zu helfen. "Hey Liara, ich bin Teddy." Es war ein schlechter Zeitpunkt sich kennen zu lernen, trotzdem versuchte ich mir ein Lächeln auszuzwingen. "Was für ein Idiot macht so etwas und haut dann einfach ab?", fragte Teddy und schüttelte entsetzt den Kopf.
Shawn legte meine beiden Arme vorsichtig um seinen Hals und zog mich langsam nach oben. Mir war schwindelig und meine Beine schmerzten im Stehen noch mehr. "Wir sollten einen Arzt rufen", hörte ich Teddy sagen, musste mich jedoch darauf konzentrieren nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
"Ich muss zu keinem Arzt. Das Blut wasche ich mir im Hotelzimmer ab und dann ist alles wieder gut, oder nicht?" Shawn schüttelte unglaubwürdig den Kopf. "Ich glaube nicht, dass es damit getan ist. Denkst du du schaffst es bis zum Auto?" Ich nickte schweigsam und humpelte mit Shawn an meiner Seite in Zeitlupe zum Auto. Er half mir einzusteigen und setzte sich zu mir auf den Rücksitz. Mir war kalt und die Schmerzen hatten kein bisschen nachgelassen. Meine Kopfschmerzen wurden immer stärker und meine Angst immer größer. "Shawn", ich griff nach seiner Hand, "ich glaube mir wird schlecht. Wir müssen anhalten." Ich hatte mich noch nie so schlecht gefühlt. Ich wusste nicht mehr was mit mir passierte. Teddy hielt sofort am Straßenrand an und ich stieg aus und ließ mich auf das Wiesenstück an der Seite auf alle Viere nieder. Mir wurde so übel, dass ich genau wusste, dass ich mich jede Sekunde übergeben würde. Es dauerte nicht lange, bis ich brechen musste und es war mir so unangenehm. "Es wird alles wieder gut, ich bin bei dir", flüsterte Shawn und hielt mir die Haare aus dem Gesicht. "Du musst einen Arzt rufen, Teddy. Wir können sie so nicht weiter transportieren." Ich bekam die Hälfte nicht mehr mit. Ich konnte nicht mehr, hatte keine Kraft mehr und wollte einfach nur, dass ich von all dem Nichts mehr mitbekomme. "Shawn, meine Sachen sind alle noch im Hotel." Ich lag inzwischen auf der Wiese und ich konnte nur noch verschwommen sehen. "Mach dir darüber jetzt mal keine Gedanken. Es kommt gleich Hilfe." Shawns Stimme war leiser als gewohnt und ich hatte das Gefühl er würde in Zeitlupe sprechen.
Alles was danach passierte, bekam ich nur noch in Bruchteilen mit. Die Sanitäter transportierten mich auf der Trage in den Krankenwagen. Sie stochen mir eine Nadel in meine Hand und Shawn war die ganze Zeit bei mir. Ich wurde immer schläfriger und schlief irgendwann ein. Das nächste Mal als ich aufwachte, lag ich in einem Bett. Ich hatte wirklich starke Kopfschmerzen und das waren leider nicht die einzigen Schmerzen, die ich zu spüren bekam.
"Liara, du bist wach", sagte Shawn und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Wie geht es dir?"
"Ich habe Schmerzen und wo bin ich überhaupt?" Ich sah mich um und meine verletzte Hand hing an einem Tropf. "Du hast eine Gehirnerschütterung, einige Knochenprellungen und Schürfwunden. Deine Handgelenke sind gestaucht, deshalb solltest du sie wenn möglich ruhig halten." Shawn streichelte vorsichtig über meine Hand. Ich fing an zu weinen, da ich einfach nur verzweifelt war. Wäre ich nur nie hergekommen, dann wäre das alles nie passiert. "Hey, das wird schon wieder", sagte Shawn ruhig und streichelte sanft über meinen Arm.
"Habt ihr meine Sachen aus dem Hotel geholt?", fragte ich schluchzend.
"Ja haben wir, aber da wolltest du doch nicht wirklich übernachten, oder?" Seine Aussage stoppte meine Tränen und brachte die Wut in mir hoch. "Es kann sich eben nicht jeder ein Luxushotel leisten, Shawn. Es wäre besser gewesen ich hätte dich gar nicht besucht, dann würde ich jetzt nicht hier liegen."
"Liara, du weißt genau, dass das hier nicht meine Schuld ist, also lass uns bitte nicht streiten, ja?"
"Nicht streiten? Ich bin hergekommen, um dich zu überraschen und du hast meine Nachricht einfach ignoriert!" Ich fasste mir schmerzverzerrt an den Kopf, da meine Stirn anfing zu stechen und irgendwas fühlte sich total komisch an. "Du musstest genäht werden", klärte Shawn meine Gedanken auf. "Liara, ich will ehrlich sein mit dir. Eigentlich ist es nicht der richtige Zeitpunkt um es dir zu sagen, aber ich hatte meine Freundin auf dem Konzert dabei." Als er diese Worte aussprach, fing meine Brust an zu ziehen und ich war mir erst nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Seine Freundin? "Deine Freundin?", sprach ich die Worte laut aus ohne ihn anzusehen. Ich starrte einfach nur auf meine schrecklich aussehenden Hände. Es würde viel Handcreme brauchen, bis alle offenen Stellen wieder zugewachsen waren. Das hier war also alles umsonst? "Schau mich bitte an, Liara." Doch ich konnte ihn nicht ansehen. Die Tränen brannten in meinen Augen, als hätte mir jemand eine Zwiebel direkt in meine Augen gerieben. "Ich weiß ich hätte es dir sagen sollen, aber ich wusste einfach nicht wie. Du wolltest ja, dass wir nur Freunde sind und eigentlich dachte ich es würde dir nichts ausmachen." Ich konnte ihn nicht mehr ansehen. Alles was ich wollte, war, ihn anzuschreien und ihm die Schuld zu geben. Für alles! Ich wollte einfach nur in den nächsten Flieger steigen und so schnell wie möglich weit weg von ihm sein. "Geh jetzt bitte, Shawn", flüsterte ich und starrte immer noch auf meine Hände. "Bitte schick mich jetzt nicht einfach weg, ich kann dich hier nicht alleine lassen, so wie es dir geht."
"Du hast schon genug getan. Verschwinde jetzt einfach." Meine Stimme war kaum noch zu hören und dicke Tränen kullerten aus meinen Augen auf meine Hände. "Weinst du?" 
Ich sah wütend zu Shawn auf, der mit besorgtem Gesichtsausdruck auf dem Stuhl neben meinem Bett saß.
"Was hast du eigentlich nicht verstanden, Shawn?!", schrie ich wütend. "Du sollst verschwinden!", setzte ich hinterher und sah ihn eindringlich an. "Liara, bitte sei doch vernünftig. Du kennst hier doch niemanden. Lass mich doch wenigstens nach dir schauen solange du im Krankenhaus liegst. Ich mache mir wirklich Sorgen."
"Ich denke in diesem Krankenhaus sind genug Menschen, die nach mir schauen und zum Flughafen schaffe ich es dann gerade noch alleine."
"Komm schon, Liara! Du willst doch jetzt nicht einfach abreisen und kein Wort mehr mit mir sprechen. Dafür hast du doch den langen Weg zu mir nicht aufgenommen."
"Ja, du hast Recht, Shawn. Eigentlich bin ich mit anderen Absichten zu dir gekommen, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Geh jetzt einfach. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir geholfen hast, aber jetzt möchte ich, dass du einfach gehst." Ich wusste nicht, was schlimmer gewesen wäre: Die ganze Nacht verletzt auf der Straße liegen zu bleiben, oder von Shawn zu erfahren, dass er eine Freundin hatte. Zum Glück wusste er nicht, was ich ihm eigentlich sagen wollte. Ich konnte ihm jetzt nicht mehr sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte und unserer Beziehung eine Chance geben wollte. Schweigend verließ Shawn das Zimmer und ich brach in Tränen aus. "Mach's gut, Shawn", flüsterte ich und verkroch mich unter meiner Decke.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 19, 2019 ⏰

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