VII: UDMP

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Das Erste, dass Karina auffiel, als sie die kleine Hütte betrat, waren die Symbole. Um genau zu sein, war es auch das Einzige, dass ihr auffiel, da sich in dem Häuschen nichts weiter befand. Die Wände, der Boden, selbst die Decke waren von eigenartigen Runen bedeckt. Jedes dieser Zeichen schön einzigartig zu sein, mit unglaublich fein ausgearbeiteten Linien. Jedoch konnte Karina ein gewisses Muster erkennen, die Zeichen als Ganzes liefen an der Wand, in der sich die Tür befand, zusammen. Auf der Tür waren allerdings keine Zeichen, nur ein kleines, gleichseitiges Dreieck befand sich in der Mitte. Karina runzelte die Stirn. Entweder hatte diese Helen die Wahrheit gesagt, oder sie war wirklich einfach nur irre. Die Zeichen funkelten im Tageslicht- oder strahlten sie etwa ein eigenes, leichtes Glimmen aus? Nun, unmöglich wäre das immerhin nicht, luminiszierende Farbe fand man mittlerweile in jedem Bastelgeschäft. Helen schloss die Tür hinter ihnen und nun hatte Karina Gewissheit. Die Zeichen strahlten tatsächlich ein blasses, violettes  Licht aus. Das Dreieck an der Tür leuchtete sogar mit der Helligkeit einer Glühbirne. Die Ermittlerin schluckte. Helen berührte das leuchtende Dreieck mit zwei abgespreizten Fingern und verrenkte ihr Handgelenk um 70°. Das dumpfe, violette Licht umhüllte ihr Gesicht wie ein morbider Schleier, als es bizarre Schatten in dem kleinen, dunklen Raum warf. Egal welche special effects Helen da benutzte, Karina war definitiv beeindruckt. Die zarten Lippen der schwarzhaarigen Frau formten tonlose Worte. Karina konnte sie nicht entziffern. Das Licht wurde immer heller, die Schatten immer dunkler, stärker, tiefer. Karina konnte keine Konturen mehr erkennen, die Welt bestand nun nur noch aus schwarzen und weißen Flächen, die sich langsam und zäh veformten. Nach ungefähr 30 Sekunden war der Spuk vorbei und das Licht verschwand schlagartig. Ihre Augen brauchten ein paar Sekunden, um sich an ihre Umgebung zu gewöhnen. Als sie blinzelnd die farbigen Flecken von ihrer Netzhaut verbannte, blieb Karina ein tobloser Schrei in der Kehle stecken. Die winzige Steinhütte war nicht mehr da, das Gemäuer war vollkommen verschwunden. Stattdessen befanden sie sich in einem hohen, fensterlosen Raum aus Stahl. Das war unmöglich, dachte die Ermittlerin. Alles hatte sich verändert, die Höhe, die Breite, das Material, das Licht. An der einzigen Tür des Raumes saß sogar ein kleiner Mann, der sie grantig anstarrte. Das einzige, dass an dem Raum gleichgeblieben war, war Helen. Der Gedanke, dass diese Information Karina's letzter Halt war, trug nicht gerade zur Verbesserung der allgemeinen Situation bei.

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