Einige Wochen später...
„Oh wow!", waren Jimins Worte als er Yoongis Anwesen in Seoul betrat. Der schwarze, indische Schiefer auf dem er wandelte verlieh dem Haus etwas unheimliches, doch durch die strahlend weißen Wände und die zahlreichen Spiegel, die überall im Hause hingen, ergab es eine angenehme und fast mystische Mischung, mit der er sich verbunden fühlte.
„Sir, Sie sind wieder da ?", sagte eine weibliche Stimme, die einen mexikanischen Klang mit sich trug.
„Sophia, dass ist Park Jimin", sagte Yoongi, während Jimin sich neben ihn stellte und die Dame mittleren Alters betrachtete, die seinen Freund Sir nannte.
„Guten Tag, Sir, herzlich Willkommen", sagte sie höflich, während Jimin ein „Guten Tag", heraus drückte und etwas verlegen schien.
Yoongi grinste und fügte hinzu: „Egal was er möchte, ganz gleich was, er bekommt es!"
„Natürlich, Sir!", antwortete Sophia ohne zu zögern, bevor sie wieder hinter einer der vielen Türen verschwand.
„Komm, Jiminie", sagte der Ältere und zog seinen Freund hinter sich her, der seine Blicke immer noch nicht von der riesigen Empfangshalle nehmen konnte.Jimin betrachtete alles und plötzlich fiel ihm der riesige Kronleuchter auf der von der Decke hing, wie etwas das vor einigen Sekunden noch nicht da gewesen war. Etwas das so neu war wie er selbst in diesem Haus. Was ihn so sehr erstaunte; er war nicht wie andere Kronleuchter, er war nicht weiß, nicht mit durchsichtigen Glasperlen behangen. Er war Haselnussbraun, durch und durch. Er stach so sehr aus dem gesamten Bild des Eingangs heraus, wieso hatte er ihn nicht vorher schon bemerkt? Irgendetwas an ihm war besonders, er schien abgrundtief hässlich zu sein aber man konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden. Er zog einen in seinen Bann und ließ den Jüngeren nicht mehr aus diesem heraus.
„Das ist ein besonderer Kronleuchter, alles Handarbeit.", erklärte Yoongi seinem Freund, der immer noch gefangen war in dem Anblick über ihm. "Er erinnert mich an etwas sehr Besonderes."
„Er ist wunderschön", hauchte der Jüngere, dann folgte er Yoongi in ein Zimmer dessen Wände bestückt waren mit Büchern. Sie befanden sich in der Bibliothek des Hauses diese Tatsache ließ ihn erstarren.
Er hatte mit so einigem gerechnet, aber mit derartiger imposanter Architektur... niemals hätte er es sich so vorgestellt.Yoongi ging zu einem riesigen Tisch hinter dem sich ein prächtiger Stuhl verbarg, er setzte sich hinein und sah aus wie der Herr des Hauses.
Jimin lächelte und schüttelte seinen Kopf. Das ist er ja auch, dachte er, er ist der Hausherr, ihm gehörte dies alles, dieser Prunk, diese in Marmor gemeißelten Skulpturen, die immer wieder das eine zeigen... männliche, präzise geformte Körper. Und wieder lächelte er.
„Was ist so lustig?", fragte Yoongi und schaute zu seinem Freund auf, der dort saß mit dem Brieföffner in der Hand, der metallisch funkelte.
„Nichts, Hyung. Ich komm mir vor wie in einem Traum. Ich meine... bist das wirklich DU hinter dem Schreibtisch? Bist du wirklich so ein Snob geworden wie all die anderen, die wir damals belächelt haben und über die wir uns die Mäuler zerrissen haben? Oder bist du einfach nur ein guter Schauspieler, der hier versucht die beste Vorstellung seines Lebens zu geben? Ich meine, ich kann das einfach nicht glauben; du, dieses Haus... Sophia, die dich mit Sir anspricht. Jackson, einer deiner zahlreichen Bodyguards... nicht zu vergessen der Hummer, den ich draußen hab stehen sehen. Das soll alles dir gehören?", erklärte Jimin.
Yoongi ließ sich genüsslich nach hinten sacken, sein Rücken schmiegte sich an die Rückenlehne des Stuhls und es schien dem Jüngeren als wäre er für ihn schon immer bestimmt gewesen, als hätte das unbehandelte Adlerholz nur darauf gewartet seinen Zweck zu erfüllen, in dem man es zurecht schnitzte, damit Min Yoongi darin Platz nehmen konnte.„Du hast recht, Jimin, es gehört nicht mir. Es gehört ab heute uns.", sagte Yoongi und es fehlte nur noch eine fette Zigarre, die das Bild komplett gemacht hätte, perfekt.
„Wie bitte? Ich meine, gut, ich darf mit dir schlafen... aber sollten wir es nicht langsam angehen lassen?", kam es von dem Jüngeren, der sich nun zu ihm hinter den Tisch bewegte und sich halb auf die Arbeitsplatte setzte.
„Meine Güte, wie langsam denn noch? Ich hab ein paar Wochen bei dir in Busan verbracht, wir haben uns ausgesprochen, haben Nächte lang darüber geredet... über die verfluchte Vergangenheit, und ich will das nun endlich ein für alle mal hinter mir lassen. Wieso können wir nicht einfach hier und jetzt, in diesem Moment, in dieser einen Sekunde neu anfangen? Lass uns ein neues Leben leben, nur wir beide. Komm schon, alles was du hier siehst bedeutet mir nichts. Dieser Glanz... er verblasst in deiner Gegenwart. Ich scheiß auf diesen ganzen Müll wenn ich nur eines behalten darf: dich. Tja, und wenn wir alles haben können, dann ist es doch auch gut. Wir stopfen uns mit Kaviar voll, lassen uns ein Stück Wagyu-Rind auftischen und trinken einen Schluck Mouton Rothschild von 1945, was hältst du davon?", schwärmte Yoongi und riss Jimin vom Tisch hinunter, auf seinen Schoß. Ganz nah kam er ihm und flüsterte ihm ins Ohr: „Sag schon, hört sich das gut an? Sag mir das du hier bleibst und mich ficken willst bis an unser Lebensende."
Jimin lachte wieder leise und schaute in Yoongis undurchschaubare Augen. „Ja ich will, du Spinner!"„Sir?", wurden sie plötzlich unterbrochen und Sophie stand verlegen und leicht errötet in der großen Türe. „Ich sollte Sie an ihren Termin erinnern."
„Termin? Welchen Termin?", fragte Yoongi verwundert.
„Nun ja, Sir, den einen Termin, den.....", sie schaute kurz zu Jimin und dann wieder zu dem Hausherrn und fuhr fort: „Den Termin, den sie jeden Donnerstag wahrnehmen."
Jetzt wusste der Produzent welchen sie meinte und er antwortete fast grob: „Sagen Sie ihn ab! Sagen Sie alle diese Termine ab, verstanden Sophia?"
Sie senkte ihren Kopf und antwortete zögerlich und leise: „Natürlich, Sir!"
Jimin war etwas verwundert. „Was ist das für ein Termin? War er denn nicht wichtig? Ich meine... wenn du ihn jeden Donnerstag hast, musst du ihn vielleicht doch einhalten? Also meinetwegen..."Yoongi unterbrach ihn und stand abrupt auf. Jimin konnte sich gerade noch an der Tischkante festhalten, bevor er gestürzt wäre. „Er war nicht wichtig! Jetzt nicht mehr! Ich will nicht darüber reden, ok? Es war irgendein beschissener Termin, den kein Mensch braucht!"
„Schon gut, tut mir leid, es geht mich ja auch nichts an. Ich werde jetzt mal meine Sachen ins Schlafzimmer bringen.", sagte der Jüngere, der sichtlich enttäuscht war über die harte Reaktion und verließ die Bibliothek.
Yoongi schlug mit seiner Hand feste auf den harten Tisch und zischte. „Ahhhh fuck!" Doch im nächsten Moment schloss er die Augen und genoss den Schmerz, der sich über sein Fleisch legte wie eine Krankheit, die man nicht stoppen konnte. Doch dieser Schmerz war vergänglich. Er wusste, welche Schmerzen die schlimmsten waren. Er brauchte etwas was er hasste, für ihn, den Schmerz. Er liebte etwas, was ihn zerstörte. Und er hatte erfahren wie es war jemanden zu vermissen, den man liebte. Und nun erhoffte er sich von diesem einem Menschen nur zwei Dinge; Liebe und Schmerz.
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24/7 ➛ ʏᴏᴏɴᴍɪɴ
Fanfic➛ Fortsetzung zu Sleepwalker. Sollte vorher gelesen werden, um den Zusammenhang zu verstehen. Was er jetzt brauchte war mehr als nur aufmunternde Worte. Mehr als nur stille Anteilnahme an dem, was er Tag für Tag versuchte zu verdrängen. Das, was er...