Rendre visite au fantôme

9 0 0
                                    

Mein erster Arbeitstag begann. Die Jungs zeigten Verständnis, aber sie freuten sich auch für mich, ja, auch Gerard. Aber dem würde ich sowieso oft genug über den Weg laufen. „Na, vielleicht schaffen wir es, für eine Weile beide Arbeitsplätze zu verbinden, wie ich es zur Zeit tue, Celine. Immerhin siehst du meine Männer noch genug, nicht wahr?“ Ein einstimmiges … Brüllen.

Da konnte ich mein Grinsen nicht verkneifen: „Gott, ihr seid die Besten.“ „Seit dem ersten Tag gehörst du doch bereits zu uns. Auch wenn dein erster Tag nicht gerade lange her ist.“ Ich stieß ihm in die Rippen: „Das schon... aber trotzdem danke ich.“ „Für was? Einmal in unseren Kreisen, immer in unsren Kreisen.“ Wir lachten. „Sehr schön auf den Punkt gebracht, Gordy. Sieh, wir stehen immer hinter dir, was immer dir auch widerfahren mag. Du hast nun Freunde auf die du zählen kannst. Ich versichere dir, uns wirst du nicht mehr so schnell los. Unser Band bleibt bestehen... aber hey, warum reden wir hier wie bei einem Abschied? Lasst uns eher auf den schnellen Erfolg unseres Neuen freuen.“ Und damit stießen wir an.

.

„HEY, Neuer! Du wirst nicht fürs nichts tun bezahlt!“ Ich prustete, anschließend verdrehte ich entnervt die Augen. Die Diva... musste sie mich kontrollieren? „Und Ihr? Wolltet Ihr nicht proben?“ „Nicht frech werden! Meine Eltern unterstützen die Oper!“ Beim nächsten Schluck verschluckte ich mich. Was? Ihre Eltern...? Nein, auch das noch... Gerard und Simon klopften mir auf den Rücken. Warum wurde ich ihr Ziel? Konnte mir das mal einer sagen? Gerard hätte es ebenso treffen können, wo er doch ebenso in der Oper arbeitete. „Nun? Das wusstest du nicht? Aber jetzt weißt du es. Immerhin üben sie ein wenig Einfluss auf die Oper aus. Nun mach!“

War ich etwa ein Arbeitstier für eine verwöhnte Göre, oder was? „Ja, sie kommt gleich. Die Pause ist noch nicht zu e...“ Finster blickte sie zu Gerard: „Mit DIR hat hier niemand gesprochen! Und eure Pausen sind mir egal.“ „Gut, ich komme!“ Gerard flüsterte mir zu: „Wie hast du dich bei ihr so sympathisch machen können? Du tust mir leid.“ Und damit klopfte er mir ermunternd auf die Schulter. Ja, warum ich ihr Ziel war, konnte ich mir ebenso wenig erklären. Also ergab ich meinem Schicksal und folgte der kleinen Primadonna, die etwa in meinem Alter war. „Mademoiselle muss mich nicht gleich so anschreien, ich käme ja sofort.“ „Das glaubst du wohl selber nicht!“

Thehe... ja, da hatte sie durchaus recht. „Ich möchte aber, dass du neben deinem gewohnten Job noch etwas für mich herausfindest.“ „Ach ja?“ „Hm. Aber zunächst bitte ich dich, dass du für die Bühnenbilder achtest von oben aus... Ich möchte nicht dass mir etwas geschieht während den Proben." Fraglich schaute ich sie an: „Wer sollte Ihnen was anhaben wollen?“ „Wer weiß, vielleicht der Operngeist? Oder jemand, der damals Carlotta boykottiert hatte...“ „Operngeist?“ „Jawohl. Wegen ihm ist die Oper ja abgebrannt. Ich will, dass du diesen Sachen auf den Grund gehst.“ „Warum ausgerechnet ich...?!“ Die Diva zog mich hinter einem Vorhang und nagelte mich gegen die Wand hinter mir. „Du bist doch so mutig und kräftig... außerdem, willst du doch noch hier arbeiten, nicht wahr?“

Sollte das eine Erpressung sein? „Und was bekomme ich dafür, wenn ich dem nachgehen soll?“ „Was du willst...“ Ich schluckte schwer, als ich spürte wie eine ihrer Hände an meinem Bein entlang glitt, bis sie zwischen meinen Beinen fassen wollte. Doch ich befreite mich aus der peinlichen Lage: „Wie wäre es mit dem Vorschlag, dass Ihr mich in Ruhe lassen werdet?“ Sie grinste mich hinterlistig an. Was ging in ihrem Kopf nur vor? ... „Wie du willst, mein Schöner. Vorausgesetzt du bist erfolgreich.“ „Aber natürlich...“ „Aber viel hast du nicht zu bieten, oder?“ Mit verengten Augen sah ich ihr in die Augen. Doch sie blickte mir ebenfalls selbstsicher in die Augen.

Provokant drückte ich sie nach hinten, worauf sie erschrocken aufschrak. Ich hauchte ihr gegen den Nacken: „Wenn Mademoiselle gewisse Qualitäten meint, so kann ich nur sagen, dass ich darin sehr bewandert bin und jede noch so anspruchsvolle Frau  nicht enttäuscht habe.“ Provokant lächelnd starrte sie mich an, als mein Blick wieder ihren Augen galt. „So?“ „Sogar schenkten mir einige ihr Herz. Und was glaubt Ihr was ich gemacht habe?“ Mein ernster Blick fixierte den ihren. „Ich brach den armen jungen Dingern ihre Herzen. Dafür war ich bekannt. Ich war der Herzensbrecher. Jungs und Mädels legten mir ihre Herzen zu Füßen wohl wissend, dass ich keinem von ihnen auch nur im Ansatz würdig bin. Und brach allen ihre Hoffnungen. Und ich lasse mich nur recht ungerne bedrohen, müsst Ihr wissen.“ Ich lies von ihr ab.

Darf ich dich lieben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt