Mein schweigsamer Begleiter führte mich wieder in das Kämmerlein nach oben, wo ich mich wieder ankleiden konnte. „Ich muss Mademoiselle bitten, dass sie...“ „Nennen Sie mich gefälligst nicht so! Bitte...“ Er knurrte aggressiv, da ich ihn unterbrochen hatte. „Ich dürfte dich bitten, Mädchen, dass du über das was du gesehen hast stillschweigen legst, hörst du? Und mich vergisst du am besten gleich mit!“ „Monsieur, Ihr habt mir noch nicht gesagt, wer Ihr seid.“
„Das braucht dich nicht zu interessieren...“ „Verzeiht das Eindringen unter diesen Umständen...“ „Nun geh!“ Sehr freundlich der Mann. „Es herrscht ein Gewitter draußen, Monsieur. Erlaubt mir wenigstens heute Nacht hier zu schlafen.“ Daraufhin erhellte ein Blitz die dunkle Räumlichkeit. „Hast du Angst?“ Empört fauchte ich: „Nicht das wir uns hier falsch verstehen, Monsieur! Ich habe keine Angst vor dem bisschen Gewitter. Nein im Gegenteil, ich liebe Gewitter! Nur habe ich nicht vor ohne Ersatzkleidung draußen zu duschen!“ Ein miauen am Fenster. Der mysteriöse Mann öffnete eiligst das Fenster um die Katze hereinzulassen, nachdem er mir einen finsteren bedrohlichen Blick zugeworfen hatte.
„Wie siehst du denn aus, meine Süße? Na komm herein...“ Mit durchnässtem Fell und wenig erfreut über diesen Zustand sprang die Kleine auch schon in das Zimmerchen herein. Nun miaute sie grummelnd während sie in den Raum tappste. Mitten im Raum schüttele sie ihr Fell durch. „Ich vergaß das Fenster offen zu lassen...“ „Wie ich sehe hast du bereits Bekanntschaft mit meiner Katze gemacht.“ „Wie mans nimmt, Monsieur.“ Sein Blick ruhte noch auf mir. „Also schön... meinetwegen. Nun komm. Nach dieser Nacht möchte ich dich hier nicht wieder sehen unter diesen Umständen!“ Und mit diesen Worten führte er mich in sein unterirdisches Reich. Natürlich verband er mir dafür die Augen.
„Das war mit Sicherheit das Phantom. Du hast das Phantom der Oper gesehen.“, erklärte mir Meg aufgeregt am nächsten Morgen in meiner Pause. „Nun, ich würde eher meinen, dass er ein verrückter alter Narr war, der mit seinem Aufzug einen auf geheimnisvoll macht, mehr nicht. Noch nicht einmal seinen Namen gab er preis...“ „Aber... er hat dich mit dem Pendjab Seil bedroht... und du warst in seinem Reich...“ Belustigt schaute ich der jungen Giry in die Augen. Sie schien es ernst zu meinen. Denn sie war bleich im Gesicht als ich ihr über die vergangene Nacht erzählt hatte.
In der Tat, gab ich nicht meine beste Seite preis. War wohl keine gute Idee gewesen. „Wie kannst du nur so über ihn reden? Vielleicht hört er dich?“ Ich lachte, was sie noch mehr verunsicherte. „Selbst wenn er lauschen sollte und dieses Phantom wäre, was habe ich für ein Problem, wenn er die Wahrheit nicht verkraftet?“ „Celine! Ich meine es ernst! Hier gab es schon zu viele 'Unfälle', ich weiß wovon ich spreche. Ich warne dich nur vor. Bitte und nicht so laut...“ „Verzeih, ich wollte dir keine Angst machen...“ Enttäuscht über meinen Unglauben entschwand sie wieder in den großen Bühnensaal.
„Hast du der Kleinen Angst gemacht?“ Gerard lief mit ein paar Holzbrettern an mir vorbei. Ich zuckte nur mit den Achseln. „Na komm helf mir mal... die Leiter steht vorne am Eingang. Bring sie rüber.“ „Mach ich.“ Es war bereits Nachmittag und die Sonne schien hoch am Himmel. Sie glühte einem wahrlich, wenn man sich ihr aussetzte. Da war ich noch froh, in dem Gebäude mich zu beschäftigten. Ich half Gerard bei seiner Arbeit und reichte ihm die Bretter, die er brauchte um sie am Ort zu befestigen. Ich wusste, dass ich eigentlich nichts mehr in der Oper zu suchen hatte, nach dem gestrigen Vorfall. Denn beliebt war ich sicherlich nicht mehr, wenn ich je gewesen war. Die Angestellten der Oper hielten sich auf Abstand oder starrten mich einfach kritisch an.
Ein Glück, dass mir L'étoile an dem Tag noch nicht über den Weg gelaufen war. Denn das konnte ich zu dem Zeitpunkt noch am wenigsten gebrauchen. „Das ist doch noch ein Kind, das dort arbeitet, oder? Die armen Eltern... ich habe gehört die Mutter des Neuen hier soll bei der Eröffnung auftreten. Muss sie sich nicht für ihr Kind schämen?“ Verdammt, konnten die nicht leiser über mich lästern? Mich juckte es in den Fingern ihnen meine Meinung zu sagen oder vielmehr zu zeigen. Doch mehr Ärger wollte ich nicht, auch wenn mir das gewaltig gegen den Strich ging.