Kapitel 2

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Einen Augenblicklich umhüllte Wasser seinen Körper, dann durchstieß er auch schon wieder die Wasseroberfläche. Sofort sah er sich um, wo war dieser Mann geblieben? Konnte er etwa nicht schwimmen?

Er holte tief Luft und tauchte unter, es dauerte einen Moment, doch dann entdeckte er ihn. Nicht schwimmen? Von wegen! Der Kerl schwamm schnell wie ein Fisch, allerdings nicht nach oben, sondern nach unten. Wollte er sich umbringen?

Vielleicht wollte er das tatsächlich, immerhin hatte er selbst angekettet nicht gezögert ihn zu beschimpfen. Aber er war auch kein schlechter Schwimmer, und tauchte ihm sofort hinterher, der Kerl musste schon mindestens zwei Minuten Unterwasser sein und tauchte immer noch. Plötzlich schienen ihn jedoch die Kräfte zu verlassen und er hörte abrupt auf sich zu bewegen. Er würde ertrinken!

Mit schnellen, kraftvollen Zügen tauchte er abwärts, dann – endlich – erreichte er ihn und holte ihn mit sich hinauf. Wenn er ihm jetzt wegstarb... schoss es ihm durch den Kopf. Dann tauchte er auf und schwamm zum Schiff, wo seine Leute bereits eine Leiter hinab gelassen hatten.

So gut es ging kletterte er die Leiter hinauf und zog den Kerl mit sich. Oben angelangt nahm einer seiner Männer den Mann sofort entgegen und legte ihn hin. „Er lebt noch,“ rief er. Erleichterung durchströmte ihn und er lies sich schwerfällig auf die Holzplanken fallen.

So tief und lange war er wahrscheinlich noch nie getaucht. Es grenzte an ein Wunder, dass der Kerl das überlebt hatte. Hastig rappelte er sich auf, er konnte vor seinen Männern unmöglich schwach wirken. Das würde die Arbeitsmoral nicht gerade stärken. Schon meldete der Erste sich zu Wort.

„Ey, Käptn, warum hasse den nich einfach ersaufen lassen?“

Er drehte sich um und funkelte den Kerl an, der es wagte, ihn anzuzweifeln. „Ich habe beschlossen, dass der Kerl mit aufs Schiff kommt und dann versucht er sich zu ertränken? Hätte ich das zugelassen, wäre das eine Beleidigung gewesen.“

Er war überrascht, wie leicht ihm diese Lüge über die Lippen gekommen war. Aber es stimmte, warum hatte er ihn gerettet? Im Wasser war ihm nicht einmal die Idee gekommen, dass es seinen Stolz verletzen würde, ihn ertrinken zu lassen. Also warum sorgte er sich um diesen Mann? Er konnte es wirklich nicht sagen.

„Macht Sinn,“ brummte Lan. Der Typ war ein bisschen neben der Spur, ansonsten jedoch eigentlich erträglich, was auf seinem Schiff nicht selbstverständlich war.

„Der will immer noch nich aufwachen,“ meldete sich jetzt wieder Key.

„Bringt ihn einfach in meine Kajüte,“ ordnete er an. Key und Jus schienen ihn gemeinsam anheben zu wollen, Jus viel jedoch mit einem Ruck auf den Hintern, als Key den Mann Wiedererwartens einfach allein hoch hob. Er stieß einen Pfiff aus.

„Wow, ham die dem überhaupt was zu essen gegeben? Der Kerl wiegt nichts, dabei sieht der gar nicht mal so dünn aus.“

Kopfschüttelnd trug er ihn weg. Er selbst ging jetzt die Treppe zum Steuermann hoch, wo er diesen anwies, dank dem zusätzlichen Proviant, noch weiter zu fahren, als eigentlich beabsichtigt. Dann kehrte er um und ging zu seiner Kajüte, Key war längst wieder weg, hatte jedoch vergessen die Tür zu zumachen. Depp. Weshalb er im Rahmen stehen blieb und aufs Bett sah, dort lag der Mann, noch immer bewusstlos, mit ausgestreckten Gliedern.

Sein Gesicht sah irgendwie friedlicher aus als vorhin in der Zelle. Da hatte er wirklich so ausgesehen, als meinte er ernst, was er gesagt hatte. Was ihn wohl soweit getrieben hatte, dass er bereit war, sich eigenhändig das Leben zu nehmen? Und überhaupt, was hatte er dort gemacht? Er hatte diesen Mistkerl von einem Kapitän des anderen Schiffes gekannt und er war niemand gewesen, der aus Mitleid Gefangene machte. War er vielleicht der Sohn irgendeiner reichen Familie und diente der Geldbeschaffung?

Moonlight - Finstere Nacht (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt