Kapitel 10

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Tief seuftzte er und schüttelte den Kopf. Es war schlichtweg erdrückend zu sehen, dass Ryuga ihm immer noch nicht genug vertraute um offen zu sprechen.

Aber wenn er noch nicht bereit dazu war, half es auch nicht nachzubohren. Er kannte Ryuga inzwischen gut genug um zu wissen, dass dieser sich zu nichts zwingen lies.

"Du weißt aber schon, dass du ein wirklich miserabler Lügner bist, oder?"

Überrascht sah Ryuga mit großen Augen zu ihm hoch, er wurde wieder rot im Gesicht und wandte schnell den Blick ab.

"Gar nicht wahr," murrte er, doch sogar ihm selbst schien aufzufallen, dass seinen Worten jegliche Überzeugung  fehlte.

Also ging Honmaru nicht weiter darauf ein. Wenn es wichtig war, worüber auch immer er sich den Kopf zerbrach, würde er schon noch damit heraus rücken.

Einem plötzlichen Impuls folgend hob Honmaru die hand und rubbelte Ryuga aufmunternd durchs Haar. In stiller Dankbarkeit schmiegte sich dieser an seine Seite, glücklich über die ihm gegebene Wärme. Beruhigend lies er schließlich seinen Arm auf Ryugas Schulter ruhen.

"Wird schon wieder werden," sagte er kurz bevor sie in den Lärm der Küche eintauchten, wo ihre trute Zweisamkeit mit einem Schlag zerstört wurde.

Es war sogar noch voller als die Male zuvor und es war ein Wunder, dass irgendjemand in diesem Chaos auch nur sein eigenes Wort verstehen konnte. Doch trotz der Überfüllung hatte Airi sie bereits entdeckt und kam - die sitzenden Leute vollkommen ignorierend  - mit zwei voll beladenen Tellern auf sie zu.

Ryuga bewegte sich sofort ein Stück von ihm weg und so sah Honmaru ihm eher missmutig entgegen. Airi blieb überrascht vor ihnen stehen und sah neugierig zwischen ihm und Ryuga hin und her, bevor er ihnen jeweils einen Teller reichte und sich an Honmaru wandte.

"Was ist dir denn über die Leber gelaufen?"

Bedeutungsvoll sah er zu Ryuga hinüber, der jedoch nichts dergleichen bemergte, da er bereits voll und ganz mit seinem Essen beschäftigt war.

"Man sollte doch meinen, du hast was du wolltest."

Doch er grummelte nur etwas unverständliches und wandte sich dann gänzlich Ryuga zu. Beinahe Augenblicklich stahl sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen, als er sah, wie begeistert Ryuga über sein Essen herfiel.

Dabei war es nur gewöhnlicher Zwieback und ein wenig Pökelfleisch, dass Airi recht beschaulich hergerichtet hatte. Ryuga musste also genauso hungrig gewesen sein, wie er selbst auch.

Schweigend aßen sie auf und auch Airi kehrte kurzerhand an seinen Platz hinter der Theke zurück. Es dauerte nicht lange, bis sie ihre Teller gelehrt hatten und Honmaru nahm Ryuga geschickt seinen Teller ab, bevor dieser selbst los laufen konnte, um ihn wegzubringen.

"Ich geh schon. Wir wollten ja ohnehin noch nach deinem Byakuren suchen."

Ryuga nickte neugierig darauf, was Honmaru wohl vor hatte und blieb wo er war. Er konnte ihm ja schlecht die ganze Zeit nachlaufen. So beobachtete er nur wie Honmaru mit seinem breiten Rücken durch die Menge zur Theke pflügte und die Teller dort abstellte.

Dann drehte er sich um, hob beide Arme über den Kopf um die Aufmerksamkeit der Männer zu erhaschen und rief mit dröhnender Stimme:

"Hey!"

Sofort wandte jeder anwesende im Raum sich ihm zu und der Lärm verstummte wie automatisch.

"Ich suche eine schwarze längliche Waffe, die zusammen mit den Schwertern bei unserem letzten Überfall erbeutet worden ist. Kann mir jemand sagen, wer sie sich genommen hat?"

Einen Moment blieb es stumm umsie herum und die Blicke der Piraten huschten von einem zum anderen. Dann hob schließlich jemand einen kurzen schwarzen Metallstab in die Höhe.

"Das hier?"

Honmaru ging auf den Mann zu und bedeutete Ryuga ebenfalls zu kommen.

"Ist es das?" fragte Honmaru ihn.

Kurz betrachtete er den Stab, schüttelte dann jedoch den Kopf.

"Nein, das ist kein Byakuren. Nur ein gewöhnlicher Kampfstab."

Wortlos reiche Honmaru dem Mann die Waffe zurück und dankte ihm mit einem knappen Nicken.

"Sonst hat niemand etwas ähnliches unter den Waffen entdeckt?" 

Nach erneutem offenkundigem Zögern meldete sich ein weiterer Mann.

"Touji hatte sowas bei sich. Ich weiß nicht wo ers her hat, aber es könnte durchaus sein, dass ers siche rst kürzlich geaschnappt hat. Ich hab son Teil jedenfalls noch nie gesehen."

Honmaru klopfte dem Mann kameradschaftlich auf die Schulter.

"Das hört sich doch schon mal nach etwas an." sagte er dann zu Ryuga, bevor er sich erneut an den Mann wandte.

"Da er sich nicht gemeldet hat, gehe ich mal davon aus, dass Touji nicht hier ist? Weißt du zufällig, wo er sich herum treiben könnte?"

Der Mann grinste schelmisch, wodurch er auf Ryuga wirkte, wie ein kleines Kind, das Mist gebaut hatte und Honmaru zog vorsorglich beide Brauen hoch.

"Nun, zumindest sollte er gerade Wache halten, aber wer weiß was der gerade so treibt."

Honmaru seuftzte nur und schüttelte ergeben den Kopf.

"Und wo finde ich den Burschen am ehesten?"

Einen Augenblick überlegte der Mann, dann mischte sich ein anderer ein, noch bevor er überhaupt zu worte kommen konnte.

"Also ich würde ja im Nest nachsehen, dort vertreibt er sich meistens die Zeit."

"Danke." sagte Ryuga lächeln und der Mann klopfte ihm seinerseits auf die Schulter, als Honmaru ihn schnell aus dem Raum heraus schob.

Überrascht sah Ryuga zu ihm auf.

"Was ist?"

Doch erstmalig war es Honmaru, der nun seinem Blick auswich.

"Nichts, ich dachte nur wir sollten uns beeilen und ihn suchen, es wird ja schon fast wieder dunkel."

Stirnrunzelnd sah Ryuga zu ihm auf. Er verstand Honmaru einfach immer noch nicht und das frustrierte ihn mehr, als er es für möglich gehalten hätte.

"Wenn du mir nicht sagst, was du mit bestimmten Gesten bezweckst, dann habe ich keine Ahnung, was du mir damit sagen willst! Ich verstehe dich eben immer noch nicht, also musst du mir bestimmte Dinge sagen!" 

Moonlight - Finstere Nacht (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt