Kapitel 8

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"Ich habe schon ettliche wunderbare Sonnenuntergänge auf meiner Insel beobachtet, aber keiner von ihnen kann mit diesem hier mithalten! Es ist wohl doch was anderes wenn man sich mit einem Schiff auf hoher See befindet... Erstaunlich."

Honmaru sah ihn lächelnd an.

"In der tat, nichts kann es mit einem Sonnenaufgang im Meer aufnehmen..."

Es dauerte nur noch ein paar wenige Minuten, bis die Sonne vollends untergegangen war und sie in samtene Dunkelheit hüllte.

"Komm, gehen wir rein."

Ryuga nickte noch immer ganz ergriffen von dem Szenario, dass er grade mitangesehen hatte. Stumm gingen sie Seite an Seite die Treppe hinunter und Honmaru ging voran zu seinem Zimmer, als seine Worte schließlich die Stille durchbrachen.

„Wir wollten dir ja noch eine passende Waffe suchen.“

Plötzlich schien ihm jedoch noch etwas einzufallen und er hielt so abrupt an, dass Ryuga fast in ihn hereingelaufen wäre. Überrascht blickte er zu ihm auf.

„Hattest du eine Waffe bei dir, als du gefangen genommen wurdest?“

Stirnrunzelnd legte er den Kopf schief und versuchte sich an das Geschehene zu erinnern. Wenn er sich nicht ganz irrte, dann hatte er mit den Piraten gekämpft, bevor sie ihn auf ihr Schiff geschafft hatten.

„Ja, soweit ich mich erinnere schon."

Honmaru nickte kurz und bog in einen Gang rechts von ihnen ein, anstatt weiter auf seine Kajüte zuzugehen. Hier war Ryuga noch nicht gewesen und er fragte sich unwillkürlich, was hier wohl sein mochte.

Vielleicht die Lagerräume? Neugierig blickte er sich um, als sie am Ende des Ganges eine Tür passiert hatten. Überall um sie herum lagen Strohsäcke verstreut und vereinzelnd waren sogar Hängematten zwischen den Balken gespannt worden. Das mussten die Unterkünfte der restlichen Piraten sein.

Und tatsächlich lagen sogar noch ein paar Piraten herum und schliefen. Wohl die Nachtschicht, wie er vermutete. Doch Honmaru schien der Schlaf seiner Männer grade wenig zu interessieren, so ging er auf eine der Hängematten zu und beförderte den dort schlafenden im hohen Bogen auf die Holzdielen.

Alarmiert sprang der Mann wieder auf und begann lautstark zu Fluchen, bis er seinen Kapitän erkannte und rasch verstummte.

„Wo sind die erbeuteten Waffen gelandet?“ fragte Honmaru prompt.

Einen Moment kratzte der Mann sich am Kopf, was ihn auch nicht grade schlauer aussehen lies, dann deutete er grummelnd nach rechts.

„Alles was noch da ist, liegt in der Ecke.“

„Was noch da ist?“

Honmaru zog beide Augenbrauen hoch, was der Mann nur mit einem Schulterzucken abtat.

„Das meiste wurde schon geplündert.“

Honmarus Gesichtsausdruck wurde wenn möglich noch finsterer.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, das autorisiert zu haben. Wer hat sich alles was genommen?“

Auf diese Frage folgte jedoch nur ein erstaunlich ratloser Blick.

„Woher sollte ich das wissen? Bin ich Jesus, oder was?“

Honmaru gab ein genervtes Schnauben von sich und winkte den Kerl fort. In der Ecke vor ihnen lag ein ganzer Haufen von Waffen. Alles mögliche, von kleinen Revolvern bis zu Schwertern, Dolche und allerlei Messerchen.

„Ist was von dir dabei?“ fragte Honmaru mit zusammen gezogenen Brauen.

„Wenn nicht müssen wir wohl oder übel gucken, wer sich alles was genommen hat.“

„Mal sehn.“ murmelte Ryuga und ging auf den Haufen zu.

Eine ganze Weile kramte er darin herum, ohne jeden sichtlichen Erfolg, als sich Honmaru wieder einschaltete.

„Wenn du nichts findest, kannst du dir ruhig etwas anderes aussuchen. Nimm dir was du willst.“

Ryuga hatte unterdessen ein Langschwert aufgehoben und wog es prüfend in der Hand.

„Das Problem ist, dass ich mit mehr Kraft zuschlage – wenn ich kämpfe – bei normalen von Menschenhand geschmiedeten Klingen, könnte es durchaus sein, dass sie zerbrechen. Das wäre in einem Kamp sicherlich nicht von Vorteil.“

„Und wer hat dann deine Waffe geschmiedet?“

Ohne zu ihm aufzublicken legte er das Schwert wieder weg und suchte weiter.

„Ich habe all meine Waffen eigenhändig geschmiedet.“

„Tatsächlich?“

Angespannt verharrten seine Hände einen Augenblick zwischen den Schwertern. Was würde Honmaru davon halten, dass er Schmieden konnte?

„Ich hätte nicht gedacht, dass du der Schmiedekunst mächtig bist.“

Mit einem viel zu leisen Zischen, als das Honmaru es hätte hören können, stieß er die angehaltene Luft aus und machte sich wieder an die Arbeit. Honmaru klang nicht so, als würde er das seltsam finden.

„Ich hatte ja genügend Zeit dazu, es zu lernen.“

Plötzlich erhellte sich sein Gesichtsausdruck und er sah grinsend zu Honmaru empor als er ihm einen Dolch reichte.

„Der ist von mir. Jetzt fehlt nur noch mein ‚Byakuren’.“

Honmaru hob den Dolch vor sein Gesicht und besah ihn sich von allen Seiten.

„Was ist ein Byakuren?“

„Eine Art Kampfstab,“ antwortete Ryuga und Honmaru reichte ihm den Dolch zurück.

Er nickte nachdenklich, den Blick noch immer auf die Waffe gerichtet.

„Der Dolch sieht tatsächlich erstaunlich fein gearbeitet aus. Allerdings glaube ich nicht, dass ich so ein Metall schon einmal gesehen habe.“

„Das wage ich zu bezweifeln, es ist sehr selten und ich habe es auch nur, weil ich es zu meiner Zeit als Kriegsherrn einem meiner Feinde abgenommen habe.“

Unglücklich blickte er dann zu Honmaru auf.

„Mein Byakuren ist nicht hier.“

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Moonlight - Finstere Nacht (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt