Kapitel 4

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Der Kerl war einfach ausgewichen, noch bevor er auch nur etwas hatte unternehmen können! Er schien jedoch noch immer überaus angespannt zu sein, weshalb er ihm ohne zu zögern mit Griff voran eines der Schwerter unter die Nase hielt.

„Hier, ich will sehen, was du drauf hast, also werden wir ein wenig gegeneinander kämpfen.“ In einer einzigen geschmeidigen Bewegung nahm er ihm das Schwert aus der Hand und brachte sich in Stellung. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert und sah jetzt leicht amüsiert aus.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du mich in einem Zweikampf schlagen kannst, oder?“ Er schien sehr von sich selbst überzeugt zu sein, er sollte besser aufpassen.

„Weshalb denn nicht? Ich bin mit Abstand der beste Kämpfer auf dem ganzen Schiff, so schwach bin ich also nicht.“ Leicht hob er sein Schwert an und der Mann tat es ihm gleich.

„Das ist ein schlecht geschmiedetes Menschenschwert mit dem ich keinerlei Kampferfahrung habe, aber ich denke es sollte genügen, um dir eine Lektion zu erteilen. Weißt du, ich mag nämlich überhebliche Menschen am wenigsten!“ Au, das tat weh, er mochte ihn anscheinend wirklich nicht, aber er glaubte dennoch nicht, dass er ihn verletzen würde. Er würde zumindest versuchen, ihn zu kriegen, sonst wurde am Ende tatsächlich noch sein Stolz verletzt.

Ohne Vorwarnung hob er das Schwert an und lies es nieder sausen. Anscheinend ohne jegliche Anstrengung parierte er den Schlag, machte jedoch keinerlei Versuch ihn zu attackieren, weshalb er erneut angriff. Auch diesen Hieb wehrte er ab, musste jedoch ein wenig zurück weichen. So würde er nicht zu ihm durchkommen, aber immerhin war er ein Pirat, wer hatte gesagt, er musste fair spielen?

„Weißt du, dafür, dass du mich nicht leiden kannst, stehe ich umso mehr auf dich, du bist genau der Typ Mann, den ich gern in meiner Kajüte habe.“

Es wirkte! Augenblicklich wurde er rot und strauchelte leicht. Er setzte nach, doch anstatt zu Boden zu gehen – wie er es erwartet hatte – sprang er hoch und landete mit einem eleganten Satz auf der Reling.

„Du wirst noch herunter Fallen, wenn du so herum hüpfst. Ich werde dich bestimmt nicht noch mal aus dem Wasser fischen.“

Ohne sich um zu drehen machte er einen Schritt nach hinten, und das obwohl die Reling an dieser Stelle gerade einmal eine knappe Hand breit war! Er war wirklich geschickt, bei ihm sahen diese Bewegungen so einfach und natürlich aus. Erneut schlug er zu, doch der Mann wich wieder aus, was sollte das? Wollte er ihn provozieren? Wenn ja, dann funktionierte es.

„Na, was ist? Ist dir schon der Mut vergangen?“

Ein Funkeln trat in seine Augen, er schien einen Nerv getroffen zu haben. Jetzt griff er an, sein Stil war aggressiv, durch den Höhenunterschied jedoch überaus effektiv. Mit nur einem Hieb entwaffnete er ihn, glitt in eine Hockende Position und hielt ihm vollkommen ruhig die Waffe an die Kehle. Trocken schluckte er, diese Situation behagte ihm ganz und gar nicht. Aber der Mann schien wirklich brillant mit seinem Schwert umgehen zu können.

„Also gut, ich gebe auf.“

Die Augen des Mannes waren eiskalt.

„Ich könnte euch als Geisel nehmen und verlangen, das man mich freilässt, jetzt wo ihr so leichtsinnig geworden seit, mir eine Waffe auszuhändigen.“

Der Ton mit dem er sprach grenzte an ein fast schon hypnotisierendes Gurren. Ohne jedoch eine Antwort, oder auch nur eine Reaktion abzuwarten wandte er sich ab, sprang von der Reling und warf ihm das Schwert vor die Füße.

„Vergiss nicht, dass ich kein Mensch bin, einer von euch allein wird mich niemals besiegen können.“

Er wollte sich schon umdrehen und gehen, da packte er ihn am Arm. Ein wenig Blut tropfte aus einer Schnittwunde hinab.

Moonlight - Finstere Nacht (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt