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Es verging Stunde um Stunde. Die Tage zogen vorbei. Und ihr Körper war noch nicht bereit, um aus dem Tiefschlaf geholt zu werden.

Sebastian war wieder komplett gesund und verbrachte fast jede Minute bei Suna. Durch ein kurzes Video für YouTube entschuldigte sich der junge Mann bei seinen Fans. Er hing sehr hinterher was seine Videos anging. Und er fühlte, dass ihm YouTube fehlte. Es war ein Teil seines Lebens und es war seltsam, wenn er nicht vor der Kamera saß. Aber Suna hatte für ihn Vorrang. Er hatte sich in sie verliebt. Und er wollte sie nie wieder loslassen.

Mit geschlossenen Augen lag sie in dem Bett des Krankenhauses und ein Schlauch führte zu ihrem Handgelenk. Ein Beatmungsgerät bedeckte ihre Nase und ihren Mund. Es war ein Anblick, wie Sebastian ihn nur aus Filmen kannte. Aber es war die Realität. Der Unfall war wirklich passiert. Er hatte das ganze Blut wirklich gesehen.

Langsam betrat er wieder ihr Zimmer. Seit zwei Wochen lag sie im Koma. Für Sebastian fühlte es sich wie zwei Monate an. Die Zeit verging nicht. Er versuchte sich, durch seine Videos abzulenken. Sie erschienen nicht regelmäßig. Aber ab und zu hatte er die Motivation, sich vor die Kamera zu setzen. Max stützte ihn viel. Er nahm ihm einen Teil der Sorgen, indem er versuchte seinen Bruder etwas abzulenken. Viel brachte es nicht, aber immerhin ein kleines bisschen.

Leise nahm er sich einen Stuhl und zog ihm zu Suna's Bett. Immer wieder hatte er die Hoffnung, dass ihre Augen einfach von selbst aufgehen würden. Aber die Ärzte wollten sie noch nicht zurück holen. Sie sagten immer, dass Suna noch Zeit bräuchte. Manchmal wollte Sebastian den Ärzten wirklich an die Gurgel gehen. Aber er hielt sich zurück. Sie taten lediglich ihren Job und versuchten seine große Liebe zu retten. Er wollte nicht undankbar erscheinen.

„Bitte... ich bitte dich Suna. Erhole dich schnell. Ich vermisse dich. Ich kann nicht ohne dich leben. Ich bin unendlich süchtig nach dir. Du fehlst uns allen. Deiner ganzen Familie. Wir allen wollen dich zurück. Du lässt dir ganz schön Zeit.", flüsterte er mit Tränen in den Augen und nahm ihre linke Hand, die nicht mit einem Schlauch verbunden war. Sie war kalt. Nicht eiskalt. Aber kalt. Sachte drückte er einen Kuss auf ihren Handrücken und legte sie danach unter die Decke.

Er verbrachte fast den ganzen Tag im Krankenhaus. So wie die Tage davor. Er war quasi ein Dauergast im Krankenhaus. Es war ein Gutes, dass er sich selbst nicht ignorierte und sich um seinen Körper kümmerte. Er aß regelmäßig und machte weiterhin ein bisschen Sport. Letzteres auch, da es ihn ablenkte.

Als die Besuchszeit vorbei war betrat Dr. Groß das Zimmer und bat Sebastian wie jeden Tag, nun das Zimmer zu verlassen. Er wollte die Werte von Suna kontrollieren. Dabei durfte keine andere Person im Raum sein. Nur noch eine Schwester war dabei.

Und wie jeden Abend wartete Sebastian vor dem Zimmer auf den Doktor. Jeden Abend fragte er, wie Suna's Werte waren. Und meistens bekam er die Antwort „Sie braucht noch Zeit. Aber ihr Zustand verschlechtert sich nicht.".

Doch heute war es anders.

„Wie geht es ihr?", fragte Sebastian Dr. Groß und blickte ihn erwartungsvoll an. Jeden Abend hatte er die Hoffnung auf eine andere Antwort.

„Sie ist soweit. Morgen werden wir damit anfangen, sie aus dem Koma zu holen.", sagte der Doktor mit einem Lächeln. Sebastian konnte es nicht glauben. Sie würde aufwachen. Nach einer Zeit, die ihm unendlich vorkam. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Endlich, würde alles beim Alten sein.

Als er zuhause war, stürmte er durch die Wohnung um Max zu finden. Dieser saß wie zu erwarten in seinem Zimmer und nahm gerade ein Video auf. Erschrocken blickte er an der Kamera vorbei auf die Tür, welche plötzlich aufging.

„Was ist los?", fragte dieser verwirrt und konnte nicht verstehen, wieso Sebastian so stark grinsen musste.

„Morgen holen Sie sie aus dem Koma."

Max konnte es nicht fassen. Endlich war es soweit. Nun trug auch er ein Grinsen im Gesicht.

Er versuchte das Video noch schnell zu beenden und suchte dann sofort wieder Sebastian auf. Dieser saß im Wohnzimmer und hatte sein Handy in der Hand. Max erkannte, dass sein Bruder gerade Taddl geschrieben hatte. Beide waren verdammt glücklich. Das Warten hatte sich gelohnt. Sie würde endlich aufwachen.

Als Max im Bett lag, kam ihm ein Gedanke. Der Gedanke daran, dass Suna ihr Gedächtnis verloren hatte. Er hatte es Sebastian und den anderen immer noch verschwiegen. Wollte Ihnen nicht noch mehr weh tun. Im Stillen betete er, dass Suna die gleiche wie vorher war. Sonst würde es nicht gut ausgehen.

Gespannt wartete die gesamte Familie vor der Tür zu Suna's Zimmer. Die Ärzte waren gerade darin und machten Suna bereit. Sie stellten die Geräte ab und sorgten dafür, dass sie ohne Probleme aufwachen konnte. Jeder war angespannt. Sie alle hofften, dass es keine Probleme geben würde und das sie schnell wieder mit nach Hause kommen konnte.

Als die Ärzte das Zimmer verließen, stellten sie die Forderung, dass nur zwei Personen ins Zimmer dürften und dass sie leise sein sollten.

Schnell war entschieden, wer in das Zimmer durfte. Taddl und Sebastian würden gehen. Max gab T den Vortritt und hoffte im Stillen auf Suna's Gedächtnis.

Die beiden jungen Männer betraten still das Zimmer und konnten sofort erkennen, dass Suna die Augen öffnete. Ohne die ganzen Geräte sah sie viel gesünder aus. So, als ob sie nur geschlafen hätte und gerade aus einem tiefen Traum erwachte.

T musste lächeln, als er seine beste Freundin wach sah. Tagelang hatte sie die Augen geschlossen gehabt und sah aus, als ob sie jede Sekunde sterben könnte. Doch nun sah sie wunderbar aus. Gesund. Etwas blass aber gesund.

Als ihre Augen komplett offen waren, blickte sie verwirrt zwischen Taddl und Sebastian hin und her. Diese zwei fremden Männer, die einfach in ihr Zimmer kamen. Sie kannte sie nicht, keinen von beiden. Warum grinsten sie so? Und wer waren sie?

„Wie gehts Dir?", fragte Taddl leise und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Sebastian blieb neben ihm stehen.

„Wer seid ihr?", fragte sie nur verwirrt und rutschte ängstlich etwas unter die Decke.

Wer seid ihr?

Sebastians Herz zersprang in tausend Teile. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte nicht wahr sein! Sie erinnerte sich nicht an ihn?

Sun • Eskay | KrancrafterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt