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Diese Nacht sollte für Suna und Sebastian niemals enden. Keiner von beiden wollte diese wundervolle Zeit enden lassen. Ja, es war perfekt. Für sie beide war es perfekt.

Sie stellten sich gegenseitig Fragen. Fanden die verrücktesten Dinge über den Anderen heraus. Lernten sich besser kennen. Wollten immer mehr wissen. Ihre Neugier sollte gestillt werden. Mit allen möglichen Mitteln.

"Seit wann wohnst du bei den anderen?", fragte Sebastian Suna. Sie saßen sich mittlerweile gegenüber. Die Stimmung war locker. Nicht mehr so ruhig wie am Anfang.

"Seit etwa zwei Jahren.", antwortete sie ohne irgendeine Art von Begründung oder Erklärung. Sebastian nickte. Genau das schätzten die beiden sehr. Ja, sie waren beide neugierig. Aber wenn sie merkten, dass der andere nicht über ein Thema reden wollte, respektierten sie das. Und Suna wollte nicht über ihre Zeit vor dem Umzug zu ihrer neuen Familie reden. Allgemein wusste kaum einer etwas über ihre Vergangenheit.

"Hast du noch weitere Geschwister außer Max?", fragte Suna jetzt und setzte sich in eine gemütlichere Position.

"Ja, eine kleine Schwester.", sagte er und bewegte sich auch etwas hin und her um sich umzusetzen.

"Ist Suna wirklich dein echter Name?"

Sie musste schlucken. Sofort wirbelte ihr Kopf falsche Gedanken auf. Die Gedanken, welche sie so gut es ging aus ihrem Gehirn verbannte. Eben die, die mit ihrer Vergangenheit zu tun hatten. Innere Schmerzen traten auf. Ihre Seele schmerzte. Ihr Kopf tat weh und ihre Gedanken brüllten. Sie schrien ihr zu, dass sie ihm die Wahrheit sagen solle. Man konnte ihm vertrauen. Und er würde dieses Vertrauen sicher nicht ausnutzen. Aber konnte sie sich da so sicher sein? Einst gab sie einer Person dieses Vetrauen. Und diese Person verletzte sie auf eine schreckliche Art und Weise.

"Nein, es ist nicht mein echter Name. Eher eine Abwandlung davon."

Sebastian nickte mit einem Lächeln. Suna war wirklich ehrlich zu ihm. Das schätzte er sehr. Er hatte von Taddl gehört, dass sie nicht vielen Menschen vertraute. Es war eine Ehre, wenn man ihr Vertrauen genießen durfte.

Max hatte ihm von seiner Begegnung mit Suna am Mittag erzählt. Beide waren über die Offenheit von Suna verwundert, wo sie doch von den anderen als sehr verschlossen betitelt wurde. Aber vielleicht täuschte der erste Eindruck auch nur. Keiner wusste wirklich, was in Suna's Kopf vorging. Über was sie jeden Tag nachdachte, wenn sie auf dem Balkon einschlief. Keiner verstand so richtig ihre Handlungen. Aber das war auch nicht schlimm. Jeder schätzte ihre Existenz und jeder war froh, dass sie sich der kleinen Familie angeschlossen hatte. Nicht einmal Taddl, die Person, die sich am meisten mit Suna unterhielt und noch das meiste über sie wusste konnte alles über sie erzählen.

Daher wunderte es Sebastian, dass sie sich so ihm gegenüber öffnete. Er hoffte, dass das nicht mit einem Mal enden würde. Er mochte sie. In seinen Augen war sie etwas wirklich besonderes.

"Richte Max schöne Grüße aus.", sagte Suna leise. Sie hatten sich nun eine ganze Zeit lang in die Augen gesehen. Beide hatten bemerkt, dass die Nacht nicht mehr lange andauern würde. Der Mond hatte seine Runde gedreht.

Suna stand auf und schulterte wieder ihren Rucksack. Es erinnerte sie sehr an die Situation von heute Mittag. Auch Sebastian erhob sich.

"Werde ich."

Er würde sie vermissen. Die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte er sehr genossen. Es war entspannend und aufregend zugleich. Geheimnisvoll und informativ. Sie war geheimnisvoll und aufregend.

Suna machte sich auf den Weg zu den Büschen und der Mauer.

"Suna?", rief Sebastian ihr hinterher. Verwundert drehte sie sich um. Wieder schienen die Strahlen des Mondes auf ihn hinab. Seine Haare strahlte im Mondschein und seine Muskeln, welche Suna insgeheim sehr anziehend fand, wurden wieder von dem ebenso strahlenden Shirt betont. Er sah aus wie ein Engel. Ein wunderschöner Engel.

"Ich hoffe wir sehen uns beim nächsten Treffen wieder.", sagte er nun etwas leiser. In seinen Augen keimte die Hoffnung auf, das wundervolle Mädchen wieder zu sehen. Die Faszination, die sie ihm brachte, wollte er nicht missen.

Mit einem Lächeln nickte Suna nur und ließ Sebastian hinter sich.

Dieser sah ihr noch einige Sekunden hinter her. Auch wenn sie nicht mehr bei ihm war, spürte er, dass sie in seinem Herzen war. Immer bei ihm.

Er machte sich auf den Weg nach Hause. Kurz checkte er sein Handy und musste feststellen, dass es schon 04:37 Uhr war. Er musste grinsen. Die beiden hatten wirklich eine Ewigkeit am Rhein verbracht. Er hoffte, dass sie gut nach Hause kam. Und irgendwie wusste er, dass es so war. Er fühlte sich, als könne er spüren wenn ihr etwas passierte.

Die Straßen Kölns waren leer. Um die Uhrzeit kein Wunder. Er wurde von keinen Fans angesprochen, wofür er innerlich sehr dankbar war. Diese Truppen an kreischenden Fans, konnten sehr anstrengend sein. Aber er war auch glücklich, dass er so viele Menschen mit seinen Videos erreichte.

Es brannte Licht in Max' Zimmer, als Sebastian die Wohnung von den Beiden betrat. Er fragte sich, warum sein kleiner Bruder noch wach war. Leise zog er sich die Schuhe aus und machte sich auf zu dem Zimmer seines Bruders. Er klopfte an, bekam allerdings keine Antwort. Trotzdem öffnete er die Tür und sah Max am Computer sitzen. Mit Kopfhörern in den Ohren. Deswegen hatte er Sebastian nicht gehört.

Um Max nicht zu sehr zu erschrecken, machte Sebastian das Licht im Zimmer an und Max drehte sich auf seinem Stuhl zur Tür. Er nahm sich die Kopfhörer aus den Ohren und speicherte schnell sein fast geschnittenes Video.

"Wo warst du so lange?", fragte Max interessiert und Sebastian setzte sich aufs Bett. Nein, sein kleiner Bruder war keine über fürsorgliche Mutter. Er interessierte sich einfach für die Dinge, die sein großer Bruder tat.

"Ich hab Suna getroffen.", sagte Sebastian und fing an zu lächeln. Er musste sofort an sie denken. Max musste auch lächeln.

"Sie ist cool oder?", fragte Max und sein Bruder nickte.

"Mehr als nur cool. Sie hat etwas ganz besonderes an sich. Das hab ich irgendwie sofort gespürt.", sagte Sebastian begeistert.

Max nickte.

"Ich glaube, dass das was noch komme wird, sehr interessant wird. Wir drei müssen uns kennen lernen. Uns aneinander gewöhnen. Ich bin gespannt, was passiert.", sagte Max und sein Bruder stimmte ihm zu.

Kurze Zeit später lag Sebastian im Bett. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die Decke bis zur Mitte der nackten Brust gezogen, dachte er an Suna. Dieses zarte, besondere Mädchen. Welches ihn so unglaublich neugierig machte. Er hatte es im Gefühl, dass da eine besondere Bindung zwischen ihnen entstehen würde. Und was Max anging, da war er wirklich sehr gespannt, wie es mit ihm und Suna weiter ging. Es war ein kleiner Gedanke der sich in Sebastians Kopf fraß. Aber er war definitiv da und wollte nicht übersehen werden.

Wir drei werden eine enge Freundschaft aufbauen.

Sun • Eskay | KrancrafterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt