Das Grab des Drachen

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Serina!? Serina!? Alles ist dunkel. Ich bin im Nichts. Nur eine alte Stimme ist da. Sie ruft nach mir. Ich laufe. Wohin laufe ich? Worauf laufe ich? Die Stimme wird lauter. Ich kann nur mich sehen.

Serina!? Da ist es wieder. Finde mich!, dieses Mal ein beschwörendes Flüstern. Wer bist du?, frage ich laut in die Stille. Du mussssst mich finden!, wiederholt die Stimme noch älter, noch eindringlicher und mit einem merkwürdigen Zischen. Wer bist du?, frage ich noch einmal.

Befreie mich!, kommt es von vorne. Nicht, solange ich nicht weiß wer du bist!, rufe ich und warte auf eine Antwort. Ich bin nicht mehr ich. Ich bin ein kräftiges Tier. Eine Schlange. Aber es ist nicht meine Schlangenseele, diese ist größer, kräftige und älter.

Kampflärm um tost mich und ich sehe Ausschnitte einer Schlacht. Ich will schreien, aber meine Stimme gehorcht mir nicht. Der Lärm und die Bilder verändern sich. Mein Schlangenmaul öffnet sich weit und ich zische, mit der uralten raschelnden Stimme: Finnnnde Mich!

Ich bin wieder in meinem Körper und alles was ich sehen kann bin ich. In weiter Ferne, zuckt ein Roter Blitz vorbei, dann noch einer und noch einer. Ein Flammender Kreis entsteht vor mir. Die Blitze jagen auf die Mitte des Kreises zu und bilden eine Rune aus blutroten Flammen. Ich spüre die Hitze, viel heißer, als von einem gewöhnlichen Feuer.

Schlagartig, wird die Rune größer und heller und die Intensität, der Hitze nimmt zu, je näher sie kommt. Ich versuche mich um zu drehen und weg zu laufen aber meine Beine bewegen sich nicht. Ich schreie. Ich verbrenne!

Serina!, eine andere Stimme? Eine Bekannte Stimme! Marias Stimme: Serina!. Ich spüre immer noch das Brennen aber der Schmerz ist erträglich. Die Rune, hat sich in meine Netzhaut gebrannt und erscheint mir als leuchtende Silhouette, als ich Marias Gesicht sehe, das über mir schwebt.

Sie ist wach, sagt sie über die Schulter. Danach, sieht sie mir in die Augen und ihr Kopf zuckt zurück. Was ist?, frage ich verschlafen und richte mich auf, noch immer schwebt das Zeichen in der Luft. Deine... sie sind Blutrot!, macht Maria mich erschrocken aufmerksam und zeigt auf meine Augen.

Ich halte mir die Klinge, meines Jagdmessers als Spiegel vor die Augen und tatsächlich, haben sich sie sich rot gefärbt. Dann sehe ich mich um, die meisten Möbel, in der Nähe meines Bettes, sind verrückt worden und die Tür, des massiven Eichen Schranks, an der Wand ist halb zertrümmert. Was ist denn hier passiert?, frage ich entsetzt.

Das wollten wir dich fragen, entgegnet Denise. Wie, wieso mich?, frage ich verunsichert, Ich habe geschlafen, bis Maria mich geweckt hat! Du..., Maria zögert und tauscht einen kurzen Blick mit Denise, Du hast also rein gar nichts mitbekommen? Nein, wovon?, erkundige ich mich, ich werde langsam sauer: Könnte mir bitte mal jemand erklären, was hier los ist! Du bist zur Schlange geworden!, gibt Denise mir endlich Antwort. Soll das heißen, erkundige ich mich, ich bin im Schlaf, in meine Seele übergegangen? Nein, nicht direkt, druckst sie. Naja, du warst.... Du warst eine Andere Schlange, beendet Maria den Satz nervös.

Ich schweige und denke nach, es hat sich alles so echt angefühlt. Ich betrachte noch einmal die zerstörte Einrichtung und führe mir den Traum vor Augen. Alles hatte sich so real angefühlt, weil alles real war, aber wer ist diese Stimme und wie soll ich sie finden. Der Stollen, brumme ich abwesend und erinnere mich an das Gefühl, das mich im Stollen zur Flucht gezwungen hat.

Wir gehen heute Nachmittag zum Stollen!, sage ich bestimmt und setze mich aufs Bett. Wohin? Zu einem geheimen Stollen, den wir vorgestern entdeckt haben, wir zeigen ihn dir morgen, ich korrigiere mich nach einem Blick auf den Wecker, heute Nachmittag. Daraufhin lege ich mich wieder ins Bett und warte darauf, dass ich einschlafe.

Ich spüre die Blicke meiner beiden Freundinnen im Nacken und versuche das Gefühl zu ignorieren. Nach der Episode fühle ich mich irgendwie anders, irgendetwas hat sich verändert, nicht grundlegend aber irgendwas ist anders. Kurz bevor ich in den Schlaf hinübergleite, zischt die Stimme noch einmal, lang und Eindringlich.

SchlangenzahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt