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Eine Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er

„Pflicht", ertönt Xaviers Stimme. Die süßliche Note des Erdbeerpunsches liegt in der Luft und wird von dem starken Geruch des Whiskeys durchschnitten. Aus den Lautsprechern ertönt der Beat von 'Numb'.


Ich bin kein Mensch der gerne und oft feiern geht, also ist dieser Freitagabend einer der seltenen. Ebenso bin ich noch bei meinem ersten Becher Alkohol und scheine mir höchstens etwas mehr Mut angetrunken zu haben.

Xaviers Aufgabe bekomme ich gar nicht mit. Stattdessen blicke ich überrascht auf, als er sich auf mich zu bewegt. Bevor ich fragen kann was überhaupt passiert, setzt er sich auf meinen Schoß und lässt seine Hände über meine Brust wandern.

„Was zum-", setze ich an, doch zieht er mir kurzerhand den Pullover über den Kopf und streift ihn sich selbst über. Dass ich nun oberkörperfrei in einem Kreis aus Betrunkenen sitze, scheint keinen zu überraschen. Das muss wohl seine Aufgabe sein.

Nachdem er sich umdreht und mit dem Rücken gegen meine nackte Brust lehnt, dreht er erneut die Flasche. Nach ein paar Runden knutschen zwei Kerle auf der Couch herum, ein Mädchen läuft in Unterwäsche durch den Raum und der blaue Teppich ist nun mit Sahne bedeckt.

In meinen Händen befindet sich nun der zweite Becher und vor Müdigkeit liegt mein Kopf auf Xaviers Schulter. „Wahrheit", murmle ich, als die Flasche nun auf mich deutet. Zino legt seinen Kopf nachdenklich schief.

Zino ist dieser bestimmte Klassenkamerad, den man auf jeder Party findet, der am meisten trinkt, der das halbe Haus unter Wasser setzt und nicht einmal einen Kater bekommt. Er war auch derjenige, der das Spiel gestartet hat.

„Bist du in jemanden verliebt?", ertönt nun seine Stimme, während er mich erwartungsvoll ansieht. Ein kleines Gähnen entweicht mir, ehe ich ein 'Ja' murmle. Was ich gerade gesagt habe wird mir erst bewusst, als Xavier mich irritiert ansieht.

-

Stille. Es herrscht vollkommene Stille im Auto. Xavier, der wie erwartet keinen Schluck getrunken hat, sitzt am Steuer und nimmt mich mit zu sich nach Hause. Seine Eltern sind nicht da und er möchte mich im angetrunkenen Zustand nicht allein lassen.

Plötzlich hält der Wagen am Straßenrand, nur wenige Autos fahren an uns vorbei. Der Regen prasselt gegen die Windschutzscheibe und das gedämpfte Licht der Straßenlaternen scheint durch das Glas. „Warum hast du mir nicht erzählt, dass du verliebt bist?"

Unwissend was ich sagen soll, zucke ich lediglich mit den Schultern. Mein Blick bleibt an der Frontscheibe hängen. Zwischen den Regentropfen legen sich winzige Schneeflocken auf dem Glas ab. „Ist es ein Mädchen?", fragt er weiter.

Die Temperatur im Inneren des Autos scheint langsam zu sinken, weshalb ich die Heizung höher drehe. „Ja, ist es", antworte ich instinktiv und blicke ihn wieder an. Das Prasseln wird leiser und immer mehr Schnee fällt auf uns hinab.

Ob es nun an dem Alkoholintus liegt oder an meiner Müdigkeit, aber kurz wirkte es so, als wäre Trauer in seinen Augen aufgeblitzt. „Kenne ich sie?", möchte er nun wissen und wippt mit dem Kopf.

Seine orangenen Haarsträhnen wackeln hin und her, während seine Augen vor Neugier leuchten. „Nein, tust du nicht" Mit einem Mal fällt die Heizung aus. „Woher kennst du sie?", führt er sein Verhör fort.

„Aus dem Internet", nuschle ich. Mein Blick wandert wieder zu der Scheibe, doch der Schnee hat uns nun komplett umhüllt. Das Licht dringt kaum durch das gefrorene Wasser hindurch und eiserne Kälte durchzieht meinen Körper.

„Ich wünsche dir viel Glück mit ihr!"

Oneirataxia [BoyXboy] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt