Die Grippe

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Ich rannte schwer atmend den Flur zum Biologieraum hinunter. Es kam eigentlich selten vor, dass ich zu spät kam, aber gestern hatte ich noch zu lange an meinem Englischreferat gesessen und hatte verschlafen. Meine Tasche knallte auf den Boden und alle Hefte verstreuten sich über den Flur. Na toll. Dann bemerkte ich auch noch, dass ich mein Biologiebuch garnicht dabei hatte. Das gab bei Mr George eine sechs.
Ich überlegte jetzt, ob ich nochmal zum Spind eine Etage tiefer gehen und dann riskieren sollte, dass ich noch später zum Unterricht kam oder dass ich ohne Biologiebuch in den Unterricht ging und hoffte, dass Mr George es nicht bemerkte. Ich saß nur leider in der zweiten Reihe.
Also rannte ich so schnell ich konnte zu meinem Spind im Erdgeschoss und schloss schnell mein Schloss auf. Ich fand mein Biologiebuch unter meinen alten Lateinarbeiten. Die waren auch etwas, was ich am liebsten verbrennen wollte. Ich stürmte wieder nach oben zum Bioraum.
Nun klopfte ich schwer atmend an der Türe an und trat mit hochrotem Kopf ein.
"Ms Hill, würden Sie uns bitte erklären, warum Sie uns heute so spät beehren?", fragte Mr Georg in spitzem Tonfall. Seine Augenbrauen hatte er spöttisch hochgezogen.
"Entschuldigung, ich habe verschlafen", murmelte ich mit glühenden Wangen. Einige Schüler kicherten. Verräter.
"Dann setzen Sie sich doch bitte." Ich ging mit gesengtem Kopf auf meinen Platz.
Einer meiner gefürchtetsten Lehrer auf der Schule: Mr George. Er besaß immer die Dreistigkeit, einen bloßzustellen, wo immer er konnte. Er sah schon sehr sportlich und gut aus, deswegen fanden ihn die meisten Mädchen ja auch so toll. Ich nicht. Er hatte zwar wuschelige blonde Haare, war erst Mitte zwanzig und einen gut trainierten Oberkörper, aber ich stand eher so auf Dunkelhaarige.
John zum Beispiel. Ich glaube wir kamen in den nächsten Wochen zusammen. Ich fand seine braunen Augen so niedlich, wenn er mich immer so anschaute und er hatte seine braunen Haare immer verwuschelt in der Stirn hängen. Ich mochte es wenn er lachte. Dann lachten seine Augen so fröhlich, dass man einfach mitlachen musste. Außerdem konnte man seine Grübchen dann sehen.
Jetzt warf er mir von seinem Platz weiter vorne einen warmen Blick zu. Mein Herz machte einen Hüpfer. Ich lächelte zurück und er fing an zu grinsen. Wir hatten uns schon immer sehr gut verstanden. Das meiste meiner Schulzeit war er mein bester Freund gewesen. Wir könnten fast Zwillinge sein. Er hatte nur einen Tag nach mir Geburtstag. Mittlerweile konnte ich mir mein Leben ohne ihn kaum vorstellen.
Jetzt wedelte ich schnell mit der Hand, weil Mr George in dem Moment zu ihm herüber schaute.
"Mr Steward, würde sie uns erklären, was es mit der Bestäubung von Blüten auf sich hat?", fragte er nun in strengem Tonfall. Wut überkam mich, immer musste Mr George alles kaputt machen. Wenn man auch nur einmal lächelte, konnte man schon fast eine Strafarbeit erwarten.
Zum Glück aber konnte jeder das schon auswendig. Wie oft hatten wir das Thema jetzt schon, fünf bis zehn Mal? Das wusste doch jeder, selbst Nicole, die eitelste und dümmste Schülerin, die immer noch versuchte, Mr George anzumachen. Selbst meine Freundin Leah hatte es nach ein paar Wochen aufgegeben. Mr George hatte schnell klar gemacht, dass man mit ihm überhaupt nicht flirten konnte. Es ließ ihn völlig kalt, selbst wenn man sich noch so viel Mühe gab. Er nahm seinen Lehrerposten sehr ernst. Er duldete nichts, was nicht zum Unterricht gehörte. Ehrlich gesagt, war er ein ziemlicher Streber unter den Lehrern. Er kam ja auch gerade erst frisch von der Uni.
Nun gab John die Antwort: "Wenn die Bienen den Nektar aus den Blüten trinken, bleibt der Blütenstaub an ihnen hängen und wenn sie dann zur nächsten Blume fliegen bestäuben sie diese und es entsteht eine Frucht."
"Korrekt", bemerkte Mr George säuerlich. Kommt davon du Schnösel, dachte ich spöttisch.
Ich grinste und Leah tippte mir von hinten auf die Schulter. Ich beugte mich nach hinten.
Sie hatte braune wellige Haare und ein hübsches Gesicht. Sie war meine beste Freundin auf der Schule. Ich wir hatten uns kennengelernt, als ich eigentlich zu John wollte und aus Versehen an der falschen Türe geklingelt hatte. Ich war damals ziemlich in Gedanken gewesen. Am nächsten Tag wurden wir dann auf einander aufmerksam, bis dahin hatte ich fast garnicht bemerkt, dass Leah auf meine Schule ging.
"Das hat ihm eins ausgewischt", wispert sie aufgeregt, anscheinend hatte sie ihre Schwärmerei für Mr George aufgegeben.
Ich grinste. Dann gab sie mir noch einen Zettel.

Bist du eigentlich schon mit John zusammen?

Ich schrieb schnell zurück und musste dabei lächeln, aber mich durchfuhr auch ein kleiner Stich, dass er mich noch nicht gefragt hatte.

Nein, noch nicht, aber bald. ;)

Ich grinste und sie grinste zurück. Dann schrieb ich wieder eifrig mit, weil ich nicht noch einmal von Mr George erwischt werden wollte.
Der Unterricht war mal wieder unendlich lang und wollte nicht enden. Ich hing meinen Tagträumen nach, aber dabei hielt ich meinen Blick auf die Tafel, damit Mr George dachte, ich würde dem Unterricht folgen. Ich musste mich dabei aber darauf konzentrieren nicht einzuschlafen, weil mir ein paar mal schon die Augen zufielen.
Nach der Stunde hatte ich Mathe mit Leah, da saß ich neben ihr. Ich seufzte, als ich daran dachte, dass Leah mich jetzt die ganze Stunde über John ausfragen würde.
Auf dem Flur standen die meisten Schüler in Gruppen und unterhielten sich, ein ganz normaler Tag. Dachte ich.
Ich ging mit ihr zu Mathe und die Befragung fing an. Ich gähnte, ich hätte vielleicht gestern früher anfangen sollen. Ich wusste nicht, wie ich den Tag überstehen sollte.
"Sag mal, warum hat John dich eigentlich noch nicht gefragt?", stellte sie als erst Frage.
Ich trank einen Schluck aus meiner Cola-Flasche, um Zeit zu schinden., danach war ich ein bisschen wacher.
"Äh, ich weiß nicht. Vielleicht... ist er zu .... schüchtern?", sagte ich leise.
"Ach was", plapperte sie. "John und schüchtern? Das passt nicht zu ihm. Vielleicht ist er sich noch nicht sicher und möchte noch warten oder..."
Sie redete die ganze Stunde über und sie hatte es nur Mrs Celfrides schlechtem Gehör zu verdanken, dass wir keine Strafarbeiten bekamen. Sie erörterte, was John Beweggründe wären, einmal sagte sie sogar, dass er ja vielleicht schon eine Freundin hatte, ich lachte.
In der Pause sagte Leah:
"Sag mal, Em ist irgendwas? Du siehst ganz blass aus."
Ich fasste mir an die Wange. "Ja, ich war gestern etwas spät im Bett wegen dem Englischreferat. Ich hoffe ich habe es nicht vermasselt."
Ich gähnte wieder und rieb mir die Augen.
Leah beäugte mich misstrauisch.
"Ehrlich, mir gehts gut ich bin nur ein bisschen müde", murmelte ich halb verschlafen.
"Englischreferate sind nicht gut für dich", stellte Leah fest. "Ich hole dir mal einen Kaffee", bot sie an und ging zum Kiosk.
Als sie zurückkam, trank ich den Kaffee schnell aus und danach war ich wieder fit.
Nach der großen Pause, in der ich John leider nicht entdeckt hatte, hatten wir Englisch. Ich hielt mein Referat, musste mich aber schon wieder darauf konzentrieren nicht einzuschlafen. Normalerweise wurde ich ganz nervös, wenn ich vor der Klasse stand.
Wir würden aber erst nächste Stunde die Noten bekommen.
Jackie, meine andere Freundin war jedoch begeistert. Hoffentlich hatte sich die Mühe gelohnt, ich hatte noch ein Uhr recherchiert und war dann todmüde ins Bett gefallen.
In der Mittagspause sah ich John endlich. Er saß mit Leah am Tisch. Ich hatte eine Ahnung, was es zu Essen gab, der Geruch war einfach zu abartig.
Ich schaute auf ihre Teller. Toll, es gab Bohnen mit Bratkartoffeln. Hatte ich also gerade richtig gerochen, als ich in die Kantine kam.
Ich setzte mich neben die beiden, ohne mir etwas zu essen zu holen. Wir hatte nur noch zwei Stunden Unterricht, dann würde ich mir etwas beim Kiosk holen.
"Em, willst du nichts?", fragte mich John. "Du kannst was von mir haben." Ganz der Gentleman.
"Nein, danke. Ich hol mir nachher was beim Kiosk, wie immer", fügte ich noch hinzu. John lachte, ich musste einfach mitlachen.
"Wir werden hier noch arm, was?", grinste er.
"Auf jeden Fall", lächelte ich. In seiner Gegenwart fühlte ich mich einfach gut.
"Na, ihr zwei Hübschen? Wie läuft es denn so?", fragt Jackie und setzte sich mit einem Teller voller Bohnen neben mich. Sie hatte schwarze Schulterlange Haare, in die sie sich eine grüne Strähne gemacht hat. Meine Mutter hatte die ersten Male komisch geschaut, als Jackie zu uns kam, war aber dann damit einverstanden. Ich fand es stand ihr, aber ich würde es mir selbst nie machen lassen.
Ich unterdrückte ein Würgen und fragte: "Wie kannst du so einen Mist essen? Da wird einem ja schon vom zugucken schlecht."
In der Tat stand mir mein Frühstück bis zum Hals als der Frische Bohnengeruch zu mir herüber wehte. Ich schlug mir die Hand vor den Mund und rannte aus dem Saal.
"Hey, Em. So schlimm ist...", hörte ich John noch rufen.
Mein Frühstück kroch mir langsam den Hals hoch und ich schluckte um nicht in die Cafeteria zu kotzen.
Ich schaffte es nur bis vor die Mädchentoilette, dann erbrach ich mich leider mitten auf den Flur. Keuchend stützte ich mich auf den Knien ab.

ICH DANKE ITHILRIN FÜR DEN SCHÖNEN TRAILER!

FayrityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt