Aus der Türe zum Arztzimmer kam Louan. Er schaute erschrocken, als er mich sah.
"Em?! Was machst du denn hier?", fragte er.
Ich hielt meinen Arm hoch, wobei er schmerzhaft pochte. Louan riss bestürzt die Augen auf, als er das blutudruchtränkte Küchentuch sah und eilte zu mir.
"Was ist passiert, Em?", meinte er.
"Bis ausgerutscht", presste ich hervor und kniff die Augen zusammen. Die Schmerzen wurden immer schlimmer.
"Warte hier", befahl er und kam kurz darauf mit einer Ärztin wieder. Wahrscheinlich hatte er seinen Charme spielen lassen.
Er half mir auf und ich schwankte. Er stützte mich bis zum Behandlungszimmer, wobei mir immer wieder schwarz vor Augen, und legte mich auf die Liege.
"Können Sie mir sagen, was passiert ist?", fragte die Ärztin Louan.
"Em?", sagte er und sah mich fragend an.
"Mir ist eine Schüssel Nudeln umgefallen. Ich bin ausgerutscht und in einer Scherbe gefallen", keuchte ich und erwartete, dass Louan jetzt lachen würde.
Doch er lachte nicht, sondern sah mich besorgt an.
Mein Gesicht war tränennass und meine Haare klebten mir im Gesicht. Mir wurde wieder schwarz vor Augen und ich drehte den Kopf zur Seite und schloss die Lider. "Em!", rief Louan panisch.
Doch ich war so erschöpft und glitt ins Leere...
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Stimmen weckten mich und ich schlug blinzelnd die Augen auf.
"Em! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", rief meine Mum. Sie saß auf einem Stuhl neben meinem Bett.
Moment! Das war gar nicht in meinem Bett! Ich lag in einen Krankenzimmer. Das sterile hellgrün schreckte mich generell ab, als ich mal mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus eingeliefert wurde. Damals war ich sieben und hatte panische Angst.
Ich setzte mich auf.
"Ganz ruhig", sagte meine Mum. "Sie haben dich noch hier liegen lassen, damit du dich ausruhen kannst."
Da fiel mir alles wieder ein. Die Nudeln, mein Arm, das Krankenhaus und Louan.
Ich schaute auf meinen Arm.
"Sie haben gesagt, er sei gebrochen", sagte Mum. "Sie" waren wohl die Ärzte. Ich schaute auf. Draußen vor meinem Zimmer unterhielt sich Louan mit einem Mann, der ihm sehr ähnlich sah. Nur war der etwas größer. Das war wohl sein Bruder Jean.
Mum folgte meinem Blick. "Dein Freund hat mich angerufen, dann bin ich sofort hergekommen", meinte sie.
"Wie lange habe ich geschlafen?", fragte ich heiser. Das war das erste mal, dass ich etwas sagte.
"Nur zwei Stunden. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, du hast so viel Blut verloren und bist deswegen ohnmächtig geworden. Die Schiene musst du vier Wochen tragen", informierte sie mich.
Seufzend bewegte ich meine Finger. Wenigstens war das nicht eingeschränkt. Da konnte ich wenigstens Klavier spielen, aber Tennis fiel aus.
"Wie ist das eigentlich passiert?", fragte sie und deutete auf meinen Arm.
"Ich habe mir die Finger verbrannt und die Schale mit Nudeln nicht richtig auf die Anrichte gestellt. Sie ist runtergefallen und als ich mich nach den Scherben gebückt habe, bin ich auf den Nudeln ausgerutscht und in die Scherben gefallen", erklärte ich und beobachtete Louan.
Er und sein Bruder schienen über etwas zu streiten. Jetzt schaute Louan jedoch zu mir und sah, dass ich wach war. Er sagte noch etwas zu seinem Bruder und drehte sich um. Jean ging davon.
"Ich lass euch jetzt mal alleine", murmelte Mum und stand auf. "Ich fahre eben zur Arbeit und melde mich dort ab. Du hast übrigens einen netten Freund. Er kümmert sich um dich."
"Mum!", protestierte ich mit rotem Kopf. "Er ist nicht mein Freund!"
Sie grinste. "Soll ich dich noch abholen?"
"Schon gut, Mum. Louan kann mich nach Hause bringen."
"Gut, ich bin dann weg", sagte sie und gab mir noch einen Kuss auf den Kopf und ging aus dem Zimmer.
Louan kam durch die Türe und setzte dich auf den freien Stuhl neben mir.
"War das dein Bruder?", fragte ich ihn neugierig.
"Ja, deswegen war ich auch hier, als du ankamst." Er lächelte. "Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du?"
Ich grinste. "Tut mir leid, aber ich glaube, heute ist mein Pechtag."
Er riss bestürzt die Augen auf. "Wegen mir?!"
Ich kicherte. "Nein, nicht wegen dir. Du hast mir sehr geholfen. Nicht nur im Krankenhaus." Beim letzten Teil wurde ich ernst.
Er winkte ab. "Kein Thema."
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Fayrity
FantasyEmilia ist ein ganz gewöhnliches Mädchen-dachte sie. Bis Louan kam. Der ungewöhnlich gut aussehende Junge wirft immer mehr Fragen auf. Als Emilia dann auch noch spitze Ohren wachsen, weiß sie nicht mehr, was sie machen soll. Ihr ist klar, dass Louan...