mein lebendiger tod

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an manchen tagen kann ich alles und alles ertragen
dann fällt es mir so leicht, meinen alltag zu meistern
selbst wenn dann etwas schief geht, versuche ich es halt einfach nochmal

an anderen tagen kann ich gar nichts und gar nichts ertragen
dann fällt es mir so schwer, meinen alltag zu meistern, es ist mir schier unmöglich
sollte dann etwas schief gehen, zerstört es mich komplett

ich habe das gefühl, unter all den unlösbaren aufgaben erdrückt zu werden und keine luft mehr zu bekommen
bin nicht fähig irgendetwas anzufangen, liege den ganzen tag, mache nichts
das kann man nicht versauen

mein hals schnürt sich zu
meine augen fangen an zu tränen
meine wut versucht aus meinem körper zu fliehen, aber sie weiß nicht wohin

ich hasse dann alles, am meisten mich

ich verstehe nicht, warum ich überhaupt lebe und was das alles für einen sinn machen soll

ich bin sauer auf meine eltern, weil sie mich auf diese welt gebracht haben
auf meine freunde, weil sie nicht merken, was los ist
auf lächelnde menschen, weil ich nicht lächeln kann
auf gesunde menschen, weil ich krank bin
auf erfolgreiche menschen, weil ich es niemals sein werde
auf alle menschen, weil mich niemand ernst nimmt und niemand versteht, wie es mir geht

es fühlt sich dann an, als würde ich jede sekunde explodieren und ich wünschte es wäre so
dann wäre der ganze druck mit einem mal weg
aber so einfach ist das leben nicht, es muss nunmal immer alles anstrengend, kompliziert und schwer sein

also leide ich weiter unter all diesen negativen gefühlen, die sich in mir ausgebreitet haben und hoffe, dass sie schnell wieder weg gehen
damit ich wieder lächeln kann

trotz alle dem kann ich manchmal nicht weinen
meiner trauer keinen ausdruck verleihen, obwohl es das einzige wäre, das mich retten könnte

manchmal fühle ich mich so unglaublich schrecklich, dass ich am liebsten sterben würde und trotzdem kann ich nicht weinen
wieder schnürt sich mein hals zu
wieder habe ich tränen in den augen, aber es passiert einfach nichts

mein hals drückt all die luft aus ihm, saugt sie wieder auf, presst sie raus, lässt mich nicht normal atmen, bringt mich an den tod, zieht mich zurück, nie erlöst er mich
die tränen bleiben da, gehen zurück, kommen wieder, aber nie fließen sie, nie erlösen sie mich

diese tage sind die schlimmsten
das leid, das ich an ihnen empfinde, fühlt sich wie mein lebendiger tod an
ich kann ihn sogar sehen, meinen tod, aber aufhalten kann ich ihn nicht

es ist so, als könnte ich genau fühlen, wie ich innerlich sterbe und alles leben aus mir rausgesogen wird, während meine atmung weiterhin dafür sorgt, dass mein körper funktioniert und ich meine glieder bewegen kann

aber wie lebt man, wenn man kein leben in sich hat
wenn alle gefühle wie gelöscht sind
und trotzdem traurigkeit da ist
traurigkeit, die nicht mehr existiert und trotzdem wehtut

was ich schreibe macht vielleicht keinen sinn, aber so fühle ich mich, wenn die depression wieder oberhand gewinnt

survive my own little galaxy  #Pessi-Award2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt