Chapter 05

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Ich hörte Stimmen. Sie waren nah an meinem Ohr und gewissermaßen ziemlich laut, doch ich ließ mich nicht beirren, vielleicht gehörten diese einfach nur zu meinem Traum. Doch als ich eine Hand, wie ich vermutete, an meinem Oberarm spürte, schlug ich rasch die Augen auf, um dann, zu meiner Verwunderung, nur einen Mann erblickte, der zu mir grimmig hinunter schaute. Dafür, dass er ziemlich schmächtig gebaut war, hatte er eine kräftige Stimme, die sich offenbar ziemlich verstellen ließ, da ich hätte schwören können, mindestens drei verschiedene Stimmen gehört zu haben.

Der Unbekannte redete noch ein wenig auf mir ein, was ich aber total ausblendete, stattdessen starrte ich hoch in den Himmel und mir fiel auf, dass die Sonne schon längst aufgegangen war und aus dem Geschreie des Mannes konnte ich herausschliessen, dass es noch keine Besuchszeit war.

Als ich wieder runter schaute, musste ich komischer Weise feststellen, dass der Grabmeister, wie ich ihn zugeordnet hatte, verschwunden war. Doch nachdem ich meinen Blick in meinem Sichtfeld umher schweifen ließ, und dieser nun wieder an dem Schwächling hängen blieb, welcher ungefähr 5 Fuß weit mit dem Handy an sein Ohr geklebt vor mir lehnte, wurde mir schlagartig bewusst, was dieser vorhatte.

Zaghaft rappelte ich mich auf und humpelte der destruktiven Gestalt nach. Doch eigentlich wusste ich, dass ich mit meiner Mitleids-Nummer geflissentlich nicht durchkommen würde, deshalb setzte ich das Erstbeste, was mir in den Kopf kam, in die Realität um. So drehte ich jenem Mann meinen Rücken zu, und versuchte so unauffällig wie möglich, zum Ausgang zurück zu kehren.

Zu meinem Glück blieb mein Verschwinden unbemerkt, denn auch nachdem ich einige Zeit hinter einem Strauch nach Schritten oder unscheinbaren Lauten gelauscht hatte, passierte nichts. Ich hoffte ins Geheim nur, dass er nicht wirklich die Polizei alarmiert hatte, denn das hätte mir gerade noch so gefehlt.

Mit meiner geschulterten Reisetasche schlenderte ich die von der leichten Morgensonne geblendete Reihenhaus-Straße entlang, während ich einen Kieselstein vor mir hin kickte und die Melodie von "Sleepwalking" vor mir hin summte.

Vor dem von Grandpa geerbten Haus blieb ich stehen. Das Auto von Adam, welches Mum ihm einst gekauft hatte, stand nicht in der Einfahrt, woraus ich glücklicher Weise schließen konnte, dass er, sowie Mum sich nicht im Haus befanden.

Mum hatte einen Aushilfsjob als Floristin, sie beseitigte lediglich nur den Müll, das heißt, sie verdiente nicht besonders viel, doch dieses hatte sie auch nicht nötig. Nachdem Grandpa starb, erbte sie so ziemlich alles von ihm. Der Großteil der Erbe war jedoch für Adam bedingt.

Adam war arbeitslos und war abhängig von Mum. Mehr gab es zu ihm nicht zu erzählen, außer dass sein Charakter dem eines egozentrischen Arschlochs glich.

Gelassen nahm ich den Ersatzschlüssel aus dem Blumentopf neben der Garage, und schloss vorsichtig die Tür auf, doch es war, wie erwartet, keiner zu Hause.

Ich duschte mich in Windeseile und machte mich frisch. Anschließend aß ich noch etwas Essbares um meinen Hunger, der sich in den letzten Stunden aufgebaut hatte, zu stillen. Aus dem obersten Fach des Büros kramte ich noch meinen Personalausweis, Reisepass und mein unberührtes Sparbuch zusammen. Mir fehlten noch einige Monate zu meinem 18. Geburtstag, das hieß, ich durfte mein Sparbuch noch nicht plündern, doch bis dahin hatte ich noch mein gespartes Bargeld von meinem Nebenjob, den ich vor einem guten Halbjahr in der Gastronomie absolviert hatte.

Mein Handy nahm ich nicht mit. Es war sowieso zu alt um zu gebrauchen und wer sollte mich schon anrufen? Seufzend schulterte ich meine neu gepackte Reisetasche und machte mich auf den Weg zum Bahnhof.

Sky & AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt