Chapter 07

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Tag drei. Es war bereits Tag drei und ich hatte alle Hoffnungen und Motivationen abgesetzt. Ich wollte nach Hause, doch was hieß nach Hause? Ich hatte kein zu Hause. Ich wollte jemandem die Schuld zuschieben, ich wollte schreien, ich wollte mir Schmerzen hinzufügen, oder einfacher gesagt, ich wollte einfach nur meinen Frust rauslassen. Doch was sollte ich schon tun? Anfangen zu heulen? Jup. Gesagt, getan. Es interessierte mich sowieso nicht, was die Leute um mich herum über mich dachten. Sie würden niemals einen Bestandteil meines Lebens besetzen, sie würden mir niemals etwas bedeuten. 

Also fing ich an zu heulen. Es war eher ein stummes Weinen, denn gezielt Aufmerksamkeit wollte ich damit nicht auffangen. Ich wollte wesentlich meinen seelischen Schmerz an die frische Luft lassen. Doch der Druck wurde nur härter und die Last wurde nur stärker. Würde ich das alles schaffen? Würde ich es wirklich bis zum kalten Ende vollbringen? Ich hatte keine Motivation mehr. Gar keine. Wie sollte ich ohne jegliche Motivation vorankommen? Was war überhaupt mein Ziel? Jemanden zu finden, der mich so liebt, wie ich bin? Schwachsinn. Ich fing an zu lachen. Purer Schwachsinn. Ich konnte mich selbst nicht lieben, nein, ich hasste mich selbst mehr als alles andere, ich verabscheute mich wörtlich, also wie sollte es dann jemals jemand anderes schaffen? Ich hatte zuvor nicht einmal geschafft einen Menschen dazu zu bringen mich zu mögen, und ich spreche schon von Liebe?

Ich wusste nicht mal was das ist. Ernsthaft. Ich wurde noch nie geliebt, noch liebte ich bisher Anderweitiges.

Ich fluchte vor mich hin. Wie kann man auch nur so idiotisch sein? Warum stelle ich mir auch immer alles so einfach vor?

Ich stand auf von der Bank, auf der ich bislang die Nacht verbracht hatte, und machte mich auf meinem Weg weiter. 

Ich wusste nicht wie viel Uhr wir hatten, der Himmel war bedeckt von den hohen Bäumen, die sich in jenem Park befanden, insofern konnte ich keinen Sonnenaufgang erblicken. Der Park war dennoch sehr gedämmt. Die Büsche rüschelten und der Wind pfiff eine Melodie, außerdem sah ich Gestalten, die immer größer wurden, desto näher ich herankam. Doch ich hatte keine Angst. Ich wünschte es hätte es, doch ich fühlte mich insgemein leer. Ich spürte meinen seelischen Herzschmerz, aber das war es dann auch. Es existiere in mir kein Gefühl, dass mich in irgendeiner Hinsicht belasten könnte. Ich spürte nur den Druck und die Last des Nichts. Doch dann wären wir wieder beim üblichen Thema. Also schließen wir das ab.

Ich weinte schon längst nicht mehr. Nein, es kamen einfach keine Tränen mehr raus. Ich fand nichts, über das ich noch weinen konnte. Ich fand mein Leben ja eher amüsant. Besser gesagt das Schicksal, das mein Leben ausmachte.

Ich seufzte. Ich driftete in meinen Gedanken ab und blieb daran hängen, ob es nicht doch besser wäre, wenn ich wieder zurück fahren würde. Ich würde einfach den Rest meines Lebens in meinem Zimmer verbringen, bis mich der Tod von alleine holte. Das Leben war sowieso nichts anderes, als eine schön gesprochene Art auszudrücken, dass man wesentlich nur auf seinen Tod wartet. Naja, entweder man wartet, oder man geht ihm hinterher. Bis man ihn erreicht hat. Bis man sich überwunden hat ihn zu fangen. Und dann hängt alles nur noch davon ab, ob er gefangen werden will.

Ein kräftiger Schmerz an meiner linken Wade, lies mich wieder klar denken. Das hieß, ich war nun wieder in der Realität, wo ich ein heftiges Ziehen an meiner Wade zu spüren pflegte. Erschreckenderweise war dies ein physischer Schmerz, nicht ein seelischer, wie ich es gewohnt war. Ich grinste über mein Erkenntnis, was die unerwartete Qual auch nicht weniger schmerzhaft machte. Ich musste wirklich ausschauen wie ein Psycho, doch es war schön, mal wieder eine andere Art Schmerz zu spüren.

"Scheiße, geht's dir gut? Der ist normalerweise nicht so aggressiv, keine Ahnung was in dieses Arschloch gefahren ist." 

Das war der Punkt an dem ich die Geräusche wieder richtig wahrnahm. Ein Mädchen mit pink-gefärbten Haaren stand mir gegenüber und an der Hand hatte sie eine schwarze Lederleine, an der ein schwarzer, nicht wirklich großer Hund festgemacht wurde. Und da erst fiel mir die blutige Wunde an meinem Bein auf. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeder Zeit erbrechen müsste. Ich war an Blut gewohnt, doch alles hatte seine Grenze. Ich wendete meinen Blick ab und heftete ihn an dem bellenden Hund, dem ich am liebsten mit meinem anderen, gesunden Bein alle Zähne ausgeschlagen hätte. 

"Das tut mir wirklich-" 

Ich schüttelte ihre Hand ab. "Passt schon."

Ich war immer der Meinung, dass ich keine Hilfe bräuchte. Dass ich keine Hilfe verdiene und dass ich alleine zu Recht komme. Doch als ich einen Schritt ansetzte, mein Gleichgewicht verlor und unfähig war mich zu bewegen, fiel mir auf, wie Unrecht ich doch hatte. Ich wollte es mir nie weiß machen, doch jeder Mensch braucht irgendwann mal Hilfe. Und das war mein 'irgendwann'. 

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(A/N):

Kompliziert, aber im nächsten Chapter versteht ihr dann mehr, haha.

Love you endlessly, ignoredbyhazza x

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