Chapter 08

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Ich war nicht in Ohnmacht gefallen, dennoch bekam ich nicht alles um mich herum mit. Das Mädchen mit den bunten Haaren hielt mir ihre Hand hin, welche ich gleichgültig betrachtete. Ich machte keine Anstalten sie entgegen zu nehmen.

Um mich hatte sich mittlerweile ein kleiner Kreis von Tattoos-und-Piercing-überschütteten ,,Jugendlichen" gebildet. Ich schätzte sie im Großen und Ganzen auf 19.

Sie redeten alle auf mich ein, ihre Worte überkreuzten sich und ich verstand nichts.

Ich versuchte meinen Kopf leicht anzuheben, um auf meine Wunde herabzuschauen, doch in diesem Moment fühlte ich eine Hand an meinem Nacken und gleich darauf legte sich eine weitere vorsichtig unter meinen Knien. Ich wurde auf die Bank getragen, gegen meinen Willen. Ich hätte nichts dagegen gehabt auf dem Boden zu verbluten, auch wenn dies bei meiner ,,winzigen" Verletzung kaum möglich gewesen wäre.

Die Menschen um mich schauten mich nun wortlos und wartend an. Wahrscheinlich erwarteten sie eine Antwort.

,,Äh, es tut kaum mehr weh... Ich, äh, Ich denke, ich werde jetzt gehen?", ich runzelte meine Stirn und sah überall hin, außer in jegliche Augen.

,,Ich denke nicht, dass du dazu überhaupt noch in der Lage bist", spottete ein Junge aus der Runde und deutete auf mein Bein.

,,Abgesehen davon, schön, dass du auch mal den Mund geöffnet hast", fügte er hinzu. Seine blutrot-gefärbten Haare stachen mir direkt ins Auge. Jedoch ignorierte ich seine Bemerkung.

Ich richtete mich auf, da ich mich unwohl fühlte, von so vielen Menschen liegend betrachtet zu werden.

,,Ich denke, es ist am besten, wenn sie vorerst bei uns bleibt", beteuerte das pinkhaarige Mädchen mit dem Nasen- und Augenbrauenpiercing ohne ihren Blick von mir zu wenden.

Bevor es in der Masse laut werden konnte, sprach ich dazwischen: ,,Ich verzichte getrost. Ich komm gut alleine klar." Gestikulierend beendete ich meinen Satz und drückte mit meinen Handinnenflächen gegen das frische Holz der Parkbank, um leichter aufzustehen.

Das Mädchen kam mir jedoch zuvor und schubste mich wieder zurück. ,,Du verstehst nicht", setzte sie kalt an, ,,so", sie nickte zu meinem Bein und anschließend zu meiner Schultertasche, ,,wirst du es in Dublin nicht lange aushalten, geschweige denn überleben." Ihre Mimik hatte sich nach wie vor nicht verändert. Ihre Augen waren blass-blau. Sie hatten ihren Glanz verloren und das sprach schon für sich selbst. Es erklärte ihre Haltung, sowie ihre Art.

Mein Blick schweifte über die Menge, die sich vor mir aufgebaut hatte. Vielleicht übertrieb ich auch nur einfach, denn nachdem ich zählte, fiel mir auf, dass sie eigentlich nur 6 sind.

,,Also habe ich keine andere Wahl", fragte ich rhetorisch, aber dennoch blieb mein Ton ernst.

,,Wenn du vernünftig bist, dann nein, du hast keine andere Wahl. Können wir endlich gehen?", schnappte der rothaarige Junge von vorhin genervt.

,,Louis", warnte ein weiterer Junge. Sein Ton war scharf und ließ ,Louis' nur gereizt aufstöhnen. Der Junge war bedeckt von Tattoos, welche sich bis hin zu seinem Hals anstauten. Ein Ringpiercing schmückte seine Unterlippe. Sein Erscheinen ließ einen erschaudern.

,,Beruhig dich", mischte sich nun noch ein Anderer ein und legte seine Hand sanft auf des düsteren Jungens Schulter. Ich schloss daraus, dass sie in einer Beziehung sind und wendete bezüglich dazu energisch meinen Blick zu dem pinkhaarigen Mädchen, dessen Namen ich noch immer nicht kannte.

,,Entschuldige, Louis kann manchmal sogar fast nett sein", lächelte sie mich schwach an. ,,Wie auch immer, ich bin Jess. Louis kennst du ja bereits. Das sind Liam und Zayn, die du eigentlich nur zu zweit siehst", bestätigte sie meinen Verdacht und zeigte auf die zwei gepiercten Jungs. Zayn hatte jedoch eindeutig die meisten. ,,Das ist mein Freund Oliver", sagte sie monoton und schielte zu einem weiteren Jungen rüber. Obwohl er an seinem ganzen Körper von Tattoos überseht war, war er ziemlich unauffällig. Mit zusammengepressten Lippen nickte er mir zu. ,,Und zu guter Letzt, das ist Linn", Jess schloss ihre Rede ab und schaute mich erwartungsvoll und doch leer an.

Linn beäugte mich von oben bis unten. Ihre Augen waren mit Arroganz gefüllt. Sie passte hier eigentlich nicht rein. Ihre Haare waren naturell braun und selbst Tattoos oder Piercings hatte sie keine, zumindest an den Stellen, die zu sehen waren, befanden sich keine. Auch ihre Kleidung ließ sich deutlich von den anderen unterscheiden. Während die anderen ausschließlich nur schwarz gekleidet waren, tendierte sie eher zu Farbe. Und von jeglichen Rissen oder Löchern, welche die Kleidung der Anderen ausmachte, war auf ihrer ordentlichen, hellblauen Bluse nichts zu sehen.

Linn war wahrscheinlich nicht besonders begeistert von der Idee mich ,,aufzunehmen", denn sie machte sich keine Mühe auf mein Lächeln zu reagieren.

Seufzend nahm ich den Gurt meiner Tasche in die Hand und wollte aufstehen. Ich spürte kaum mehr etwas an meinem verletzten Bein, es war fast taub geworden. Ich drückte auf die Wunde und musste zischend feststellen, dass sie noch immer weh tat.

,,Lass das mal lieber, Harry kommt gleich mit dem Verband zurück", sprach Jess aus und setzte sich neben mich. Die Anderen waren ein Stück nach vorne gelaufen, sie warteten anscheinend auf ,Harry'.

,,Ich versteh das nicht", setzte ich an, ohne sie anzugucken, ,,vor nicht einmal einer halben Stunde hat dein Tier mich gebissen und jetzt willst du, dass ich mit euch komme? Soll das so 'ne Mitleids Nummer werden? Oder geht ihr zu jeder alleinstehenden Person rüber und beschließt sie aufzunehmen?", befreite ich meine Gedanken.

Sie schmunzelte, setzte aber sofort wieder ihre ernste Fassade auf. ,,Dass ,mein Tier' dich gebissen hat, tut mir ziemlich Leid. Ich kann mir auch nicht erklären, was in ihm gefahren ist", sie pausierte kurz und fuhr dann fort, ,,Du passt zu uns. Wir könnten dir helfen und du könntest uns helfen. Ich habe nicht ,beschlossen', dass nun zu und gehörst, ich wollte es dir wesentlich anbieten." Ihr Ton war ruhig. Sie stand auf, als sie einen Jungen auf uns zukommen sah - wahrscheinlich Harry.

,,Du bist kaputt, und ich kann dir nicht versprechen, dass du bei uns wieder heil wirst, aber ich kann dir versprechen, dass du bei uns vergessen wirst", fügte sie leise hinzu.

Harry hatte schwarze Locken, seine Hände waren komplett tattoowiert und man sah, dass die Tattoos weiter in unter seinen Mantelärmeln gingen. Mit seinen gepiercten Lippen lächelte er mich an und stelle sich vor, bevor er sich auf den Boden kniete und meine Hose an der Stelle meiner Wunde aufriss.

Ich spürte, dass wir beobachtet wurden und als ich nachsah, traf mein Blick den von Louis. Verwirrt wendete ich ihn ab und bestaunte meine nun desinfizierte und verbundene Wade.

,,Danke", sagte ich und meinte es auch so. Er winkte es ab und half mir zu den Anderen rüberzugehen. Jess nahm meine Tasche und stützte mich auf der anderen Seite ab.

,,Es ist nicht sehr weit von hier. Harry hatte ja auch nicht lange gebraucht", versprach Jess und dann liefen wir - ich humpelte - dahin, wo sie anscheinend zu leben pflegten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 02, 2015 ⏰

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