Chapter 06

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"Ein Ticket nach Dublin bitte."

Unsicher blickte ich durch die Scheibe, während mich die Frau dahinter bescheiden musterte.

"Für heute", fügte ich schnell hinzu. Ich spürte, wie meine Wangen allmählich heiß wurden. Ich hasste es mit Fremden sprechen zu müssen. Immer wenn es dazu kam, nahm mein Gesicht binnen Sekunden eine rote Farbe an.

"Wollen Sie noch eine Rückfahrt dazu buchen?" Ihr Ton war emotionslos, doch in ihren Augen sah ich die Erniedrigung, die sie mir zu schenken pflegte.

"Nein." Ich hielt den Blickkontakt. Ich zeigte ihr, dass mich die Art, wie sie mich anschaute keines Falls reizte. Es war nur ein unbedeutender Blick, von einem unbedeutendem Individium, versuchte ich mich selbst zu überzeugen.

"Ich bräuchte dann noch ihren Personalausweis." Wartend sah mich die mittelalte Frau an. Ich kramte den gefragten Ausweis aus meiner Tasche und hielt ihn ihr durch die Lücke hin. Kritisch beobachtete sie ihn und ich musste mich zusammenreißen keinen Kommentar zu äußern, welcher nicht gerade schmeichelhaft sei.

"Das macht dann 59 Pfund", gab sie von sich, nachdem sie mir meinen Personalausweis zurückreichte.

Nachdem ich ihr das Geld übergab, flüchtete ich mit schnellen Schritten davon. Der kleine Bahnhof war übervölkert mit Menschen, sonderlich von Familien, was mich nur um so mehr unwillkommen fühlen lies.

Ich überflog das Hinweisschild und blieb schließlich bei der Anzeige zu meinem Zug stehen. Ich seufzte, ich hatte noch eine gute halbe Stunde Zeit. Ich beschloss trotzdem schon mal zu meinem Gleis zu gehen.

Eigentlich passierte nichts Spannendes mehr an diesem Tag. Die Zeit verging und mittlerweile war ich in Dublin angekommen. Ich war kaputt und müde und hatte sämtliche Motivation verloren.

Ich fasste den Entschluss die Nacht wach zu bleiben, da ich für ein Hostel auf Dauer kein Geld hatte.

Nachdem ich mir einen Becher Kaffee zum Mitnehmen anschaffte, trat ich einen Schritt aus dem Bahnhof raus in die kühle Winter-Brise. Mittlerweile war schon der frühe Abend angebrochen, da der Zug starke Verzögerung hatte.

Ich lief den Pfad zur Innenstadt entlang, währenddessen schenkten mir immer wieder Menschen komische Blicke, die ich nicht nachvollziehen konnte.

Derweil war der Himmel nahezu schwarz. Ich hatte keine Angst, auch nicht, als ich eine Gruppe Jugendlicher laut stark lachen hörte - sie waren eindeutig betrunken. Ich dachte mir nichts dabei und gesellte mich dazu, da sich die meisten anscheinend auch nicht kannten. Kurzerhand hatte ich einen Pappbecher mit einer Flüssigkeit in die Hand gedrückt bekommen. Diesen kippte ich sofort weg, ich wusste nicht, welcher Inhalt sich in darin befand.

Ich blieb ungefähr zehn Minuten. Ihnen fiel es so leicht jemanden anzusprechen, während ich hingegen nur am Rande stand und ihnen zu sah. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie bis oben hin voll waren. Ich begutachtete sie, so gut es mir die gedämmte Parklampenbeleuchtung erlaubte. Die Gruppe bestand aus vielen Leuten, 30 oder mehr, denke ich. Die weiblichen Gesellschaften trugen kurze und auch ziemlich enge Sachen und ich wunderte mich, ob sie sich nicht schämten, oder so.

Ich seufzte und wollte gerade weiterlaufen, als mir jemand bevorstand. "'Biste ma aber ganz schick angezogn'" Und dazu noch ein herzliches, betrunkenes Lachen.

Ich runzelte meine Stirn. "Haben Nutten wie du nicht was Besseres zu tun, als kritisieren?"

Und dann lief ich weiter. Ahnungslos wohin mit mir. Und das einzige was ich mich fragte war, warum ich so viele Fehler machte. Wahrscheinlich war mein größter, überhaupt nach Dublin zu fahren. Denn Flüchten ist nicht immer eine Lösung. Nie, eigentlich.

Und das sollte mir auch noch gezeigt werden.

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(A/N):

Nur ein Übergangs-chapter! :)x

Sky & AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt