Es ist der 4. Februar.
Wir haben 08:03 Uhr und ich bin ernsthaft bereits wach. Normalerweise schlafe ich jeden Samstag bis mindestens 13 Uhr, denn dann verpasse ich das Frühstück, was mir recht ist, denn ich hasse es mit meiner Mutter und ihrem Möchtegern-Freund an einem Tisch zu sitzen.
Bevor ich überhaupt anfangen kann mich zu wundern, warum um alles in der Welt ich bereits wach bin, höre ich Schreie.
Meine Mutter schreit etwas in der Art wie "Ich bereue absolut alles!" und dann schmetterte sie etwas dumpf gegen die Wand. Die Scherben landeten mit einem unangenehmen hohen Ton auf dem Parkettboden. Wahrscheinlich war es eins von Mum's nutzlosen antikem Geschirr, was in ihrem steinaltem Regal hinter der Vitrine verstaut war, aber vielleicht war es auch nur ein Blumentopf.
Plötzlich höre ich Adams aggressive Stimme. Ich kann nicht genau verstehen, was er exakt brüllt, aber ich weiss, wie das ganze fortfahren wird.
Mum wird ihn rausschmeissen, dann einen üblichen Nervenzusammenbruch erleiden, indem sie sich an meiner Schulter ausheult und sich selbst für alles die Schuld gibt. Ich darf sie dann natürlich trösten. Und wenn das nicht genug ist, wird sie sich einreden das alles gut wird und mir wird sie versprechen, dass das, das Ende ist und Adam wirklich wirklich nicht wieder kommen wird.
Hah.Ich hatte das schon oft genug geglaubt. 6 Mal, um genau zu sein. Naja, zumindest hatte ich ihr die ersten vier Male richtig geglaubt, beim fünften Mal musste ich mir selbst einreden ihr zu glauben und beim sechsten Mal hatte ich innerlich nur gelacht. Beziehungsweise hatte ich sie ausgelacht.
Als ich die Tür lautgenug zuschlagen hörte, wusste ich, dass dies mein Zeichen war, runter zu gehen. So polterte ich - ohne dem Badezimmer einen Besuch abzustatten - die quitschende Holztreppe runter, wo ich direkt im Wohnzimmer eine aufgelöste Dame, die ihr Gesicht hinter ihren Haaren versteckte und schließlich in ihren Händen vergrub, empfangen durfte.
Ich seufzte.
Sie war ein hoffnungsloser Fall.
"Mum", flüsterte ich besorgt und legte meine rechte Hand auf ihre linke Schulter, nachdem ich mich zu ihr runtergebeugt hatte. Ich weiß, dass sie nach alldem keine Hilfe oder Aufmerksamkeit verdient hatte, doch was sollte ich schon großartig machen, sie ist meine Mutter.
"Er ist ein Arschloch", murmelte sie deprimiert.
"Mhm", bestätigte ich vorahnend wie das Ganze weitergeht.
"Genauso wie ich." Man hörte die Frustration in ihrem Unterton heraus.
Ich schwieg.
"Warum ist er so ein Arschloch? Warum mache ich immer wieder den selben Fehler? Warum falle ich jedes Mal auf seine Lügen rein? Warum vertraue ich ihm immer? Warum verzeihe ich ihm jedes einzelne Mal? Was mache ich-"
"Halt die Klappe", zischte ich. Plötzlich überkam mich die Wut und ich lies alles raus, was seit langer Zeit rausgelassen werden musste. "Du bist so verdammt nervertönend. Wir wissen beide, dass es nicht mehr als drei Tage dauern wird, während er dir ein paar vielsagende Worte versprechen wird und du binnen Sekunden wieder an seinem Arsch klebst. Also sei einfach still." So bald die Worte aus meinem Mund kamen, bereute ich sie. Ich wusste nicht, woher ich plötzlich den Mut gefasst hatte.
"Raus hier", spuckte sie durch ihre zusammengebissenen Zähne.
"Gut", ich versuchte es so sanft zu sagen wie es ging. Es gelang mir.
Seelenruhig stand ich auf und stürmte hoch in mein Zimmer, um ein paar nützliche Sachen zu packen. Ich spürte ihren entgeisterten Blick auf mir.
Ich weiss, dass sie mich nicht vermissen wird oder überhaupt an mich denken würde. Das hatte sie nie. Sie intressiert sich für keinen. Bis auf Adam. Sie würde wortwörtlich alles für Adam aufgeben. Jedoch ist sie zu blind, um zu merken, dass Adam nur eine Unterkunft und ihr Geld braucht. Achja, und Sex.
Ich habe es ihr bereits unzählige Male versuht zu sagen, doch sie sieht es nicht ein. Sie will es nicht einsehen.
Ich hasse Adam. Ich hasse ihn aus tiefstem Herzen.
Eigentlich sollte es mir scheißegal sein. Adam sollte mir scheißegal sein. Und das tat er mir auch, bis zu diesem einem Vorfall.
Ich habe es alles noch bildlich vor Augen. Seine ekelhaften Worte hallten wieder in meinem Kopfen. Ich bekam eine Gänsehaut, als ich an seine Berührungen dachte. Gänsehaut vor Ekel. Vor Hass. Vor Angst.
Ich zog scharf die Luft ein.
Es war der 21. Dezember letztes Jahr. Mum war nicht zu Hause, und ich verkriechte mich natürlich oben in meinem Zimmer und spielte ein wenig auf meiner alten Konzertgitarre. Dann wurde meine Tür mit einem Ruck aufgerissen. Er. Adam. "Ich brauche Geld", war das einzige, was er sagte. Als ich mich weigerte ihm welches zu geben, fing er an Sachen zu mir sagen. Sachen, die mich - obwohl sie nur aus Adam's Mund kamen - verletzten. Doch das reichte ihm nicht. Er fing an, mich anzufassen. Und hätte Mum nicht genau in dem Moment, als er mein Shirt hochziehen wollte, unten die Haustür aufgeschlossen, wäre Gott weiss was noch passiert. Er sprang sofort von mir ab und lies mich alleine. Heulend. Ängstlich. Verstört.
Keiner wusste davon. Nichtmal Mum.
Doch ich erzählte ihr vor einiger Zeit davon, in der Hoffnung es würde ihr die Augen öffen. Hah.
"Mach dich nicht lächerlich, Sky. Er würde soetwas Absurdes niemals machen. Ich weiss, du kannst ihn nicht leiden, aber bleib mal realistisch."
So verständisvoll von ihr, nicht wahr?
Seitdem hasste ich sie. Genauso so sehr wie Adam. Sollen die doch zusammen sterben.
"Miststück", spuckte ich noch, bevor die Tür zum zweiten Mal heute zuknallte.
Ich hatte mir meinen Morgen ein wenig anders vorgestellt.
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Sky & Angel
Fiksi Penggemar»Den Sinn des Lebens findet man, wenn man nicht nach ihm sucht.« © ignoredbyhazza, 2014/2015 → Niall Horan