Protagoras

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"Der Mensch ist das Maß aller Dinge", ist eines der bekanntesten Zitate des Protagoras von Abdera. Protagoras wurde etwa 481 vor Christus geboren und starb ca. 415 vor Christus. Auch er war ein griechischer Philosoph, welcher der Schule des Sophismus folgte.

Als Anhänger des Relativismus erklärt Protagoras, dass sich der Zustand des Menschen ständig ändert und sich deswegen auch dessen Sinneswahrnehmungen verändert. Es ist also alles im Wandel, in einem ständigen Fluss. Hier lassen sich Ähnlichkeiten mit Aristoteles Satz "Man steigt nie zweimal in denselben Fluss" finden.


Vor allem in den Gebieten der Logik und der Rhetorik war Protagoras sehr aktiv. So war er der Erste, der die Verben in Optativ, Konjunktiv, Indikativ und Imperativ unterschied und sprachlich kategorisierte.

In einem Werk von Platon geht es um Protagoras, weshalb ich hier etwas auf dieses Werk eingehen will. Das Werk heißt "Protagoras" und lässt sich kostenlos im Internet finden. Falls ihr es als PDF haben wollt, könnt ihr euch aber auch bei mir melden!
Es geht darum, dass Sokrates einem Freund davon berichtet, dass er Protagoras getroffen habe.

Eine Nacht zuvor ist der junge Hippokrates noch vor Tagesanbruch zum Haus des Sokrates gekommen und bestand energisch darauf, hinein gelassen zu werden, obwohl Sokrates selbst noch gar nicht wach war. Er musste Sokrates unbedingt davon erzählen, dass Protagoras in Athen eingetroffen war. Doch Sokrates wusste davon schon. Aufgeregt schlägt Hippokrates nun vor, zusammen den Sophisten aufzusuchen, da er hoffte, von Protagoras als Schüler aufgenommen zu werden. Dabei war es ihm sogar egal, wie viel Geld er dafür bezahlen musste, zur Not hätte er auch das Vermögen seiner Freunde dafür ausgegeben. Da er aber noch so jung ist, befürchtet Hippokrates vom Sophisten abgelehnt zu werden, weshalb Sokrates ein gutes Wort für ihn einlegen sollte.

Daraufhin schlägt Sokrates erst einmal vor, einen Spaziergang im Hof zu machen. So hatte er die Möglichkeit mit dem jungen Hippokrates zu reden und ihm seinen naiven Enthusiasmus vor Augen zu führen.
Auf die Frage, was Hippokrates eigentlich erreichen wollte, wurde dieser nachdenklich und geriet in Verlegenheit. Obwohl er den Sinn und Zweck der sophistischen Ausbildung nicht wirklich verstand, wollte er unbedingt Schüler des Protagoras werden. Also macht Sokrates ihn darauf aufmerksam, dass Sophisten Wissen als Nahrung für die Seele verkaufen, so wie man Lebensmittel als Nahrung für den Körper verkauft. 

Jetzt etwas besonnener machen die beiden sich auf den Weg zu Protagoras. Auch Hippias und Prodikos sind bei ihm. Jeder der drei berühmten Lehrer war von einem Haufen Schüler umringt, denen sie allerlei Dinge beibrachten. Sokrates trug Protagoras das Anliegen des Hippokrates vor. Hierdurch bekam er die Möglichkeit, über den Nutzen des Unterrichts zu reden. Protagoras erfreute sich an diesem Gesprächsthema und ging darauf ein, wobei er Prodikos und Hippas sowie deren Schüler zum Zuhören einlud. Kurz zusammengefasst, geht es darum, dass Gutsein und Tugend lehrbar ist. Nur, was genau das Gutsein ist, lässt sich nicht beantworten.

Für diejenigen, die sich genauer dafür interessieren, möchte ich hier  detailliert auf den Verlauf der Diskussion zwischen Sokrates und Protagoras eingehen:
Sokrates möchte vom Sophisten erfahren, wie Hippokrates von seinem Unterricht profitieren könne. Daraufhin versichert Protagoras, dass seine Schüler bei ihm jeden Tag Fortschritte machen würden. Auf die Frage, welche Fortschritte genau die Schüler machen würden, antwortet Protagoras, dass die Sophisten nur Fachwissen beibringen würden. Er selbst hingegen mache aber viel mehr: Er bringe den Schülern bei, ihr Leben sinnvoll zu planen, ihre privaten Angelegenheiten gut zu regeln und auch in der Politik geschickt zu reden und zu handeln. Somit würden seine Schüler zu tüchtigen Bürgern werden.
Sokrates ist aber skeptisch. Er hat Zweifel daran, dass staatsbürgerliche und allgemeinmenschliche Vortrefflichkeit beigebracht werden könne. Als Begründung nennt er die politischen Kompetenzen, welche man nicht wie Fachwissen erwerben könne. So kann jeder, auch jemand ohne Qualifikation, in der Volksversammlung über die Angelegenheiten der Staatsverwaltung mitreden. Bei Fachkenntnissen sei hingegen nur ein Fachmann, der eine Fachausbildung gemacht hat, gefragt, was in der Politik Athens nicht der Fall ist, woraus resultiert, dass es eben keine besonderen Qualifikationen gibt, die man für die Politik erlangen müsse. Genau so sei es auch im privaten Bereich.

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