Am nächsten Morgen weckte mich Brookes Gesang. Ich drehte mich stöhnend auf die andere Seite und verkroch mich unter der Bettdecke. Aber meine Freundin trällerte ziemlich laut Lieder, die ich noch nie gehört hatte. Ich blieb noch einen Moment liegen, dann strampelte ich mich frei und rollte aus dem Bett. Unsanft landete ich auf dem Boden. Ich starrte die gegenüberliegende Wand an und schloss nochmal die Augen. Aber obwohl ich noch hundemüde war, kam für mich auf dem Boden schlafen dann doch nicht in Frage. Ich rappelte mich auf und wankte aus dem Zimmer in Richtung Küche. Dort stand Brooke am Herd und briet sich einen Pfannkuchen, während sie sang.
"I feel like I'm dreaming. Oh, so I know, I know, I know, I know that I'm never leaving. No, I won't go"
"Brooke...", seufzte ich.
Brooke drehte sich um und lächelte mich an.
„Morgen, Alex! Willst du auch einen Pfannkuchen?"
Ich sagte nichts, schlurfte nur an ihr vorbei, suchte Schüssel, Löffel und Müslipackung und ließ mich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
„Weißt du eigentlich, wie spät es ist?", brummte ich und schüttete die Hälfte der Cornflakes neben meine Schüssel.
„Jepp. 12:39"
„Oder anders gesagt: Zu früh!", schimpfte ich.
„Alex, du wirst ja um 20 vor eins mal aufstehen können!", schüttelte Brooke den Kopf.
„Nein", meinte ich mit vollem Mund.
„Ich konnte einfach nicht mehr einschlafen. War viel zu nervös... Ich kann es immer noch nicht fassen! Ich werde One Direction treffen!"
„Brooke, langsam weiß ich's"
Meine Freundin fuchtelte mit dem Pfannenwender herum.
„Alex! Du verstehst das nicht! Für mich ist das was ganz besonderes! Es ist... meine Bestimmung!"
Ich verschluckte mich an den Cornflakes und hustete. Brooke klopfte mir auf den Rücken.
„Alles klar?"
„Mir geht's gut", röchelte ich, obwohl ich das Gefühl hatte, gleich zu ersticken. Irgendwie hatte mich dieser Satz an gestern Nachmittag erinnert, an Harry. Ich verscheuchte ihn hastig aus meinen Gedanken, während sich Brooke wieder ihrem leicht schwarzen Pfannkuchen widmete.
„Auf jeden Fall freue ich mich unglaublich auf übermorgen. Bin total gespannt, wie die Jungs wirklich sind!"
„Wie alle Popstars. Reich, überheblich und eingebildet"
„NEIN!"
Brooke wirbelte zu mir herum und hielt mir drohend den Pfannenwender unter die Nase.
„Sag so etwas nicht über meine Jungs! Sie sind toll, unglaublich, talentiert, gutaussehend, einzigartig..."
Ich sah an Brooke vorbei zum Herd. Aus der Pfanne stiegen dunkle Rauchwolken auf.
„Ähm... Brooke..."
„... genial, perfekt, cool..."
„Brooke, hinter dir qualmt's"
„Hmm?"
Brooke drehte sich um.
„Oh, scheiße!"
Sie sprang zum Herd, schnappte sich die Pfanne und knallte sie ohne zu Zögern in die Spüle. Ich beobachtete sie kauend.
Unglücklich betrachtete Brooke ihr verbranntes Frühstück.
„Ach, sei nicht traurig, Brooke. Iss ein Müsli, so wie ich"
„Darum geht's nicht. Aber die Jungs können auch nicht besonders gut kochen. Und so werde ich sie nie beeindrucken!"
Ich stöhnte und schob mir den Löffel in den Mund.
Da riss Brooke die Augen auf.
„Oh Gott. Mir fällt grad ein, dass ich nichts zum Anziehen hab!"
Sie rannte aus der Küche.
Wenn ich irgendwann so werde wie sie, erschieße ich mich.
Während ich mein Müsli weiter aß und die Packung studierte, hörte ich wie Brooke ihr Zimmer auseinandernahm. Irgendetwas fiel scheppernd zu Boden, eine Schranktür wurde aufgerissen, ein lautstarker Fluch schallte durch die Wohnung.
„Brooke? Alles ok?", rief ich etwas besorgt.
Einen Augenblick später stand eine zerzauste Brooke vor mir und sah mich leidend an.
„Ich hab echt nichts, das den Jungs gefallen könnte. Was mach ich denn jetzt?"
„Du ziehst einfach das an, das du immer anhast", meinte ich pragmatisch.
„Ich kann doch nicht in Jeans vor denen auftauchen!", schimpfte Brooke.
„Warum nicht? Willst du 'n Abendkleid anziehen, oder was?"
Brookes Augen fingen an zu leuchten.
„Das ist DIE Idee, Alex! Du bist ein Genie!"
„Brooke! Das war 'n Scherz!"
Aber meine Freundin hörte mir mal wieder nicht zu.
„Ich hab aber kein Kleid", meinte sie nach kurzem Überlegen.
Oh je. Ich wusste was jetzt kommt.
„Alex! Wir müssen shoppen gehen! Jetzt!"
Ich jaulte gequält auf.
„Brooke, tu mir das nicht an!"
Aber Brooke zog mich vom Stuhl hoch, zerrte mich zur Wohnungstür, riss sie auf und schob mich nach draußen.
„Brooke, ich hab noch meinen-"
„Schönen Guten Tag, ihr Zwei. Was habt ihr heute wieder vor? Ich hoffe, nichts zu lautes! Denn sonst werde ich-", Mrs Richards stockte und sah mich verdutzt an.
„Alexandra? Ist das etwa der neue Look von euch Jugendlichen?"
Ich lief knallrot an. Ich trug den Schlafanzug, den mir meine Mutter vor ein paar Wochen geschickt hatte, den mit den kleinen Schäfchen drauf. Sie war der Überzeugung, dass es in England viel zu kalt war und ich deshalb was Wärmeres anziehen müsste. Kunststück, sie saß auf den Malediven und ließ sich mit ihrem Lover den Bauch bräunen.
„Ähm...", machte ich und versuchte mich unauffällig wieder in die Wohnung zu schleichen. Brooke war mitleiweile auch aufgefallen, dass ich noch nichts richtiges anhatte und wurde ebenfalls verlegen.
„Alex, ich würde vorschlagen, du ziehst dich noch schnell an und dann gehen wir los"
An Mrs Richards gewandt meinte sie: „Die Arme ist ganz verwirrt, wissen sie? Sie war gestern zu lang in der Sonne"
Ich warf Brooke einen Todesblick zu, dann huschte ich in die Wohnung und hörte noch, wie Brooke mir hinterherrief: „Und bring mir eine Bürste mit! Ich muss mich nochmal kämen"
Eine halbe Stunde später standen wir in der Londoner Innenstadt und überlegten, wo wir zuerst hingehen sollten. Ich war ja für die ganz normalen Läden wie H&M, Brooke allerdings wollte sofort zu den Luxusgeschäften, wo ein Armband mehr kostete als unsere Monatsmiete. D&G, sag ich nur.
„Bist du irre, Brooke? Das können wir uns niemals leisten!", schimpfte ich.
„Aber für die Jungs ist nichts gut genug! Da kannst du nicht einfach mit einem C&A T-Shirt kommen, die denken ja du bist blöd!"
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Just Fun
FanfictionTagsüber Graffiti, nachts Jungs - aber bitte ohne Gefühle. Das ist Alexs' Motto. Sie will nur ihren Spaß, Emotionen sind tabu. Bis sie auf einen Jungen trifft, der sie an ihrer Einstellung zweifeln lässt - Louis. Denn anstatt ihn nie wieder zu sehen...