2. Kapitel | L Lawliet

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Da saß er, der Meisterdetektiv aller Meisterdetektive, L, in seiner seltsamen, gekrümmten Haltung auf seinem Sitzplatz.
»Dieser L, das bin in Wirklichkeit ich«, flüsterte er Light Yagami zu, der inzwischen neben ihm Platz genommen hatte. L glaubte zu bemerken, dass sich Light augenblicklich anspannte und musterte ihn eindringlich. Kurz schien es dem Detektiv so, als hätte er so etwas wie Panik in Lights braunen Augen aufflackern sehen, doch diese waren geschickt hinter seinen gepflegten Stirnfransen verborgen und somit konnte man meinen, L hätte sich das nur eingebildet. Gespannt beobachtete er seinen Sitznachbarn, versuchte, in seinem hübschen Gesicht irgendeine panische Reaktion zu finden... Irgendetwas, das darauf schließen lassen konnte, dass Light Yagami Kira war. Doch es schien keine derartige Reaktion von Light zu kommen. Er erwiderte bloß mit ruhiger Stimme:
»Wenn das tatsächlich so ist, Ryuga, dann hast du meinen größten Respekt. Ich bewundere dich und deine Arbeit sehr.«
L warf ihm einen schrägen Blick zu und murmelte ein flüchtiges »Danke«. Nachdenklich begann er dann, auf seiner Unterlippe herumzukauen; Konnte Light Yagami, der Sohn des Chefinspektors Soichiro Yagami, wirklich dieser Massenmörder Kira sein? Nein, ausgeschlossen. Oder etwa doch? L war es schon merkwürdig vorgekommen, wie sich Light in seinem Haus bei den Überwachungskameras verhalten hatte. Fast so, als hätte der Junge gewusst, dass diese Kameras existierten und dabei ganz absichtlich seine Unschuld vorgetäuscht. Und da war  ja auch noch Raye Penber gewesen, der verstorbene FBI- Agent, der mitunter Light Yagami beschattet hatte. Aber noch etwas war L nicht geheuer, was Lights unschuldiges Verhalten anging: Nämlich damals, wo Light sein Pornoheftchen aus dem Versteck geholt hatte, hatte sich L gefragt, wie viele andere Jungs in Lights Alter sich wohl noch Pornohefte anschauten, um zu masturbieren. Überraschenderweise hatte sich Light jedoch diese nur angesehen und die Zeitschrift danach wieder weggelegt, nur um sich dann eifrig ans Lernen für seine Abschlussprüfungen zu machen - so war es jedes Mal gewesen. Dieses Verhalten hielt L für äußerst ungewöhnlich. Warum hatte sich Light das Pornoheft überhaupt angesehen? Er hätte ja auch Zeit sparen und sofort mit dem Lernen anfangen können. Darum fragte sich der Detektiv nun doch, ob dieses Verhalten nicht vorgespielt gewesen war, denn es war ihm nicht so vorgekommen, als hätte Light damit irgendein sexuelles Bedürfnis von sich befriedigen wollen. Außerdem schien es ihm so, als würde Light normalerweise nie Hefte dieser Art lesen, denn sonst hätte er da irgendeine Reaktion gezeigt, die nur irgendwie darauf schließen hätte lassen können. Aber es war eben ganz und gar nicht so rübergekommen, als hätte es Light nur aus Spaß oder mit dem Anstreben von sexueller Befriedigung gelesen. Und das, obwohl sich in dem Heft einige äußerst freizügige und vollbusige Frauen befunden hatten, an denen so mancher gerne seinen Spaß gehabt hätte. L kauerte sich auf seinem Stuhl zusammen und rieb nachdenklich seine nackten Zehen gegeneinander. Eigentlich hatte er ja bisher keine Erfahrung mit Dingen wie sexuellem Antrieb oder Befriedigung gemacht. Warum dachte er dann überhaupt gerade an so etwas Perverses, wenn er Lights Verhalten analysierte? Egal. Sein Gefühl sagte L, dass er trotzdem nicht so falsch darin lag, Light zu verdächtigen.  An diesem jungen Mann war doch gewiss etwas faul, oder nicht? Wie konnte es sonst sein, dass Light Yagami, Vorzugsschüler und ein Genie wie seinesgleichen, seine Gefühle in normalerweise aufregenden Situationen scheinbar so gut unter Kontrolle hatte? Das war doch nicht möglich. Light war einfach zu …  zu … Ls Gedanken schweiften langsam ab, als er im Hintergrund die Studenten zur festlichen Musik klatschen hörte. Es schien ihm das Wort, das Light am besten beschrieb, nur nach und nach zu entgleiten. Angestrengt leckte L seine Lippen und versuchte, sich zu konzentrieren. Allmählich wünschte er sich, er hätte etwas Süßes mitgenommen, das ihn bei seinem anstrengenden und lang andauernden Denkprozess hätte unterstützen können, aber dazu war es jetzt zu spät. Plötzlich schoss es L wie ein Blitz durch den Kopf: Das Wort, das Light am besten beschrieb. Er war einfach zu... zu … Perfekt

Eine Liebe wie KirschblütenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt