7. Kapitel | Light Yagami

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Trotz der intensiven sportlichen Betätigung, die sie beide hinter sich hatten, wirkte der Detektiv kein bisschen außer Atem, wie Light neidisch feststellte, während er sich seine Trainingsjacke über das verschwitzte Shirt zog, bevor sie langsam über den Campus schlenderten. Die Kirschbäume zeigten ihre volle Blütenpracht und der süße Duft des Frühlings umhüllte die beiden, während sie langsam das Gelände verließen - und das nicht, ohne dabei die Blicke der Bewunderer auf sich zu ziehen, die ihr voriges Tennismatch beobachtet hatten. Doch Light interessierte sich nicht für die Mädchen, die zu ihnen rüber sahen und ihn schüchtern anlächelten, er hatte größere Probleme. L wollte seine Kombinationsgabe testen und er hatte keine Ahnung, wie er sich dieser Aufgabe stellen sollte. Würde es seine Unschuld bestärken, wenn er versagte oder würde der Detektiv erkennen, dass er ihm etwas vorspielte? Daran dass er diesen Test bestehen konnte, hatte der Student keine Zweifel, aber wenn es ihm einen Nachtteil brachte, wäre es unklug, sein Genie offen zu legen. Allerdings konnte er L mit seinem Wissen vielleicht auch beeindrucken und somit sein Vertrauen und seine Anerkennung gewinnen. Nachdenklich ließ Light seinen Blick zu der schmächtigen Gestalt schweifen, die ruhig neben ihm ging. L bewegte sich flüssig und schnell, keinen Tropfen Schweiß war an seiner Kleidung auszumachen und er wirkte klar und fokussiert. Wenn Light doch nur wüsste, was im Kopf des Detektivs vorging. Hegte er insgeheim Sympathie für Light oder war er sich mit seiner Hypothese sicherer als er zugab und wartete nur noch darauf, den Studenten aus der Deckung locken zu können? Er würde es bei diesem Test sicher noch herausfinden.

  »Das hier ist eines meiner Lieblingscafés. In dieser Ecke kann man sich gut ungestört unterhalten«, stimmte der Student schließlich die Konversation an als sie kurze Zeit später im Coffee House saßen, einem kleinen Laden nicht weit vom Campus und mit - was ihnen in dieser Situation wohl einen Vorteil brachte- nicht vielen Gästen. Der Detektiv hatte kurz zuvor zugegeben, in der Gegend eigentlich keine erstrebenswerten Etablissements zu kennen, weil er hier nie unterwegs war, was ihn in Lights Augen durchaus etwas menschlicher machte und ihn zugegeben auch etwas belustigte. Der Detektiv, der sonst immer alles zu wissen schien, wusste nicht wohin, es amüsierte ihn immer noch und außerdem kam es ihm zu Gute. Jetzt spielte er mit Heimvorteil und der vertraute bittere Duft nach Kaffee verminderte seine Anspannung und klarte seine Gedanken auf.
»Nun, dieses Café ist ein guter Tipp.«
L, der dem Studenten gegenüber saß, hatte die Beine wie üblich angewinkelt und begann, an seinem Daumennagel zu knabbern, während er Light kühl ansah. Das leicht zu große Langarmshirt rutschte in dieser Position am Ärmel etwas hoch und entblößte ein schmales, zartes Handgelenk, wie Light konzentriert erfasste.
»Hier brauchst du dir auch keine Gedanken um deine Sitzhaltung machrn, die fällt hier gar nicht auf«, stichelte er leicht und hoffte, den Detektiv endlich zum Reden zu bringen. Er wollte nicht mehr länger auf diese ominöse Prüfung warten, die L ihm so erfolgreich auferlegt hatte. Jener knabberte wieder an seinem Daumennagel und antwortete spitz:
»Ich muss nunmal so sitzen, es geht nicht anders. Wenn ich mich normal hinsetze, sinkt meine Denkfähigkeit um vierzig Prozent.«
»Ich verstehe.«
Der Student nahm einen Schluck von seinem Kaffee, um das aufkommene Grinsen zu unterdrücken. Wenn das, was L sagte, wirklich stimmte, hielt jener ihn wohl für ebenbürtig genug, dass er seine ganze Intelligenz aufbringen musste, um Light schlagen zu können. Dies war erstens sehr produktiv für Lights Ego und außerdem auch sprachlich so süß kindlich formuliert, dass es Lights Stimmung in jeglicher Hinsicht aufhellte. Der Detektiv war schon eine Nummer für sich, keine Frage.
»Gut, dann sollten wir wohl langsam anfangen. Auch wenn es wahrscheinlich unhöflich ist, einfach deine Kombinationsgabe zu testen«, meinte jener in just diesem Moment. Light stellte seine Kaffeetasse ab und zuckte mit den Schultern.
»Klingt doch interessant.«
Alles, was er tun musste, war L von seinen Fähigkeiten zu überzeugen und nichts auszuplaudern, was ihn gefährden konnte. Wahrscheinlich hatte er schon gewonnen.
»Was schließt du daraus, dass ich mich dir als L zu erkennen gegeben habe?«, kam auch schon die erste Frage und der Student kam nicht umhin, sich an den Gefühlssturm zu erinnern, den dieses Bekenntnis bei ihm ausgelöst hatte. Aber sowas würde nicht nochmal passieren, er würde sich vom Detektiv nicht mehr aus der Bahn werfen lassen.
»Nun, ich schätze, dass du meinen Fähigkeiten vertraust. Du hast dir gedacht, dass es sicher sei. Denn jemand, der Kira sein könnte, wird niemanden umbringen, der von sich behauptet, L zu sein. Das würde bedeuten, dass Kira für seine Morde vielleicht noch etwas anderes benötigt als lediglich das Gesicht, auch wenn die Medien nur davon sprechen. In dem Fall müsste er außer dem Gesicht noch wissen, wie das Opfer heißt. Das schließe ich aus deinem Namen. L wird natürlich immer einen Decknamen benutzen, aber warum muss es unbedingt der eines Popidols wie Hideki Ryuga sein, dessen Namen und Gesicht jeder Japaner kennt?«, schlossfolgerte Light sachlich als wäre es eine seiner leichtesten Übungen. Langsam kam er wieder in Form, was von Ls knapper Erwiderung nur noch bestärkt wurde:
»Die Antwort ist richtig.«
Der Student konnte ein Grinsen nicht mehr unterdrücken.
»Das gibst du aber sehr schnell zu.«
Er hatte den Detektiv so gut wie in der Tasche.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 07, 2021 ⏰

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