Kapitel 2

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...Dann viel mein Blick auf die nun leere Bank, auf der Lukas gesessen hatte und mein lächeln verschwand für ein kurzen Moment aus meinem Gesicht.Wieso weiß ich selbst nicht. Enttäuschung konnte es nicht sein, immerhin kannte ich ihn ja nicht mal richtig.
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Letztendlich nahm ich das Geld aus meinem Koffer. Es waren 46,70€. Schon ziemlich viel, auch wenn alleine 10€ von Lukas stammen. Jetzt war er doch schon wieder in meinem Kopf. Das Geld steckte ich in mein Portmonee und griff zu meiner Gitarre, um diese wieder in den Koffer zurück zu legen. Als mir auf einmal der Schatten einer Person die Sonne klaute. Ich drehte mich um, konnte mir jedoch das lächeln nicht verkneifen als Lukas vor mir stand. „Ich hab uns Café geholt, du wolltest mir ja noch was erklären," sagte dieser. Ich nickte stumm und komplett überrumpelt. „Häää ja ich pack noch kurz ein," sagte ich, nachdem ich mein Gesicht wieder gefunden hatte. Ich packte nun meine Gitarre in den Koffer und machte diesen zu. Dann stand ich auf und griff nach den Café den Lukas mir mit den Worten: „Ich hoffe Milch und Zucker sind okay ?", entgegenstreckte. „Ja, perfekt. Dankeschön," antwortete ich und nahm ein Schluck. Mit Perfekt hatte ich echt ins Schwarze getroffen, der Café war super.

„Also..." begann ich und nahm den Koffer zur Hand. Dann erzählte ich von Ben und von den Filmprojektor von Jan. Lukas wirkte ziemlich interessiert und während wir durch den Park schlenderten hatten wir kaum ein anderes Thema als Musik. „Und du, wir reden die ganze Zeit über das bisschen Geklimper, das ich fabriziere. Du scheinst dich sehr für Musik zu interessieren, macht du auch Musik ?", frage ich im laufe des Gesprächs und schaue ihn erwartungsvoll an. „Ein bisschen, als ich spiele Gitarre und singe manchmal auch ein wenig," wich er mehr oder weniger meiner Frage aus. Ich hörte auf an der Stelle weiter zu bohren und probierte das Thema zu wechseln: „Und kommst du aus Berlin ?" Er lächelt erleichtert: „Naja, ich wurde in Niedersachsen, in der nähe von Bremerhaven geboren. Aber wohne schon seit ein paar Jahren hier in Berlin. Bin damals nach dem Abitur hier her gezogen, die Hauptstadt bietet halt manchmal mehr als so ein Dorf irgendwo im nirgendwo. Nicht das es nicht schön in der Heimat wäre oder ich das Landleben nicht vermisse, aber Berlin wurde irgendwie zu mein Zuhause. Und du ?" ich hörte gespannt seiner Erzählung zu. „Bei mir ist das relativ ähnlich. Ich bin vor 5 Jahren nach meinem Abitur nach Berlin gezogen. Ich wohnte früher in der Nähe von Göttingen, also auch in Niedersachsen. Nur mehr im Harz als an der Küste," ging ich auf seine Frage ein und guckte Lukas gespannt an, um ja seine Reaktion nicht zu verpassen. „Also auch eine Norddeutsche," lachte dieser nur und ich wies ihn den Weg zu mein Fahrrad.

„Hast du noch was vor oder probierst du vor mir zu fliehen," fragte Lukas und runzelte die Stirn. Doch mein Blick blieb bei seinen Augen stehen, ich hatte jetzt erst die Chance ihn genauer zu betrachten. Er sieht schon nicht schlecht aus und... okay diesen Gedanken schiebe ich jetzt lieber Beiseite. „Nein, also weder noch. Ich würde mich langsam auf den Heimweg machen und wenn du willst...also naja ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest. Du bist ganz nett und es macht echt Spaß sich mit dir zu unterhalten," sagte ich leicht eingeschüchtert und mit Knall roten Gesicht. Lukas griff das Fahrrad und schob es, während er neben mir ging: „ich werde dich begleiten, aber nur weil du so süß gefragt hast." Ich merkte schon wieder wie meine Gesichtsfarbe sich umwandelte und blickte beschämt zu Boden. Lukas lachte nur und fragte mich wo ich den ungefähr wohnen würde, und wie weit der Weg den sei. „also ungefähr 20 Minuten mit dem Fahrrad, zu Fuß sind das dann vielleicht 35 Minuten," sagte ich und Lukas blickte Stirnrunzelnd zum Himmel:„Langsam wird es aber grau. Es soll heute ja auch noch regnen. Wenn wir nicht nass werden wollen sollten wir uns ran halten." Ich blickte auch kurz zur Wolkendecke und musste Lukas recht geben.

Nach etwa 100 Metern bekam ich dann doch ein Tropfen ab. „Wie vorhergesagt," sagte ich und guckte Lukas mit ein schief lächelnd an. Lukas blieb stehen und schaute sich mein Fahrrad genauer an. „Also naja du könntest dich ja hinten drauf setzten, auf den Gepäckträger. Das müsste klappen," sagte er und stieg aufs Fahrrad. Ich schnallte den Koffer auf meinen Rücken und setzte mich wie Lukas sagte auf den Gepäckträger. „Du kannst dich auch ruhig an mir fest halten, will nicht das du hinten über kippst," flüsterte Lukas und fuhr los. Ich umschlang also seine Hüfte und hielt meine Beine in der Luft. So fuhren wir eine ganze Zeit. „Ähhh da vorne links und dann sind wir da," sagte ich voller Erstaunen das wir so schnell gewesen sind. Ich stieg ab,
stolperte über meine eigenen Beine und fiel direkt mit schwung zu Boden. Ich bin so tollpatschig. Meine Hose ist jetzt komplett nass. Lachend setzte ich mich auf und blickte zu Lukas hoch, welcher lächelnd auf mich runter guckte, mir dann aber seine Hand reichte und mich nach oben zog. Es war fast zu stark, den ich fiel direkt in sein Arm. „Oh, sorry...", sagte ich und löste mich. Lukas stand nur wortlos da und guckte mich mit ein Blick an, den ich nicht beschreiben kann.

Ich drehte mich schnell um und suchte den Schlüssel aus meiner Tasche. Nachdem ich diesen hatte, sperrte ich die Eingangstür auf uns schob mein Fahrrad hinein. Lukas folgte mir in den vierten Stock, zu meiner Wohnung. Drinnen angekommen, zog ich meine nassen Schuhe aus, was Lukas mir gleich tat und ging in den Flur. Ich schaute an mir runter: „ich zieh mich kurz mal um, brauchst du auch irgendwas ?" Lukas schaute an sich runter und fragte nur: „Das Badezimmer wäre ganz sinnvoll, vielleicht noch ein Handtuch, wenn du sowas hast ?" Ich lachte nur und gab das Zeichen mir zu folgen. Lukas verschwand im Bad, in dem ich ihn einige Handtüch in die Hand drückte. „Wechselsachen brauchst du nicht oder ?", fragte ich im weg gehen. „Naja, vermutlich hast du nichts in meiner Größe und wenn dann wäre dein Freund bestimmt nicht darüber erfreut zu hören das du seine Klamotten einen wildfremden Musikliebhaber gegeben hast," entgegnete Lukas und löste damit bei mir im Kopf nur die Frage aus WARUM DENKT ER ICH HÄTTE EINEN FREUND. „Ich könnte mal gucken, ob ich was finde. Ich glaube es gibt keinen der befähigt wäre etwas derartiges nicht erfreulich zu finden," sagte ich und wich so seiner nicht ausgesprochen Frage halbwegs aus. Im Türrahmen drehte ich mich um und sagte ihn das er mir folgen solle, da ich seine Kleidergröße und so ja nicht mal kannte. So standen wir nun zu zweit vor meinem Kleiderschrank.

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