Kapitel 4

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Daraufhin legte ich auf und merkte wie ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken konnte.———————————————————————-
Ich konnte es nicht fassen. Sie war zwar schon fast 90 Jahre alt, aber noch top Fit. Ich hasste es wen Leute mich weinen sehen, vor allem welche die ich kaum kannte. Also ließ ich mich die Wand hinunter gleiten und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Doch nach einigen Minuten klopfte es und Lukas öffnete leise die Tür. Er sagte nichts, sah mich nur mit diesen Blick an. Ein Blick den ich kaum definieren kann, vielleicht beschreibt das Wort Sorge diesen Blick am besten. Er setzte sich neben mich an die Wand, immer noch schweigend. „Das war meine Mam, am Telefon," sagte ich nach einigen Minuten. Lukas strich sanft mit der Hand über mein Rücken, was mich etwas beruhigte. „Meine Oma. Sie hatte einen Schlaganfall.... sie wird die nächsten Tage sterben," sprach ich weiter zu den Mann der scheinbar seine Worte nicht finden konnte. Danach weinte ich nur weiter.

„Es tut mir Leid Naima," sagte Lukas, um sich endlich zu Wort zu melden. „Sowas ist immer...," fing er weiter an, aber fand keine Worte. „Scheiße," beendete ich den Satz. „Naja seit mein Opa Tod ist, also ihre Liebe des Lebens. Naja seit dem wünscht sie sich auch einmal friedlich einzuschlafen und dann wieder bei ihn zu sein," ich probierte zu lächeln und mich zu erinnern. „Die beiden haben immer zusammen getanzt. Ich war oft mit meinem Bruder bei Ihnen über das Wochenende oder mal in den Ferien. Sie machten Musik an und dann tanzten wir,"
sagte ich zu Lukas und diesmal war mein Lächeln nicht aufgezwungen. Lukas lächelte auch: „Das klingt sehr schön." Ich wischte meine Tränen weg und spürte auf einmal Lukas Arm der mich in eine Umarmung zog. Er hatte was an sich, was mich beruhigte und meine Sorgen schrumpfen ließ. „Wo auch immer deine Oma jetzt ist, ich bin mir sicher sie wird mit deinem Opa tanzen, bis ihnen die Füße weh tun," flüsterte Lukas in mein Ohr. Ich nickte leicht und löste mich dann von ihn.

Lukas verließ kurz den Raum. Ein paar Minuten darauf hörte ich Musik, aus dem Wohnzimmer. Dann kam Lukas zurück verbeugte sich und hielt mir seine Hand entgegen: „Darf ich um ein Tanz bitten." Ich lächelte, nahm seine Hand, stand auf und folgte ins Wohnzimmer. Aus den Boxen erklang >>Tears in Heaven - von Eric Clapton<<. (Video oben) Ich legte meine Hände auf Lukas Schulter, während seine ihren Weg auf meine Hüften fanden. Wir guckten uns in die Augen, und je länger ich seine Augen ergründete, desto mehr vergaß ich den Kummer. Ich wollte am liebsten für immer so mit Lukas tanzen und erschrak über diesen Gedanken, immerhin kannte ich ihn erst seit heute Mittag. Lukas kam mir so vertraut vor, als würde ich ihn schon seit Jahren kennen. Und ihn schien es ähnlich zu gehen. Ich legte meinen Kopf an seine Brust. Sein Herz schien Marathon zu laufen und ich musste grinsen. „Was ist so lustig?", fragte Lukas. „Dein Herz eskaliert minimal," flüsterte ich und wurde leicht rot. „Ich tanze halt nicht jeden Tag mit so einer sympathischen Person und will mich nicht planieren," sagte er. Es war nicht mal richtig Tanzen, ehr ein auf der Stelle schunkeln oder ähnliches, aber es war schön und ich müsste lügen wenn es mein Herz nicht auch so ergangen ist. Irgendwann fing Lukas leise an mit zu singen. Seine Stimme ist so unfassbar schön. Ich sah wieder auf. Er strahlte und löste eine Hand von meiner Hüfte um mir eine hartnäckige Haarsträne hinters Ohr zu streichen. Danach ließ er seine Hand auf meiner Wange ruhen und ein warmes lächeln bildete sich in unseren Gesichtern. Ich kann das alles nicht in Worte fassen. Bei Lukas schmerzte das alles nicht mehr so dolle, es war als wäre ich in einer anderen Welt, zur einer anderen Zeit. Unsere Blicke trafen sich wieder und es scheint als würde er meine Augen beginnen zu studieren. Bis das Lied verstummte und ich mich wieder von ihn löste. Doch kurz davor war dieser Moment, dieses Funkeln und dieses Kribbeln.

Lukas ging zur Box und machte diese aus. „Also wie kann ich, dich noch aufheitern. Oder willst du lieber alleine sein und deine Gedanken sortieren?", fragte Lukas euphorisch. „Nein, bitte bleib," sagte ich und überdachte das gerade gesagte noch mal. Bitte bleib, das klingt ja mal super kacke. „Naja, also ich könnte Gesellschaft denke ich besser gebrauchen. Ich will jetzt nicht alleine sein", sagte ich darauf hin schnell hinterher. „Ich lass dich nicht alleine, keine Sorge," schmunzelte Lukas. „Was wollen wir machen ?", erforschte Lukas weiter. Ich überlegte kurz, guckte auf mein Handy: „Also es hat aufgehört zu regnen, vielleicht haben wir die Chance ein paar Sternschnuppe zu entdecken, heute soll eine vielversprechende Nacht für sowas sein. Also wie wäre es mit Rotwein ? Und dann nehmen wir uns Decken und setzten uns auf den kleinen Balkon?" Lukas lächelte übers ganze Gesicht: „Also wenn du Weißwein hast, den mag ich lieber. Und sonst klingt das nach einem sehr guten Plan." Lukas nahm eine Decke die ich ihn in die Hand drückte und ich ging in die Küche um zwei Gläser und eine Flasche Weißwein zu holen. Dann begaben wir uns raus und machten es uns auf der Bank aufm Balkon gemütlich. Packten uns dick im die große Decke ein und blickten in den wolkenlosen Himmel.

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