Kapitel 3

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...So standen wir nun zu zweit vor meinem Kleiderschrank.
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Ratlos blickte ich durch die Fächer, bis ich bei den T-Shirts angekommen bin. Ich griff ein dunkelblaues T-Shirt welches offensichtlich ein Herrenshirt war und hielt es Lukas entgegen. „Das ist glaube ich L. Vielleicht passt dir das ja," stammelte ich, den gerade als ich mich wieder zu Lukas umdrehte zog er sein nasses T-Shirt aus. Er blickte mich mit einen unverschämten Lächeln an, wurde aber auch leicht rot. Er zog das neue T-Shirt an. „Passt. Trägst du immer Herren T-Shirts oder wessen Klamotten ziehe ich gerade an?", schob er hinterher. „Ja, nein, also naja die Shirts gehörten nicht immer mir. Ich habe sie nicht gekauft. Die T-Shirts haben sich angesammelt, da ich nach'm Feiern oft bei Kumpels schlafe und diese mir ihre Klamotten zu pennen leihen. Und die sind halt auch echt bequem wenn man einen lockeren Tag zuhause machen will. Deswegen *vergesse* ich hin und wieder die zurück zu geben," sagte ich und hielt lachend eine Boxershorts hoch. Lukas zog eine Augenbraue hoch, guckte an sich runter und versicherte mir mit einem Grinsen: „Die brauche ich nicht, keine Sorge. Du willst dich ja auch fertig machen, ich bin dann mal im Badezimmer."

Nachdem er draußen war nahm ich mir ein neues Oberteil, neue Socken und eine Jeans. Mein Outfit konnte man als schlicht aber elegant abstempeln. Zufrieden guckte ich in den Spiegel, ging zur Badezimmertür und klopfte an. „Eine Sekunde," hörte ich Lukas stimme und kurz darauf öffnet sich die Tür. „Ich föhne kurz meine Haare," sagte ich und schlüpfte an Lukas vorbei in den Raum. Dort machte ich meine Haare, während Lukas sich auf die Kante der Badewanne setzte und mich beobachtete. „So," drehte ich mich nun zu ihn um: „Willst du was zu trinken oder essen oder irgendwas?" Lukas schien zu überlegen. „Ähm ja," sagte er schließlich. Tolle Antwort ärgerte ich mich innerlich, da ich hoffte das er gleich Nahrungswünsche äußerte. „Na dann, folge mir der Feine Herr," setzte ich an, vollendete den Satz jedoch nicht.

Wir gingen in die Küche, in der eine große Uhr hing. Es ist schon 15 Uhr und ich habe nicht mal Mittag gegessen. „Ähm ich habe noch nicht zu Mittag gegessen. Also hast du Hunger auf Kartoffelsalat mit Würstchen?", ich musste selbst über meine Essenswahl schmunzeln, ließ den Satz jedoch unkommentiert so stehen. „Das klingt nach etwas, wozu ich doch nicht nein sagen könnte," sagte Lukas lächelnd. „Bier, Wasser, Schorle oder was willst du trinken ?", löcherte ich weiter während ich vor den Kühlschrank stand. „Bier !", sagte Lukas und ich nahm zwei Flaschen heraus. Dann setzte ich das Wasser für die Würstchen auf und holte die Schüssel selbst gemachten Kartoffelsalat auf den Kühlschrank, dazu zwei Teller und Besteck. „Deine Wohnung ist übrigens sehr schön," sagt Lukas während er durch die Gegend sah. „Naja nicht groß aber ich hab das beste draus gemacht. Also ich habe das Dach noch ausgebaut, um ein bisschen mehr Platz zu haben. Irgendwann vergrößer ich mich, aber für mich alleine reicht es ja noch", sagte ich und blickte zur Wendeltreppe die ins Dachgeschoss führt. „Du hast das selbst gebaut, das will ich sehen," sagte Lukas neugierig. „Oh, okay. Warte ich tue nur kurz die Würstchen ins Wasser," sagte ich während ich meine Tätigkeit vollendete und den Herd etwas runter drehte. „Okay komm," sagte ich anschließend und ging mit Lukas die Treppe hinauf. Es waren nur 2 Räume ein relativ großes Wohnzimmer, und ein Raum in den ein Klavier, einige Gitarren, Malutensilien, sowie ein Schreibtisch untergebracht war. Es war relativ schlicht, aber die Dachfenster über dem Sofa ließen einen perfekten Blick auf den Himmel zu. „Wow, das ist echt ziemlich schön", sagte Lukas. Während er noch ein paar Skizzen von mir begutachtete machte ich mich schon auf den Weg in die Küche zurück. Dort tischte ich das Essen auf und rief anschließend Lukas zum Essen.

„Also du scheinst eine kreative Ader zu haben, du malst, du machst musik, was hat Naima noch für Talente und Eigenschaften?", analysierte Lukas während des Essens. „Das klingt bei dir viel spektakulär als es ist. Ich bin das vermutlich normalste und unauffälligste Mädchen der Welt," sagte ich und ergänzte: „Darauf schieben meine Freunde auch mein Beziehungsstatus." Lukas lächelte leicht: „Naja ich sehe das anders, sonst wärst du mir in Park ja nicht aufgefallen." Ich lächelte ebenfalls. „Also bist du Single?", fragte nun Lukas und blickte starr auf seinen Teller. „Ja, schon seit knapp 1 1/2 Jahren oder so. Ich freunde mich viel zu schnell mit den Leuten an die ich attraktiv finde und so besteht zwar mein halber Freundeskreis aus Männern, die mich jedoch nicht einmal in Betracht ziehen würden," schmunzelte ich und ergänzte: „Mich stört das nicht weiter, es kommt schon irgendwann der richtige. Ich bin ja noch jung." Nun blickte Lukas auf und grinste leicht. „Und du ?", frage ich nun und konnte mich in seinen wunderschönen blauen Augen spiegeln. „Ach naja... Hab's wohl auch nicht so mit Beziehungen. Bin schon seit einigen Monaten Single. All meine Beziehung haben nicht sehr lange gehalten, aus den verschiedensten Gründen," sagte nun der Mann vor mir.
Darauf hin ließ ich das Thema ruhen und räumte den Tisch ab, wobei Lukas mir zur Hand ging.

Danach setzten wir uns oben aufs Sofa, guckten in den immer noch bewölkten Himmel und hörten die Regentropfen gegen das Fenster schlagen. „Ich mag ja regen," sagte ich und genoss den Moment. „Ich auch," flüsterte Lukas, als würde er die Regentropfen sonst verschrecken. Danach sagte keiner von uns mehr was. Jedoch entstand keine peinliche Stille, ehr eine angenehme. Diese wurde dann schließlich durch das klingeln meines Handys unterbrochen. Ich blickte auf den Bildschirm, es war meine Mam. So verließ ich den Raum und ging ran.

M: Hallo mein Liebes
N: Hey Mama, was gibt's ?
M: Oh... also naja...
N: Was ist den ?
M: Glaube es ist nicht das beste Thema fürs Telefon, aber kann auch nicht gerade nach Berlin kommen. Ist Julia heute schon gefahren oder hast du wen anderes in der Nähe?
N: Ja, ich bin nicht alleine. Ein... ein guter Bekannter ist da. Julia ist schon in Neuseeland. Was ist den los ?
M: Oma...sie hatte einen Schlaganfall. Sie ist im Krankenhaus. Naima sie wird es nicht schaffen.
N: Oh...wie lange hat sie noch ?
M: Vielleicht ein oder zwei Tage. Schatz hast du jemanden zum reden ?
N: Okay, ja ich hab jemanden. Meld dich wenn was ist. Hab dich lieb.
M: Ich dich auch

Daraufhin legte ich auf und merkte wie ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken konnte.

Silver medalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt