Mein kurzes Leben in Rio

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Gut zwei Monate nachdem ich in Rio angekommen war, begannen die Streitereien zwischen meinem Onkel Dom und mir immer mehr zu werden. Ich hatte meinen Eltern ja schon vorausgesagt, dass ich mich nicht so schnell ändern würde. Auch in Rio bekam ich relativ schnell Kontakt zur Tuning-Szene. Dom wusste dass ich Rennen fuhr. Ihm war es nicht egal, aber er erkannte, dass ich gut darin war und zeigte mir noch die ein oder anderen Tricks. Unteranderem auch wie man Driftete. Diese Art des Fahrens war vollkommen neu für mich. Doch jetzt nach zwei Monaten hatte ich es schon gut raus. Bei einem Rennen konnte ich es jedoch nicht wirklich üben, da kaum Jemand in Rio diese Art des Fahrens beherrschte.
Mit Mia und Brian verstand ich mich auch super. Mia wurde so etwas wie eine große Schwester für mich. Wir gingen des Öfteren shoppen oder trafen uns einfach nur so in der Stadt um zu tratschen.

Das Problem zwischen meinem Onkel und mir bestand in meiner Vorliebe für Männer. Ich hatte zwar noch nie viele feste Freunde gehabt, dafür aber umso mehr One-Night-Stands. Sex war ein wichtiger Part in meinem Leben und die Männer zu verführen und mit ihnen zu spielen machte mir den größten Spaß. Ich war mir meiner Wirkung auf die männliche Welt sehr wohl bewusst und setzte meine Reize ein. Jedoch, gab es in der Szene, in der ich mich aufhielt nicht nur die lieben Schafe. Die meisten von ihnen waren kleine Gangster oder mit Muskeln bepackte Kerle. So auch die letzte Liebschaft von mir. Sein Name war Diego. Dom hatte mich sofort vor ihm gewarnt, als er merkte mit wem ich meine Nächte verbrachte. Diegos Vater war einer der Drogen Bosse in Rio und sein Sohn galt als Brutal. Doch das war es vielleicht auch, was mich an Männern wie ihn faszinierte. Ich liebte das Spiel mit dem Feuer in meinem Leben.. in jeglicher Hinsicht.

Es kam wie es kommen musste. Nach drei Woche verging mir die Lust auf Diego und ich wollte ihm dies nach meinem letzten Rennen am Abend mitteilen. Ich hatte einen kurzen schwarz weißen Rock und ein gelbes Top an, über das ich nur ein weißes Netzthemd trug, so dass man meinen Bauch sah. Meine Haare waren offen und ich trug hohe Sandaletten. Diego stand wie immer mit den anderen aus seiner Gang in der Nähe ihrer Autos. Er sah gut aus, keine Frage. Er war durchtrainiert, hatte kurze schwarze Haare und wunderschöne bernsteinfarbene Augen. Ich ging zu ihnen rüber und begrüßte Diego mit einem Kuss. „Diego? Können wir beide mal kurz unter vier Augen miteinander sprechen?", flüsterte ich ihm in sein Ohr. Ich spürte wie seine Hand von meiner Taille in Richtung meines Po's wanderte. „Natürlich können wir das querida." Wir gingen in eine kleine Seitengasse, die nicht wirklich gut ausgeleuchtet war. Nur der Mond erhellte Diegos Gesichtszüge. Er sah mich lüstern an und ich wusste sofort was er von mir wollte. „Diego, es ist anders als du denkst. Ich bin nicht mit dir hier her  gekommen um eine schnelle Nummer zu schieben. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr auf diese Romanze zwischen uns beiden. Wir sollten das ganze hier und jetzt beenden." Der Gesichtsausdruck der sich nun auf seinem Gesicht wiederspiegelte, ließ selbst mir einen Schauer den Rücken hinunter laufen und ich begann trotz der warmen Temperaturen zu frieren. In seinen Augen stand der pure Hass. „Du willst also mit mir Schluss machen? Aber wer hat gesagt, dass ich das zu lasse? Niemand macht so einfach mit mir Schluss! Ich bin Diego Ferres und habe das Sagen über die Menschen in diesem Viertel und auch du wirst mir gehorchen." War das jetzt gerade wirklich sein Ernst? Ich war doch nicht sein Eigentum! Egal, wie sehr mir sein Blick und seine Haltung Angst machten, ich würde mich von Niemandem einschüchtern lassen. „Diego, ich denke ich kann gut für mich alleine Entscheidungen treffen. Dazu habe ich weder dich noch sonst Jemanden nötig. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe. Ich habe echt keine Lust auf dieses Theater hier. Du bist doch gerade nur in deiner Männlichkeit gekränkt." Der letzte Satz war mir schon herausgerutscht, bevor ich überhaupt nachgedacht hatte. Diego packte mich an meinem Hals und drückte mich gegen die Wand hinter mir. „Ich bin also in meiner Männlichkeit gekränkt ja?", sagte er und schaute mich dabei wie ein Wahnsinniger an. Er drückte meinen Hals immer fester zu und als ich versuchte ihn zu treten, schlug er mir mit seiner flachen Hand ins Gesicht. Der Schmerz, der kurz darauf aufkam, war unerträglich. So etwas hatte ich mein Leben lang noch nicht gespürt. Mir stiegen langsam wirklich die Tränen in die Augen, doch ich wollte stark sein und sie nicht zulassen. „Na gefällt dir das du kleines Miststück?" Sein Druck ließ immer noch nicht nach und ich hatte wirklich Angst zu ersticken.

Plötzlich drangen vom Treffplatz laute Schreie zu uns herüber und man hörte immer wieder das Wort „Policia". Kurz darauf, ertönten auch schon die ersten Serenen. Sollte mir wirklich dieses eine Mal, die von mir verhasste Polizei das Leben retten? Diegos Griff um meinen Hals lockerte sich sofort und er ließ nach und nach von mir ab. „ Wie es aussieht hast du heute noch einmal Glück gehabt quedira. Aber glaube mir, wenn ich dich das nächste Mal sehe und du dich wieder von mir trennen willst, wird es nicht so glimpflich ausgehen", flüsterte er noch in mein Ohr, bevor er in die Nacht verschwand.
Ich rutschte an der Mauer herunter und versuchte erst einmal wieder Luft in meine Lungen zu bekommen. Mit der Luft kamen mir auch die Tränen, die in heißen Bächen über meine Wangen liefen. Vielleicht, hätte ich doch auf Dom hören sollen. Mit letzter Kraft ging ich aus der Gasse in Richtung Hauptstraße Dabei vermied ich es in die Nähe des Platzes und der Polizei zu kommen. Ich hielt ein Taxi an, nannte dem Fahrer die Adresse und war so unendlich froh, als ich nach zwanzig Minuten Fahrt und einer für mich gefühlten Ewigkeit endlich das Haus von Dom erblickte.

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