Die Woche verging wie im Flug und ich lernte Tokyo von all seinen Seiten kennen. Die bunten Farben, die vielen Menschen, sowie die wunderschönen Parks mit den Kirschblütenbäumen. Neela und ich hatten uns am zweiten Abend kennen gelernt und direkt super verstanden. Sie würde genau wie ich, den gleichen Vorbereitungskurs besuchen. Für heute Abend hatten wir uns verabredet. Die Braunhaarige war auch in der Szene von Tokyo unterwegs und konnte driften. Ich hatte ihr jedoch noch nichts von meinen Künsten erzählt. Heute wollten wir zusammen zu einem Rennen fahren. Ich konnte es kaum erwarten. Dom würde ich um jeden Preis stolz machen. Das einzige Problem war, das ich kein eigenes Auto besaß. Also musste ich mir entweder das Auto von Neela leihen oder von sonst wem. Die Männer Tokyos würde ich auch um den Finger wickeln, da war ich mir sicher. In den letzten Tagen, hatten sie mir zumindest fast alle nachgestarrt. Und ganz ehrlich, ich hatte es genossen. Suki meinte, es würde an meinen Haaren liegen. Dünn waren hier fast alle Mädchen, doch keine hatte natürliche lange blonde Locken. Tja, da hatte es der liebe Gott wohl einmal gut mit mir gemeint.
Nun stand ich jedoch gerade vor einem noch viel größeren Problem. Ich wusste absolut nicht, wie man sich hier für solch ein Treffen kleidete. Also rief ich mir Suki zur Hilfe. Diese kam auch sofort in mein Zimmer. Sie selbst trug einen kurzen schwarz-pink karierten Rock und ein kurzes schwarzes Oberteil. „Suki, ich brauche mal deinen Rat. Ich stehe vor einem typischen Frauenproblem. Was soll ich anziehen? Wie wäre es mit dem roten hier? Es ist relativ kurz und an den Seiten schön ausgeschnitten. Passt das hier in Tokyo?" fragte ich sie. Suki sah sich mein Kleid an und nickte mir aufmunternd zu. „Das passt perfekt. Warte ich glaube ich habe auch die passenden Schuhe für dich." Sie ging in ihr Zimmer und ich hörte sie kramen. Als die Blonde Japanerin zurückkam, trug sie ein paar schwarze Lack-Overknees in ihren Händen. Ich war von den Schuhen begeistert. „Oh sind die toll. Und die darf ich wirklich anziehen?" „Du darfst sie nicht nur anziehen, sondern ich schenke sie dir. Sie passen eh besser zu dir als zu mir." Ich strahlte sie an und umarmte sie fest. Nach eine schnellen Danke verschwand ich sofort ins Bad. Immerhin hatte ich nur noch eine halbe Stunde Zeit. Suki schaute mir mit einem Lächeln hinterher.
Ich schminkte mir einen auffalligen unauffälligen look und glättete mir die Haare noch schnell. Ja, so sah ich perfekt aus. Wenn das die Männer nicht um den Verstand bringen würde, wusste ich es auch nicht. Oder zumindest, sollte es meine wahre Liebe auf mich aufmerksam machen. Immerhin hatte ich Dom etwas versprochen. Pünktlich auf die Minute holte mich Neela ab. Sie hatte sich für ein ähnliches Outfit wie ich entschieden. Nur trug sie ein Jeanskleid und bunte Ringelsocken. Doch sie, konnte sowieso nichts entstellen. Dafür war sie einfach zu hübsch. Ihr Fahrstil war wirklich gut und ich lehnte mich entspannt zurück. Je näher wir dem Ziel kamen, desto nervöser wurde ich jedoch. Ich hatte ja absolut keine Ahnung was mich erwarten würde. „Du Neela?" „Ja"? , antwortete sie mir und drehte ihr Gesicht zu mir herum. „Was erwartet mich da jetzt gleich eigentlich? Ich meine ich kenne die Szene in Rio und in L.A., aber wie sind die Typen hier so drauf?" Sie schien zu überlegen, wie sie es mir am besten erklärte und fing an zu erzählen. „ Weißt du, da gibt es DK. DK steht für Drift King. Eigentlich heißt er Takashi. Er ist hier der König im Driften und bisher ungeschlagen. Er hat das Sagen. Leg dich als Mann besser nie mit ihm an. Zu Frauen ist er immer sehr nett, wenn du verstehst was ich meine." Ich nickte eifrig und sie fuhr fort. Der Großvater von DK ist der Boss der Verbrecherorganisation „Yakuza" hier in Tokyo. DK handelt Geschäfte für ihn ab und fühlt sich dadurch wie ein ganz großer Gangster. Dann gibt es da noch Han. Han ist eigentlich ein ziemlich ruhiger Typ. Er ist so um die sechsundzwanzig und ein absoluter Frauenmagnet. Han sieht gut aus, aber noch mehr erreicht er durch seinen Charme. DK und er sind Partner, machen zusammen Geschäfte. Sonst haben sie aber nicht so viel miteinander zu tun. Sean ist der Fahrer von Han und kommt wie du aus Amerika. Vor einem halben Jahr, als er versucht hat DK beim Driften zu schlagen, hat er Han's Auto zu Schrott gefahren und muss es nun abbezahlen. Er ist aber zusätzlich ein enger Vertrauter von Han geworden. Naja, ich mag Sean wirklich sehr und in letzter Zeit nähern wir uns immer mehr an." Ich musste in mich hineingrinsen. Neela war also in Sean verliebt. Naja, dieser Han schien mir auch wirklich interessant zu sein. „Und das waren alle?" fragte ich sie. „Nein, da gibt es noch Twinkie. Er ist ein wirklich lieber Kerl und will dir immer alles Mögliche verkaufen. Und sonst gibt es nur wie überall Typen mit schnellen Autos und leicht bekleidetet Mädchen." Wir schauten beide an uns herunter und mussten lachen. Ja so war diese Welt, meine Welt und ich liebte sie.
Ein Japaner öffnete uns die Schranke, nachdem er Neela erkannt hatte und wir fuhren in das Parkhaus. Anscheinend fuhr hier niemand wirkliche Rennen, sondern das Driften stand im Vordergrund. Gut, dass ich so einen guten Lehrer gehabt hatte. Je höher wir fuhren, desto lauter wurde es. Von überall her kam Musik. Die Mädels tanzten und eine hatte weniger an als die andere. Die Männer standen an ihren Autos, unterhielten sich. Ich merkte, wie sehr ich diese Welt vermisst hatte. Neela und ich stiegen aus und mischten uns unters Volk. „Lass uns erst einmal Sean und Twinkie begrüßen gehen." Und wie sie in Sean verliebt war. Aber ich fand es sehr süß. Sean und Twinkie waren beide wirklich sehr nett. Sie begrüßten mich direkt offen und Twinkie versuchte mir tatsächlich Shampoo für meine Haare anzudrehen. Der Junge hatte wirklich Verkaufstalent. Neela und Sean warfen sich verliebte Blicke zu. Bei jedem Schritt den wir machten, merkte ich wie die Augen der anderen auf mir ruhten. Tja, ich fiel eben wirklich zwischen den Japanerinnen auf. Suki hatte Recht gehabt. Plötzlich, merkte ich wie sich eine Hand an meine Taille legte und mir Jemand etwas ins Ohr flüsterte: „Konnichiwa ojousan." Was so viel hieß wie Hallo schöne Frau. Ich drehte mich langsam herum und schaute in ein paar dunkle Augen. Sein Gesicht war markant und er hatte kurze hochgegelte schwarze Haare. Er sah wirklich gut aus. Ich lächelte ihn an und sagte: „Sensei no nemae ha nan dsu ha?" (Wer sind sie?). Neela übernahm das Wort und stellte mir den jungen Mann als Takashi vor. Er war also der DK. Ich stieg nun auf Englisch um. Ich konnte zwar Japanisch, aber das meiste war einfach noch zu eingerostet. „Du bist also der sagenumwobene DK. Mein Name ist Serena. Ich komme aus Amerika und freue mich dich kennen zu lernen. Neela hat mir schon von dir erzählt. Ich muss sagen, sie hat wirklich nicht untertrieben."
Er sah mich auffordernd an. Ich merkte schnell, dass er es liebte, wenn man ihm schmeichelte. „Naja ojusan, du siehst aber auch nicht schlecht aus. Woher kommt es, das du Japanisch kannst?" Er schien wirklich ein bisschen irritiert über diese Tatsache zu sein. Anscheinend konnte kaum ein Ausländer Japanisch wenn er nach hier kam. Ich drehte mich von ihm weg und sagte: „Ist das wirklich so wichtig? Dann weißt du wenigstens, dass du aufpassen musst was du sagst, wenn ich in deiner Nähe bin. Ich bin nicht wie die anderen Gaijins. Was mich aber viel mehr interessieren würde, ist das Auto des DKs." Ich lächelte ihn süffisant an. Er schnappte sich mein Handgelenk und zog mich hinter sich her. Bingo! Ich hatte ihn an der Angel. Doch DK konnte wieder einer von diesen Typen werden, an denen ich mich verbrennen würde. Und noch einmal, wollte ich das gleiche wie mit Diego nicht erleben. Sein Auto war wirklich nicht zu verachten. Er fuhr einen Nissan 350Z mit einem Veilside Bodykit in schwarz. Der Rest des Autos war in einem Grauton gehalten. Ich ging näher an das Auto heran und ließ meine Finger über den Lack streichen. Dabei legte ich mich vorne ein bisschen über, zeigte DK so meine Rückansicht. Er schien darauf anzuspringen, denn aus den Augenwinkeln sah ich seinen lüsternen Blick. Doch ich war nicht hier um mit ihm zu flirten. Ich war hier um gegen ihn zu gewinnen.
Ich bewegte mich wieder auf ihn zu und stellte mich zwischen seine Beine. Mit meinen Fingern fing ich an unter seine Jacke zu gleiten. Darunter trug er ein schwarzes Muskelshirt. Ja, der Herr hatte wirklich gut trainiert und einiges an Muskeln aufgebaut. Doch an Dom reichte er noch lange nicht heran. Ich schaute ihm in seine Augen und sagte: „Sag mal Takashi, ich würde gerne ein Rennen gegen dich fahren." Jetzt schaute er mich wahrlich entsetzt an. Anscheinend war er noch nie gegen eine Frau angetreten. Prompt kam auch seine Gegenfrage: „Meinst du das wirklich ernst?" Ich lächelte ihn zuckersüß an. „Natürlich meine ich das ernst, oder traust du dich nicht gegen ein Mädchen zu fahren, weil du Angst hast zu verlieren?" In seinen Augen sah ich den Ehrgeiz aufblitzen und ich wusste, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Ich drehte mich von DK weg und sah in die Runde. Jeder hatte mittlerweile von unserem kleinen Gespräch gehört. Die Frauen sahen mich ziemlich entgeistert an und die Männer hatten jetzt schon eine Genugtuung im Gesicht. Denen würde ich es zeigen. Dazu fehlte mir nur noch ein Auto. Ich rief auf Japanisch in die Runde wer ein Auto für mich hätte um gegen den großen DK, dabei zwinkerte ich ihm zu, anzutreten. Absolute Stille machte sich breit. Doch dann meldete sich Jemand. „Hier nimm mein Auto" und schon kamen mir Schlüssel entgegengeflogen. Auf Takashis Gesicht bildete sich ein wütender Ausdruck. Neela trat hinter mich. Ich drehte mich in die Richtung um, aus der die Schlüssel kamen und sah einen Mann mit längerem schwarzem Haar, von dem eine Aura ausging die mich umhaute. Er saß zwischen zwei Japanerinnen. Mein Herz begann nur bei seinem Anblick schneller zu schlagen. Er aß ein paar Kekse und grinste mich frech an. Neela wisperte mir in mein Ohr: „Jetzt hast du Han kennen gelernt und darfst direkt sein Auto fahren. Glückwunsch meine Liebe. Sein Auto, die „ Mona Lisa" ist eines der besten." Ich war wie in Trance. Das also war Han. Neela hatte vollkommen Recht gehabt. Ich wollte ihn näher kennen lernen...um jeden Preis. Doch zunächst hatte ich ein Rennen zu gewinnen.
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Tokyo, where the world turns into light
RandomDie einundzwanzigjährige Serena, sieht aus wie ein typisches amerikanisches Girlie, hat jedoch eine dunkle Seite. Eine Seite, die sie nicht nur einmal in Gefahr bringen wird. Doch es gibt Menschen wie ihren Onkel Dominic in ihrem Leben, die sie besc...