Kapitel 1 - Distance

290 4 0
                                    


Natsus Perspektive

Ich saß bequem auf einer Bank am Rand des Schulhofs, als ich meinen Blick langsam schweifen lies. Heute war es, für einen Tag im April, außergewöhnlich warm und sonnig. Die Sonne schien durch die Blätter der Bäume und es entwickelte sich ein schönes Lichtspiel.

Ich beobachtete die anderen Schüler. Nach ein paar Minuten sah ich wie einige meiner Freunde auf mich zu kamen . 

"Hey , wir haben dich gesucht ." entgegnete Gray mir bereits genervt, als er nur noch ein paar Meter von mir entfernt war. Ich nickte nur abwesend und sah mich weiter auf dem Schulhof um.  "Was ist denn mit dem los?" fragte er darauf hin und sah zu Erza die ihn wahrscheinlich genauso fragend ansah. Doch sie konnte ich im Augenwinkel nicht erkennen. Im nächsten Augenblick enteckte ich allerdings Endlich das Ziel meiner Suche. Eine neue Schülerin. Letzte Woche hatte sie die Schule gewechselt und mir kam sie irgendwie komisch vor. Als sie in unsere Klasse kam und vorgestellt wurde schien noch alles ganz normal zu sein. Doch in den Pausen verhielt sie sich komisch. Ich bin mir nicht sicher ob ich der einzige war dem das aufgefallen ist, aber sie war wirklich ausschließlich nur bei den Mädchen. Meistens bei Levy. An für sich ist das nichts ungewöhnliches, viele Mädchen sind lieber unter anderen Mädchen und beschäftigen sich nicht großartig mit dem männlichen Teil der Gesellschaft. Doch bei ihr war es anders. Letze Woche habe ich sie zufällig gesehen und bemerkt wie ihr ein kleines Notizheft aus der Tasche gefallen ist. Ich ging zu ihr, hob es auf und wollte es ihr wieder geben. Als ich es ihr entgegen Streckte beobachtete sie mich aufmerksam und nahm langsam das Heft entgegen. Als sie es gepackt hatte riss sie es mir förmlich aus der Hand und trat ein paar Schritte zurück. Bis sie sich dann schließlich umdrehte und zügig davon lief .                                                                          

Aber was sollte das ? Sie wirkte vorher nicht als wäre sie in eile gewesen, doch als sie mich so eindringlich ansah hatte ich fast das Gefühl das sie Angst vor mir hatte. Dazu gab es aber doch gar keinen Grund, oder etwa doch ? 

"Erza?" etwas erschrocken, über das plötzliche erwachen aus meiner Abwesenheit sah sie mich an. "Ja? Hast du gefunden was du gesucht hast ?", sie grinste mich etwas an als sie das aussprach. Ich starte immer noch auf  das Mädchen und setzte zu meiner Frage an . "Hattest du schon mal etwas mit Lucy zu tun ?". Sie begann noch mehr zu grinsen. "Nicht wirklich viel, wir haben uns nur ab und zu unterhalten, warum interessiert dich das ?" während sie das aussprach wurde ihr grinsen noch breiter und sie setzte sich neben mich auf die Bank. Ein paar mal stieß sie mit ihrem Ellenbogen gegen meinen Oberarm." Sag nicht du hast tatsächlich Interesse an ihr." sagte Gray während er mir entgegen lachte um zu zeigen wie lächerlich er das doch finden würde. "Nein , ich finde ihr verhalten einfach nur komisch. Sie scheint doch ganz nett zu sein, aber nur zu den Mädchen. Von den Jungs distanziert sie sich komplett. Das ist doch nicht normal?! "Immer noch verfolgte ich Lucy mit meinen Blicken. Sie redete grade mit Levy und aß etwas. Die beiden lachten gemeinsam und Lucy schien grade vollkommen normal zu sein, wie jede andere Schülerin auch. " Vielleicht ist sie ja nur dir gegenüber so, weil sie dich nicht leiden kann." schelmisch lachte Gray mir zu. Ich entgegnete nichts. Mir war durchaus bewusst das sie nicht nur zu mir so war und das reichte mir im Moment. Ich hatte keine Lust mich jetzt darüber zu streiten. "Wenn dich das so sehr interessiert, kannst du sie doch einfach mal danach fragen." entgegnete mir Erza. Während dessen stand sie auf und ging, zusammen mit Gray, wieder auf das Schulgebäude zu in dem grade die Schulglocke zu klingeln begann. Sie einfach danach fragen? Na gut , das klang durchaus plausibel. Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte das sie gerne mit mir sprechen würde. Schließlich hatte sie sich nicht einmal bedankt als ich ihr das Notizheft wiedergegeben hatte. Wiederwillig ging nun auch in zurück ins Klassenzimmer.

 Im Unterricht beschloss ich Lucy schon heute anzusprechen . Nach diesen beiden Stunden hatten wir Schulschluss und sie ging wahrscheinlich wie immer allein nachhause . Das war meine Chance sie danach zu fragen.

Genau wie erwartet verabschiedete sie sich am Schultor von Levy die anschließend in die andere Richtung verschwand. Ich ging in der Masse der anderen Schüler auf sie zu. Lucy steuerte auf den Weg zu, den sie immer ging. Ich brauchte eine weile um sie einzuholen. Schließlich wollte ich nicht einfach auf sie zustürmen und eventuell dafür sorgen das sie weg lief. Mittlerweile waren wir schon ein ganzes Stück entfernt von unserer Schule und in einem kleinen Park. Ein paar Meter entfernt war ich zwar noch, aber dennoch wollte ich sie nun auf mich aufmerksam machen. Zu meiner Überraschung brauchte ich das gar nicht mehr. Denn sie hatte mich bemerkt und zwar schon viel früher als erwartet. Ich hob grade meine Hand um ihr während meiner Begrüßung so freundlich wie möglich zu zuwinken als sie sich plötzlich umdrehte und ein kleines Döschen auf mich richtete . 

"Komm ja nicht näher." schrie sie mich fast an. Verwirrt lies ich meine Hand sinken und sah sie verdutzt an. "W-warum verfolgst du mich ?!". Eindringlich sah sie mich an. "Ich wollte nur.."          Nicht so richtig schlüssig was ich sagen sollte betrachtete ich immer noch das Döschen was sie in ihren Zitterten Händen hielt ... war das Pfeffe- 

Noch bevor ich den Gedankengang beenden konnte drückte sie bereits auf den Druckknopf der Dose. Ich reagierte schnell und schlug ihr das Behältnis aus der Hand. Erschrocken drehte sie sich um und versuchte weg zu rennen. Ich nahm sofort die Verfolgung auf und schon nach ein paar Metern konnte ich sie an ihrer Schulter packen. Ich dachte eigentlich das ich meine Hand relativ drucklos auflegte, doch Lucy fiel sofort auf die Knie und kauerte sich zusammen. Verwirrt setzte ich mich neben sie , nun konnte ich auch sehen das sie weinte . "B-bitte tuh mir nichts.", ängstlich zitternd flüsterte sie diese Worte. "Warum sollte ich dir etwas tun? Lucy ich wollte dich nur etwas fragen und bin dir deswegen gefolgt. " Ich wollte meine Hand auf ihre Schulter legen und sie beruhigen, doch sie wich meiner Hand aus und sah mich ängstlich an. Ich dachte nun das es besser wäre etwas Distanz zwischen uns zu bringen. Schließlich schien es meine Anwesenheit zu sein, die sie so nervös machte. Also stand ich auf und trat ein paar Schritte zurück. Ich kam mir zwar ziemlich fies vor, sie weinend dort sitzen zu lassen und einfach nur das Geschehen zu beobachten, doch es schien ihr zu helfen. Sie beruhigte sich langsam . Als sie aufgehört hatte zu weinen ging ich wieder ein paar kleine Schritte auf sie zu und streckte ihr das Pfefferspray entgegen, dass ich eben wieder vom Boden aufgelesen hatte. Sie sah mich erst nur an und ich wusste nicht so recht was ich tun sollte. Hatte sie Angst ? Sollte ich mich wieder entfernen und das Spray einfach auf den Boden legen? Doch sie befreite mich von meinen Gedanken indem sie das Döschen entgegen nahm. Sie betrachtete es in ihren Händen und ... lächelte tatsächlich ein wenig ? 

"Du wirst mir wohl wirklich nichts tun wollen, wenn du mir sogar mein Pfefferspray wieder gibst." flüsterte sie mehr dem Döschen als mir zu. "Ich wollte wirklich nur eine Frage stellen, ich hatte nie die Absicht dir weh zu tun oder so.." antwortete ich mit ruhiger Stimme. " Eigentlich hätte ich mir das ja fast denken können, du hast mir schließlich schon mal geholfen." lächelnd sah sie zu mir auf. Ich wusste erst nicht recht was ich tun sollte, doch dann begann ich ebenfalls sie anzulächeln und ich streckte ihr meine Hand entgegen. In der Hoffnung das sie sie greifen würde. Ich konnte mir einfach nicht ansehen wie sie da unten verunsichert und mit feuchten Augen hockte. 

Etwas zögerlich nahm sie tatsächlich meine Hand und ich zog sie nach oben. "Danke ... was wolltest du denn nun eigentlich?" fragte sie ,unter dessen packte sie das Spray wieder in ihre Tasche. "Ähm ... nicht so wichtig. " winkte ich ab . Mir was es irgendwie unangenehm sie jetzt damit zu konfrontieren . "Hast du was dagegen wenn ich dich bis nach hause begleite ?" fragte ich nach einer unangenehmen Stille. "Man könnte sich noch etwas kennen lernen..." entgegnete ich als sie nicht antwortete. Innerlich bereitete ich mich bereits auf eine Abfuhr vor. Warum fragte ich überhaupt? Eben wollte sie mir noch die Augen vergasen und jetzt sollte sie mir zeigen wo sie wohnte? Niemals würde sie zustimmen . 

"Okay ." etwas lächelnd sah sie mich an und ging darauf hin langsam voraus. Verblüfft über ihre Antwort folgte ich erst nach ein paar Sekunden. Ich konnte sie jedoch mit ein paar großen Schritten direkt einholen. Wir unterhielten uns noch ein wenig über ihren Schulwechsel und das ein oder andere Schulische. Sie schien immer mehr aufzutauen und ich fühlte mich ein wenig geehrt, dass sie sich mir gegen über öffnete war schließlich nicht selbstverständlich.

Vielleicht konnte ich ja doch diese Distanz überwinden , die sie zwischen sich und die anderen Menschen brachte.

TouchesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt