6 Tage später
Lucys Perspektive
Entspannt stand ich in der Küche, belegte meine Schulbrote und hörte nebenbei Radio. Leise summte ich die Melodie des Liedes mit und wippte mit dem Fuß auf und ab. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte ich fest das ich in 10 Minuten von Natsu abgeholt werden würde. Perfekt im Zeitplan.
Nach den Ereignissen vergangener Woche bot Natsu mir an mich jeden Tag von zuhause abzuholen, zur Schule zu bringen und später auch wieder nachhause. Er wollte das so lange machen, bis ich mich allein wieder sicher fühlte.
Somit machte er mir das Leben viel leichter und ich war wirklich froh über sein Angebot.Punkt 7:15 Uhr packte ich die Brotdose in meine Tasche und zog mir meine dünne Stoffjacke über. Dann verließ ich meine Wohnung und schloss ab. Locker ging ich die Treppen herunter und lehnte mich unten an die Wand, direkt neben der Haustür.
Wie auch wie letzten Tage würde ich hier stehen bleiben und die Tür erst öffnen wenn Natsu klingelte. Heute brauchte er allerdings ungewöhnlich lange. Eigentlich kam er immer pünktlich, manchmal sogar etwas früher, aber heute war er bereits 5 Minuten zu spät.
Nervös knetete ich den Gurt meiner Tasche.
'Es sind 5 Minuten Lucy, krieg dich wieder ein.' dachte ich, ein wenig von mir selbst genervt.
Nur wenige später ertönte endlich das ersehnte Geräusch. Ich öffnete Tür und sah einen grinsenden Natsu vor mir stehen.
"Warum bist du zu spät?" fauchte ich im Entgegen und drehte mich im selben Atemzug herum, um die Tür wieder abzuschließen. Eigentlich war ich nicht wirklich sauer auf ihn, aber ich stellte mir immer die schlimmsten Szenarien vor und bekam wieder angst wenn er nicht wie geplant da war.
"Tut mir leid, meine Katze hat es für wahnsinnig lustig empfunden den Wassernapf umzuschmeißen und das musste ich no- " "Ganz bestimmt Natsu, ganz bestimmt." unterbrach ich ihn mit ironischer Stimme, während wir uns langsam auf den Weg machten.
"Ja, wirklich." entgegnete Natsu angestachelt.
"Du hast ernsthaft eine Katze?" fragte ich nun ungläubig.
"Als würde ich dich anlügen. Sein Name ist Happy." antwortete er stolz und lachte mich an. Mich wunderte es ein wenig, dass Natsu noch nie etwas von seinem Kater erwähnt hatte, obwohl wir viel miteinander sprachen. Irgendwann musste ich Natsu definitiv einmal besuchen und mir ansehen wie er lebte und auch Happy wollte ich unbedingt einmal zu Gesicht bekommen.
"Happy? Da war aber jemand total kreativ." erwiderte ich nun und grinste ihn dabei schnippisch an.
"Mir gefällt sein Name"..."Ich habe ihn so genannt weil er mich damals so glücklich gemacht hat."
Als er das sagte wirkte er beinahe etwas verträumt und nostalgisch.
"Hast du dich so sehr über ihn gefreut, dass du ihn gleich danach benennst? Es gibt doch jeden Tage viele Gründe zur Freude." gab ich etwas irritiert zurück. Ich bekam allerdings nur ein gedrungenes lächeln als Antwort.
Dann holte er sein Handy aus der Tasche und tippte eine weile darauf herum. Ich sah mich ein wenig um und beobachtete genau was um uns herum passierte.
Wir betraten nun den Park, in dem ich Natsu beinahe mit Pfefferspray vergiftet hätte. Um diese Uhrzeit war hier nahezu niemand und man konnte nur die Vögel zwitschern hören. Zusammen mit dem angenehmen Morgenlicht, war es eine wundervolle Atmosphäre.
Plötzlich wurden meine Träumereien unterbrochen und Natsu hielt mir sein Handy vor die Nase. "Das ist er." berichtete er stolz.
Auf dem Display war ein Bild von einer grauen, beinahe bläulichen, Katze zu sehen, die gerade auf Natsus Schal ein Nickerchen hielt. Ich musste ein wenig kichern und legte den Kopf etwas schief. Das Kätzchen war zu süß. Dann wischte Natsu einmal über sein Handy und ein weiteres Bild erschien. Diesmal fraß der Kater eine kleine Sardelle und sah dabei unschuldig in die Kamera.
"Wie niedlich." sagte ich und lachte dabei Natsu an, der mir ein ebenso breites lachen zurück gab.
Während Natsu damit beschäftigt war sein Handy wieder in seine Hosentasche zu befördern ging ich zügig weiter, da ich auf keinen Fall zu spät kommen wollte. Auch wegen Natsu nicht. Die Lehrer waren nicht unbedingt begeistert davon, dass er letzte Woche ohne Erklärung verschwunden ist und auch diese Woche nichts Vorlegen konnte. Ich fragte mich allerdings wieso seine Eltern ihn nicht einfach entschuldigen konnten. Ich wusste zwar das Natsu allein wohnte, aber es sollte doch kein Problem sein, seine Eltern um einen Anruf in der Schule zu bitten. Etwas Gedankenverloren ging ich weiter den Weg entlang, bis mich ein schmerzerfülltes krächzten dazu animierte mich schnell umzudrehen.
"Lauf!" schrie Natsu, während er versuchte sich aus dem Griff eines hinter ihm stehenden Mannes zu befreien. Er hielt seine Hände auf dem Rücken.
Geschockt starrte ich zu ihm. Als ich meine Sinne wiederfand drehte ich mich wieder nach vorn und wollte los rennen. Ob es eine gute Idee war Natsu allein zu lassen?
Diese Frage sollte ich mir nicht lange Stellen müssen. Denn als ich kaum einen Meter gerannt war, tauchte neben mir ein weiterer Mann auf und hielt mich fest. Hysterisch begann ich zu schreien. Er drängte mich wieder zurück, in Natsus Richtung. Dieser fing sofort meinen Blick ein und ich konnte beobachten wie er geschickt das Bein seines Hintermannes mit seinem eigenen Umschlungen hatte und es nach vorn Zog. Der Fremde Verlor für einen Moment den halt und lies locker. Natsu nutzte die Gelegenheit, drehte sich flink und schlug ihm mit seiner Faust ins Gesicht. Dann packte er ihn im Nacken, zog ihn nach unten und rammte ihm sein Knie in die Magengrube. Schmerzerfüllte stöhnte der Mann einmal auf, fing sich aber schnell wieder und ging auf Natsu los. Er schlug ihm Kräftig in die Seite und setzte anschließend, mit einem Schlag der anderen Faust, ins Gesicht nach. Den nächsten Angriff konnte Natsu abwähren, der Angreifer holte hastig ein blaues Tuch aus seiner Tasche, mit der anderen Hand wehrte er einen schlag Natsus ab und begab sich in der selben Bewegung wieder hinter ihn. Er presste das Stück Stoff nun gegen Natsus Mund, der darauf hin schlagartig die Luft anhielt und für einen Moment gequält die Augen zukniff. Der Mann zog Natsus Kopf zurück, wodurch er sein Gleichgewicht kurze Zeit verlor. Diese Gelegenheit nutzte er und holte ein Messer aus seiner anderen Tasche hervor, dass er nun vor Natsus rechter Brust platzierte. Als dieser wieder die Augen öffnete starrte er geschockt das Messer an und sah anschließend hilflos zu mir. "Wage es ja nicht dich noch einmal zu wehren." drohte der Fremde hinter Natsu mit knirschenden Zähnen.
"Natsu" rief ich einmal und versuchte mich erneut aus dem Griff des Mannes zu befreien. Dieser packte mich darauf hin fester und ich lies einen schmerzerfüllten Laut heraus. Spätestens jetzt brachen meine Tränen hervor.
"Aufhören!" schrie ich und trat ein paar mal nach hinten gegen das Bein des Mannes.
Meine schreie schienen Natsu wieder zu alarmieren. Seit der Fremde ihm das Messer vorhielt hatte er sich kaum einen Zentimeter bewegt. Doch jetzt versuchte er seinen Kopf wegzudrehen und so das Tuch los zu werden. Es war klar ersichtlich das ihm langsam die Luft ausging, doch gerade als er seinen Kopf zur Seite gedreht hatte holte der Mann mit dem Messer aus und Stach mit Schwung in Natsus Schulter, der darauf hin die Augen weit aufriss und scharf Luft einzog.
Noch während ich seinen Namen erneut schrie, schloss er die Augen und verlor langsam das Bewusstsein. Was auch immer an diesem Tuch war, es wirkte.
Hilflos sah ich dabei zu wie Natsu langsam zusammen sackte und sein Shirt sich langsam mit Blut vollzog. Der Fremde zog ihn achtlos mit sich und auch ich wurde in diese Richtung geschupst. Krampfhaft versuchte ich weitere Tränen zurückzuhalten und diese Leute nicht weiter zu provozieren. Ängstlich hielt ich mich zurück, obwohl ich am liebsten lauthals schreien würde. Doch ohne Natsu traute ich mich ganz einfach nicht irgendetwas zu unternehmen.
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Touches
FanfictionSeit Tag X, der ihr Leben Grundlegend veränderte, lebte Lucy eher fernab von anderen Menschen. Diese Ferne bedeutete für sie Sicherheit und Kontrolle. Doch ihre Gefühle spielen ihr einen Streich, was also wenn sie plötzlich die Nähe spüren will, die...