Kapitel 1

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Sie lief ohne Ziel durch einen riesigen Wald. Die ewige Savanne aus Laub und Bäumen schien niemals zu enden. Die Blätter der Laubbäume welche sich in atemberaubende Rot/Brauntöne verfärbt hatten hingen hoch über ihr, welche einen ästhetischen Kontrast zu den dunkelgrünen Schmuck der Nadelbäume ergaben. Es war Herbst. Überall konnte man den beruhigenden Geräuschen der Natur lauschen. Sie blickte hinunter und sah einen Moment lang auf ihre nackten Füße welche über das Laub am Boden liefen. Es war als würden ihre Beine den Weg bereits kennen.

Irgendwann kam sie an einer recht großen Lichtung an. Eine Eiche stand einsam am Rande eines kleinen Baches welcher quer über die Grasfläche verlief. Ihre Blätter wehten im sanften Wind und die Spitzen der Äste bogen sich leicht in einen immer wiederkehrenden Takt. Ein erfreutes Lächeln bildete sich auf ihren weichen Lippen und sie Schloss ein paar Atemzüge lang entspannt ihre Eisblauen Augen.

Doch gerade als sie dachte endlich ihren Frieden erlangt zu haben, wurde es Finster. Der Himmel färbte sich schwarz, so als währe es tiefste Nacht. Erschrocken taumelte sie ein paar Schritte zurück. Der bisher angenehme Wind wurde wild und ungezähmt und peitschte ihr in ihr recht blasses Gesicht. Sie zuckte zusammen als sich in den Büschen am Rande der Lichtung etwas regte. Keine fünf Sekunden später traten von überall Männer in schwarzen Anzügen aus ihren Verstecken und kamen langsam auf sie zu. Ein kalter Schauer jagte ihr über den Rücken. Doch erst als diese Gestallten ihre schritte beschleunigten und immer schneller auf sie zukamen erwachte das Mädchen aus ihrer Schockstarre. Sie folgte ihren Instinkt und ergriff die Flucht. Sie wirbelte herum und rannte tief in den Wald hinein. Wohin sie rannte, wusste sie nicht, aber ihr war klar das jeder Ort besser währe als dieser hier.

Doch mit jedem Schritt den sie tat veränderte sich auch der Wald um sie herum. Alles verlor an Farbe und schien wie Verbrannt. Vom Himmel regnete es Arsche und färbte den Boden in ein unsauberes Grau. Immer mehr Stämme vielen um, so als währen die Bäume vollkommen ausgetrocknet. >> Es wird Zeit << erklang eine laute, tiefe und maskuline Stimme, doch sie konnte sie weder zuordnen noch erklären woher sie kam. Das Mädchen hustete und rannte, obwohl ihre Beine höllisch schmerzten, immer schneller da sie genau wusste das die fremden Anzugträger sie immer noch verfolgten. >> Bals ist es so weit << rief diese seltsame Stimme erneut, gefolgt von einem lauten Donnergröhlen. Sie schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen als die Arsche ihre Sicht benebelte. So kam es das sie die große Wurzel vor ihr nicht sah, darüber stolperte und mit einem dumpfen Aufprall zu Boden ging. Bevor sie auch nur aufstehen konnte, standen die schwarz gekleideten Männer bereit dutzendweise um sie herum. Das letzte was sie spürte bevor alles schwarz wurde war ein brennender Stich in ihrer Schulter.

Mit einem schrillen Aufschrei schreckte sie auf und riss panisch die Augen auf. Kalter Schweiß klebte auf ihrer Stirn während Schocktränen über ihre geröteten Wangen liefen. Keuchend sah sie sich in dem abgedunkelten Raum um, doch konnte nichts abnormales erkennen. Alles war so wie immer. //Beruhige dich, es war nur ein Traum. Nur ein Albtraum mehr nicht// dachte die Grünäugige immer wieder um sich etwas zu beruhigen und um ihre viel zu schnelle Atmung wieder zu normalisieren. Nachdem ihr dies größtenteils gelungen war, richtete sie sich auf und lief leicht schwankend und nur mit langsamen schritten runter in Richtung Küche. Auf dem Weg dort hin vermied sie einen Blick in das alte Schlafzimmer ihrer Eltern.

In der Küche angekommen, nahm sie sich aus dem fast leeren Kühlschrank eine halbvolle Packung Milch, und exte den Rest mit einem Satz aus. >> Ich muss bald wieder einkaufen gehen... << dachte sie ermüdet. Das einzige was sich noch in den alten Kühlschrank befand waren, eine Flasche Orangensaft, Butter, eine Gurke, etwas Reis vom Vortag und Wasser. Auf den Kasten an sich stand nur eine fast leere Cornflakes-Packung und Brot. Sie entschied sich für das Brot. Sie schnitt sich zwei Scheiben davon ab und schmierte ein wenig Butter darauf, damit es nicht zu trocken war. Die Uhr an der Wand zeigte 5:55 Uhr an. "Wegen den 5 Minuten ..." murmelte sie seufzend, da sie da sowieso hätte aufstehen müssen. Sie nahm sich aus den Schrank ein Glas und füllte es mit dem kühlen Orangensaft. Sie setzte sich an den Küchentisch und begann ohne Eile zu essen. Nach der Schule würde sie einkaufen gehen müssen ... Von den Von dem Geld im Monat die sie vom Jugendamt bekam waren nur noch 20 übrig. Aber sie lebte schon lange so, und wusste wie man damit auskommen konnte.

Als sie fertig mit ihrem Frühstück war räumte sie das Geschirr in das Waschbecken und spülte es mit Wasser ab. Sie streckte sich und joggte die Treppen in den ersten Stock hoch. Sie bog vor ihrem Zimmer rechts ab und betrat das Badezimmer. Sie blickte in den Spiegel und begann sich fertig zu machen. Ihre Giftgrünen Augen schminkte sie mit Mascara, Kayal, dunklem Liedschatten und Eyeliner. Sie nahm ein Glätteisen und glättete damit ihre Rabenschwarzen Haare, dessen Spitzen Rubinrot gefärbt waren. Sie richtete ihren Seitenscheitel und musterte noch einen Moment lang ihre Spiegelung.

Sie fuhr sich noch einmal durch ihre Haare ehe sie langsam wieder in ihr Zimmer ging. Sie wechselte die graue Jogginghose gegen eine schwarze Röhrenjeans und ihr viel zu großes Oberteil gegen eines ihrer Bandshirts. Zum Schluss nahm sie sich eine schwarze Stoffjacke und weiße Turnschuhe zog diese an. Sie schnappte sich ihren etwas ausgeleierten schwarz/weiß karierten Rucksack vom Schreibtischstuhl, packte ihre restlichen 20€, ihr Handy, Kopfhörer und den Hausschlüssel ein, ging aus ihrem Zimmer, die Treppen hinunter und verlies die Doppelhaushälfte.

Sie machte sich über die Kopfhörer Musik an und ging in Richtung der Bushaltestelle. Kühler Wind blies durch ihre langen Haare, was ihr einen Schauer über den Rücken jagen lies. Erinnerungen aus ihren Traum traten ihr ins Gedächtnis. Sie schüttelte schnell den Kopf und verdrängte diesen Gedanken so gut es ging.

Nach 5 Minuten Fußweg kam sie an der Haltestelle für den Schulbus an. Gedankenverloren blickte sie in den grauen Morgenhimmel. Aus einem unerklärlichen Grund hatte sie ein schlechtes Bauchgefühl.

Sie musste nicht mehr lange warten bis der Bus auch schon vor ihrer Nase hielt, und der Fahrer ihr die Türen öffnete. Sie verdrehte innerlich die Augen als sie sah wie befüllt es bereits war. Doch es war nicht so als hätte sie etwas anderes erwartet. Sie vermied den Augenkontakt mit den anderen Schülern welche sie mit Blicken angifteten. Sie hörte Getuschel über sich, doch ignorierte e gekonnt. Sie setzte sich auf ihren selbst ernannten Stammplatz und sah gedankenversunken aus dem Fenster.

An der nächsten Haltestelle stieg ein Junge ein mit schwarzen längeren Haaren und einem blonden schrägen Pony. Er steuerte direkt auf sie zu und setzte sich dann neben sie. "Guten morgen Laea" meinte er mit einem kleinen lächeln. Sie blickte in seine eisblauen Augen und erwiderte sein lächeln müde "hey Zane .. wie geht es dir?". Zane war seit der Grundschule ihr bester Freund. Und so weit sie denken konnte auch ihr einziger. Aber das störte sie auch nicht. Lieber einen Richtigen Freund als Hundert Falsche, wie man doch so schön sagte. "gut, gut ich ..." fing er an aber brach dann ab. "Ja?" hackte Laea nun etwas besorgt nach. Zane schüttelte den Kopf "nichts wichtiges ... ich habe nur nicht gut geschlafen, das wars"

Die Chroniken der DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt