Fels in der Brandung (Kontra K)

Kapitel 9

Nach einem kurzen Stopp bei uns daheim, laufen wir Richtung Fitnessstudio los. Seit ca. einem halben Jahr trainieren wir regelmäßig in einem kleinen Studio nicht weit von unserer Wohnung. Ich kenne viele Menschen, die solche Studios gar nicht ausstehen können, aber ich mag es an den unterschiedlichen Geräten zu trainieren und mir mein Training selbst einteilen zu können.

Sascha, ein guter Freund von Luca der hier arbeitet, steht am Empfang und schaut erfreut auf, als er uns sieht. „Hey ihr zwei, auch mal wieder da?", fragt er freudig und kramt zwei Spindtschlüssel vor. „Hey", begrüßt Luca ihn ebenfalls und schlägt in Saschas hingehaltene Hand ein. „Ja, einfach viel zu tun", schiebt er als Erklärung nach. Ich winke Sascha zu und nehme die zwei Schlüssel entgegen, die er uns hinhält. „Wenn ihr Hilfe braucht, ihr wisst wo ihr mich findet", nickt uns Sascha zu und wir machen uns auf Richtung Umkleiden. Wir haben unsere Sportklamotten zwar schon an, aber wir verschwinden beide schnell in der jeweiligen Umkleide, um unsere Geldbeutel und Schlüssel einzuschließen.

Ich stöpsle meine Kopfhörer ins Handy und schiebe mir die Hörer in die Ohren, während ich auf eins der vielen Laufbänder zugehe. Ich öffne Spotify und konzentriere mich anschlie0end nur noch auf mich und meine Musik. Ich laufe schon 10 Minuten in Mittlerer Geschwindigkeit, bis ich kurz ins Stocken komme. Ich hatte nicht bemerkt, was für eine Musik mittlerweile auf meinem Handy läuft. Die tiefe, vibrierende Stimme würde ich mittlerweile überall erkennen. Ich schaue, ohne mit dem laufen aufzuhören auf mein Handy und tatsächlich: Kontra K läuft in der von mir ausgewählten 'Top-Hits' Playlist. War man denn nirgends vor diesem Mann sicher, dachte ich schon fast jammernd.

Da wo sie scheitern, musst du angreifen
In einen höheren Gang schalten
Und auch wenn der Rest dann aufgibt, heißt es festbeißen
Dran bleiben, anspannen und standhalten
Glück nicht verwechseln mit Können
Aber dein Können niemals anzweifeln
Nie genug, aber auch nie zu große Ziele
Mach die Luft in deiner Lunge zu Benzin für die Maschine
Den Neid von so vielen zu Öl für das Getriebe
Neuer Tag, neues Glück, neue Regeln, neue Spieler
Hochfliegen heißt fallen in die Tiefe
Doch ohne große Opfer gibt es großen keine Siege
Wir hören kein Nein, kein das geht nicht, kein der Weg ist zu weit
Denn nur mit Blut, Schweiß und Tränen
Bezahlt man die Unendlichkeit
Und noch einen anderen Weg kenn ich keinen
Und selbst wenn, schätzt man erst den Wert, zahlt man auch den echten Preis
Du sagst, du kannst nicht, dann willst du nicht ganz einfach
Talent ist nur Übung und Übung macht den Meister

Leicht erstaunt höre ich auf den Text, jedenfalls soweit ich ihn verstehe, denn beim ersten Mal hören und dann noch außer Atem beim Laufen, ist es gar nicht so einfach alles zu verstehen. Aber der Text klingt... gut. Das muss ich zugeben. Irgendwie motivierend. Eigentlich perfekt zum Trainieren, oder?

Erfolg ist kein Glück
Sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen
Das Leben zahlt alles mal zurück
Es kommt nur ganz darauf an, was du bist
Schatten oder Licht
Erfolg ist kein Glück
Sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen
Das Leben zahlt alles mal zurück
Es kommt nur ganz darauf an, was du bist
Schatten oder Licht

Nur nebenbei bemerke ich, dass ich wieder an Geschwindigkeit zulege. Das darf doch nicht wahr sein, was macht die Stimme und die Texte mit mir?

Als das Lied zu Ende ist und das nächste Lied in meiner Playlist, ein deutsches Herzschmerzgedudel, beginnt werde ich wieder langsamer und laufe locker aus bis ich schließlich zum Stehen komme. Sofort schalte ich meine Musik aus, nur weil ich kein Rap Fan bin, muss ich automatisch schnulzige Liebeslieder mögen. Ja okay, doch die mag ich schon, aber dann doch lieber englische und auch nur eine geringe Auswahl.

Ich lasse meinen Blick durch das kleine Studio schweifen und entdecke Luca an einem Gerät. Er hat schon mit seiner üblichen Runde angefangen, dem wird ich mich mal anschließen. Auf dem Weg zu einem der freien Geräte durchsuche ich Spotify nach Kontra K. Es gibt zig Playlists und ich klicke wahlweise eine an. Man muss sich ja schließlich irgendwie mit seinem Kunden identifizieren können, oder? Auf jeden Fall rede ich mir das jetzt mal ein.