Kapitel 6

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Gleißendes Sonnenlicht sticht mir in die Augen, als ich diese am nächsten morgen vorsichtig öffne. Sofort schließe ich sie wieder und drehe mich stöhnend in meine Kissen zurück. Ich hatte vergessen die Vorhänge zuzuziehen letzte Nacht, Scheiße. Ich wage es ein zweites Mal meine Augen einen spaltbreit aufzumachen, und dieses Mal bin ich darauf vorbereitet. Schnell, also so schnell wie ich es eben nach einer durchgearbeiteten Nacht schaffe, springe ich auf und ziehe die schweren Vorhänge zu und stöhne erleichtert auf, als das Licht nun nur noch gedimmt durch die Vorhänge scheint. Ein schneller Blick an mir runter zeigt mir, dass ich gestern Nacht nicht nur die Vorhänge vergessen hatte, sondern auch meine Schlafklamotten. Ich schüttle leicht den Kopf aufgrund meiner Verplantheit und ziehe aus meinem Schrank ein paar bequeme Sachen heraus. Ein Blick auf die große Holzuhr, die in minem Zimmer hängt lässt mich kurz stutzen. Erst kurz nach neun. Dafür, dass ich erst um ca. 4 Uhr ins Bett bin, bin ich erstaunlich fit.

Als ich aus meinem Zimmer trete, riecht es schon verdächtigt nach verbranntem Ei und Speck, ein untrügliches Zeichen, dass sich Luca mal wieder in der Küche versuchte. Leicht lächelnd schaue ich meinem besten Freund ein paar Minuten zu, wie er versucht den Rauch aus der Küche zu bekommen und gleichzeitig noch das Frühstück auf zwei Teller zu verteilen. „Na? Ist der Superkoch wieder am Werkeln?", necke ich ihn lachend und er dreht sich brummend zu mir um. „Das nächste Mal koche ich dir nichts, wenn du immer nur meckerst!", bruddelt er mich an. Lachend strecke ich ihm die Zunge raus und setzte mich an unseren kleinen Holztisch, auf dem schon Orangensaft, Brötchen und Butter bereitsteht. Lucas Mund verzieht sich zu einem kleinen Lächeln und er stellt die zwei Teller mit Rührei und Speck auf untere Plätze und setzt sich zu mir.

„Na wie war die Arbeit?", fragt er während wir beide anfangen zu essen. „Nichts Besonderes", antworte ich zwischen zwei Bissen. Das Rührei schmeckt echt gut, langsam hatte Luca den Dreh raus ein paar Eier in der Pfanne warm zu machen. „War ziemlich viel los. Sam uns ich sind teilweise echt nicht hinterhergekommen", meine ich dann noch. Luca und Samantha kennen sich durch mich und wir unternahmen auch öfter mal was zu dritt. „Ihr seid auch eindeutig unterbesetzt", ist Lucas leicht genervte Antwort. Zu oft regen wir uns auf, dass wir einfach zu wenige Mitarbeiter am Wochenende sind, aber bis jetzt wurde noch nichts dagegen unternommen.

„Ach und Max hat mich nach Hause begleitet!", sage ich gewollt gelangweilt noch so nebenbei. Ich sehe wie Luca sein e Stirn runzelt und das Glas Orangensaft, aus dem er gerade trinken wollte wieder auf den Tisch zurückstellt. „Welcher Max?", fragt er leicht alarmiert nach. Bei Männern ist er immer vorsichtig, diesen Beschützerinstinkt kann er irgendwie nicht ablegen. „Na du weißt schon, Max", wiederhole ich mich und versuche krampfhaft das Lachen zu unterdrücken. Noch immer kapiert es Luca nicht wirklich, wie ich an seinem Gesichtsausdruck ablesen kann. „Na Maximilian Diehn natürlich", lasse ich jetzt die Bombe platzen und kann mein Lachen nicht länger zurückhalten, als ich Lucas ungläubigen und geschockten Blick sehe. „Was", platzt es aus ihm heraus. „Er hat dich heimgebracht? Warum das? Wo hast du ihn getroffen? Was habt ihr geredet? Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?", prasseln alle Fragen auf einmal auf mich ein. Ich muss lachen, weil ich ihn so offensichtlich geschockt habe und fange an zu erklären wie es zu dieser Konstellation kam letzte Nacht.

„Naja er war während meiner Schicht da und hat danach auf mich gewartet", versuche ich zu erklären und merke selber, dass sich die Geschichte irgendwie komisch und unwirklich anhörte. „Warum sollte er auf dich warten?", wirft Luca da auch schon verständlicher Weise ein. „Keine Ahnung", überlege Ich und runzle meine Stirn. Ich weiß die Antwort ehrlichgesagt ja auch nicht. „Er hatte mich gefragt, wie ich heimkomme und wollte glaube ich einfach nicht, dass ich im Dunkeln alleine heimlaufe", meine ich dann. „Na da sind wir ja schon zwei", meint Luca und wirft mir einen genervten Blick zu. Ich ignoriere ihn gekonnt, diese Diskussion hatten wir eindeutig schon zu oft. „Ist ja auch egal", wechsle ich schnell das Thema. „Es war komplett unspektakulär, wir haben auch nicht mal viel geredet". Ich sehe Lucas leicht enttäuschten Blick und muss schmunzeln. „Wie kann man wenig mit Max Diehn reden?", fragt er mich ungläubig. „Halloho?" Ich schüttle den Kopf und muss schon wieder lachen. „Männer", meine ich nur und esse gemütlich mein Rührei zuende.

Luca versucht mich noch ein wenig über die letzte Nacht zu löchern, aber mehr erzählen kann ich ja nicht. Wir räumen zusammen den Tisch ab und dann geh ich ins Bad mich endlich duschen. Nach einer Schicht in der Bar stinkt man immer so, aber nachts möchte ich Luca nicht mehr wecken, indem ich dusche und vorher stand das essen ja schon bereit. Also gönne ich mir jetzt endlich eine angenehme Dusche, ziehe mir danach wieder eine kurze Sporthose und ein lockeres Top an und laufe in die Küche, in der Luca schon wieder am Arbeiten ist.

Vor ein paar Wochen hatten wir uns einen Entsafter gegönnt und machten zur Zeit nichts lieber, als selber Säfte zu kreieren. Klar das essen der Früchte wäre gesünder, aber es schmeckte einfach so gut und erfrischend! „Na was schnippelst zu da leckeres", frage ich meinen besten Freund und versuche über seine Schulter zu schauen, was mit meinen süßen 1.62 gar nicht so einfach ist. Vor ihm liegen schon mehrere geschälte Gurken. „Gurke-Ingwer", antwortet er mir und fängt an, das Gemüse durch die Maschine zu schieben. „Sollen wir hoch?", frage ich und er nickt kurz. Ich schnappe mir schon mal zwei Gläser und mache mich auf den Weg.

Der Vorteil, die oberste Wohnung zu haben war, dass wir eine Dachterrasse haben, auf der wir einen kleinen „Garten" anlegen konnten. Es gab mehrere Tontöpfe in denen viele kleine Pflanzen und Blumen eingepflanzt sind, zwei Holzbänke, ein alter Korbsessel und ein kleiner Holztisch. Alles bunt zusammengewürfelt, aber trotzdem auf eine eigne Art perfekt. Die Pflanzen waren Lucas Stolz, ich hingegen war dafür bekannt alles Grüne innerhalb ein paar Tage zu killen. Aus diesem Grund hatte ich auch absolutes Handlungsverbot in unserem Garten. Aber ich war trotzdem sehr gerne hier oben.

Ich stelle die zwei großen Gläser die ich mitgenommen habe auf den Kleinen Tisch und drehe den Sonnenschirm so, dass wir gleich im Schatten sitzen. Obwohl es erst halb 11 ist, ist es in der Sonne schon eindeutig zu warm. Und das schon im Mai, wie sollte dann erst der Hochsommer werden. Während ich auf Luca warte, nehme ich eine der großen Gießkannen und fange vorsichtig an, die vielen Pflanzen zu gießen, die um mich herumstehen. „Was machst du da?", höre ich auf einmal die erschrockene Stimme von Luca hinter mir und zucke kurz zusammen. „Deine Pflanzen vor dem verdursten bewahren", erwidere ich. Hastig stellt Luca die Glaskaraffe, die mit dem grünen Saft gefüllt ist auf dem Tisch ab und reißt mir die Kanne aus der Hand. „Aufpassen okay?" Ich verdrehe die Augen. „Als ob ich beim gießen was falsch machen kann", nörgel ich und sofort schaut mich Luca anklagend an. Na gut, ja! Es könnte sein, dass ich schon ein paar Blumen ertränkt hab, aber wirklich noch nicht oft! Er übertreibt da eindeutig seine Lage, also ehrlich.

Luca stellt die Kanne ab, prüft schnell mein Werk in den Töpfen und setzt sich dann zu mir an den Tisch. Lange sitzen wir auf der Terrasse, trinken unsren Saft und reden über Gott und die Welt. Ich kenne Luca schon so lange, wir kennen uns beide gegenseitig am Besten und es gibt nichts, was er nicht über mich weiß und umgekehrt. Diese Freundschaft ist Gold wert, das denke ich mir immer wieder. Ich mustere ihn, wie er mir gegenübersitzt, mit seiner großen, muskulösen Statur, den hellen Haaren und den blaugrauen Augen. Wie einfach es doch wäre, wenn es bei uns mal gefunkt hätte. Man hätte genau gewusst, auf was man sich bei seinem Partner einlässt, aber irgendwie war bei keinem von uns mal ein solches Gefühl aufgekommen. Und irgendwie war ich auch froh deswegen. Die Freundschaft war einfach so besonders, ich würde es gar nicht anders wollen!


Fels in der Brandung (Kontra K)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt