Ich wollte unauffällig ins Schulgebäude gelangen, wurde aber am Eingang von Amara aufgehalten.
Sie war eine der beliebtesten Mädchen der Schule. Amara hatte platinblonde Haare und war immer stark geschminkt. Sie ist die Sorte Mädchen das mit jedem Jungen der gut aussieht ins Bett hüpft. Also im Grunde war sie die Schulschlampe.
Kaugummi kauend musterte sie mich und ihre beiden Freundinnen Kate und Jenna taten dasselbe. "Hey Cameron wo hast'n deinen Pullover her ? Ich brauch noch'n Geschenk für meine Oma." sagte Amara und kicherte übertrieben hoch. Ich ignorierte sie und drückte mich an ihr vorbei. Schnell lief ich zu meinem Spind und holte meine Bücher raus. Ich fluchte leise vor mich hin und ging in die Klasse. Meine goldblonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden damit sie mir nicht ständig ins Gesicht fielen. Meine Grau- Blauen Augen musterten die Klasse und ich ging zu einem Tisch in der letzten Reihe. Je weiter weg von den Idioten desto besser. Gelangweilt zwirbelte ich immer wieder einzelne Strähnen meines Haares um den Zeigefinger und betrachtete es abwertend. Sie waren trocken und hatten keinerlei Glanz. Meine Eltern waren zwar reich gewesen, aber vor vier Monaten bei einem Autounfall gestorben. Ich erinnerte mich an den Abend nur zu gut...
Ich saß alleine im Wohnzimmer und spielte schon den ganzen Abend Klavier. Mom und Dad waren vor vier Stunden zu einem Geschäftsessen gefahren und sollten eigentlich schon vor einer Stunde zurück sein. Sie waren oft weg, ich sah sie sogut wie nie. Aber wenn sie da waren nahmen sie sich Zeit für mich und wir fuhren irgendwo hin. Es waren nun schon zwei Stunden vergangen seit sie zuhause sein sollten und ich begann mir ernsthafte Sorgen zu machen. Mit meinen Händen fuhr ich mir durch die Haare und zog am Ansatz an ihnen. Besorgt lief ich auf und ab und überlegte was passiert sein könnte. Ein lautes Klingeln ließ mich zusammenzucken und ich rannte zur Tür. Ich setzte mein strahlendstes Lächeln auf und öffnete die Tür. "Guten Abend Miss Cameron. Wir müssen ihnen leider Gottes mitteilen das ihre Eltern tödlich verunglückt sind." Der Officer sah mich mitleidig an und mein Lächeln verschwand bei dem Wort tödlich. "Wie?" flüsterte ich und kämpfte mit den Tränen.
"Ein Lkw rammte sie und sie verloren die Kontrolle über den Wagen. Dann sind sie von der Wickery Bridge gestürzt und im See ertrunken. Es tut mir schrecklich leid. Die gesamte Stadt trauert mit ihnen. Eine Träne lief meine Wange runter und ich murmelte ein Danke. Der Officer nickte und lief zum Polizeiwagen. Ich schloss die Türe und meine Beine gaben nach. Nun brachen alle Dämme und ich begann zu weinen und zu schreien. Sämtliche Vasen in meiner Reichweite warf ich auf den Boden und sie zersplitterten in tausende Scherben. Hysterisch weinend und schreiend lief ich ins Wohnzimmer und trank vier Gläser Bourbon. 'Das flüssige Gold' ,wie mein Vater es immer genannt hat, brannte als es meine Kehle runterlief. Aber ich brauchte diesen physischen Schmerz damit er den psychischen übertönt. Am nächsten Morgen stand schon meine Tante vor der Tür und teilte mir mit, das sie von nun an hier wohnen wird und sich um mich kümmern würde.
Seitdem wohne ich mit Tante Ally in unserem Haus. Ich sah sie zwar ziemlich wenig da sie Ärztin war, aber sie sorgte gut für mich. Nur meinetwegen hatte sie eine Putzfrau und eine Köchin angestellt. Die Köchin war überflüssig, da ich nichts außer Wasser, Bourbon und einmal pro Woche ein Joghurt runterwürgte. Ich war zwar erst Siebzehn, aber mein Vater hatte viele Dutzend Flaschen Bourbon in einem geheimen Raum im Keller gebunkert.
"...Und deshalb werden..." der Lehrer riss mich aus meinen Gedanken wurde aber von dem Pausengong unterbrochen. Genervt packte ich meine Sachen und lief aus der Klasse.Die darauffolgenden Stunden waren noch schlimmer, da Amara und ihre Anhängsel andauernd Schimpfwörter in meine Richtung flüsterten oder riefen. Als der Gong zum letzten mal für diesen Tag ertönte, sprang ich auf und rannte fast aus dem Schulgebäude . Galant ignorierte ich die dummen Bemerkungen meiner geliebten Mitschüler und lief zum Friedhof. Mit gesenktem Kopf lief ich zu den Gräbern meiner Eltern. Meine Zitternden Finger fuhren über die Inschriften :
Katerina Cameron
15.07.1979 ~ 23.01.2014
Adrian Cameron
06.04.1977~23.01.2014
Tränen flossen meine Wangen hinab und tropften auf meine Oberschenkel. Mein Herz fühlte sich wieder so an als ob es zerreissen würde und meine linke Hand legte sich auf meine Brust. Sanft streichelte ich die weißen und roten Rosen die vor den Gräbern liegen. Aus meiner Tasche kramte ich eine blutrote Kerze und stellte sie zwischen die zwei Gräber. Dann zündete ich sie an und strich mit meinen Fingern durch die Flamme. Den Schmerz spürte ich kaum, die Tränen trockneten, mein Körper stellte sich wieder auf Gleichgültigkeit ein. Meine Fassade in der Schule war immer kalt, trotzdem tat es weh wenn sie sagen ich bin fett und hässlich. Sie denken wirklich ich bin fett, denn die Sportstunden schwänze ich. Und auch sonst trug ich nur weite Klamotten. Mein eigentlicher Körper war eigentlich ziemlich Schlank. Ach was , er war abgemagert, aber dennoch trainiert. In unserem Keller befanden sich nämlich unzählige Gymnastikgeräte. Dort übte ich jeden Tag und perfektionierte alles. Wenn eine Übung nicht so aussah wie sie sollte, wiederholte ich sie solange bis meine Arme und/ oder Beine schmerzten. Zusätzlich nahm ich Reit-, Schuss- und Selbstverteidigungsunterricht. Das alles seit ich Acht bin. Mein Vater ließ mich im Winter oft stundenlang im Schnee stehen wenn ich eine Übung falsch machte. Es mag sich schlimm anhören, war es aber nicht. Er bereitete mich auf das Leben vor und ich könnte problemlos in eine Gang eintreten mit meinem Können, Nur mein Selbstbewusstsein machte nicht mit.
Die Gleichgültigkeit schlug in Wut um und deshalb sprang ich auf, packte meine Tasche und rannte. Ich rannte die ganzen zwei Meilen nachhause.
Mit zittrigen Händen schloss ich die Tür auf und knallte sie sobald ich eingetreten war wieder zu. Die Wut leckte durch meine Adern und verlieh mir Kraft. Meine Dunkelblonden Haare peitschten mir ins Gesicht als ich in den Trainingsraum rannte. Schnell entkleidete ich mich und schlüpfte in einen Sport-BH, eine Trainingsshorts und in Nike Free. Meine Klamotten warf ich in den Mülleimer und hastete zu einem der Boxsäcke.
Ohne zu zögern schlug ich einige male präzise auf den Sandsack und vergaß meine Probleme. Immer fester und schneller verprügelte ich den Boxsack und blendete alles aus.
Den Schmerz.
Die Wut.
Den Hass.
Die Zweifel.
Den Kummer.
Alles.
Meine Schläge verlangsamten sich und ich sackte auf den Boden. Kraftlos schlief ich mitten im Trainingssaal ein.
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Changes (H.S)
Fanfiction"Wieso sollte ich mich verlieben ? Liebe ist sinnlos, schmerzhaft und überbewertet " Adriana mutiert nach dem Tot ihrer Eltern zum gefühlskalten Biest. Niemand dringt zu ihr durch. Sie scheint eiskalt. Doch ein totgeglaubter Freund kehrt zurück...