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Pov Harry

Benommen schlug ich meine Augen auf und versuchte vergeblich, gegen das grelle Licht zu gucken. Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis ich überhaupt etwas sehen konnte. Total verschlafen setzte ich mich auf und rieb mir über die Augen. An das erinnernd, was passiert war, bevor ich eingeschlafen sein musste, sah ich mich um. Nirgendwo war Malfoy zu sehen.

Mit einem leisen Seufzen wandte ich meinen Blick zur Uhr, nur um frustriert festzustellen, dass es bereits früher Abend war und ich somit einen ganzen Tag Unterricht verpasst hatte. Ich durfte mir also schon mal eine schöne Ausrede überlegen, falls meine liebenswerte Hausleiterin sich dazu entschied, mich darüber auszufragen.

Noch immer leicht benommen stand ich auf und begab mich ins Bad, um mich fürs Abendessen fertigzumachen, welches in wenigen Minuten beginnen würde. Dem vielen Geheule und darauf folgendem Schlaf hatte ich meine höllischen Kopfschmerzen zu verdanken und ich hoffte einfach, dass ich über Nacht noch etwas Schlaf fand, statt mich gelangweilt im Bett herumzuwälzen.

Ich stand gerade vor dem Spiegel, als ich bemerkte, wie die Tür aufging und Ron neben mich trat. "Hey Alter... Malfoy hat uns grob erzählt, was passiert ist.. Tut mir echt leid...", während er sprach, sah er die ganze Zeit auf den Boden, was unterstrich, wie unglaublich unangenehm ihm diese ganze Situation sein musste. Aber wer konnte es ihm verübeln? Seine kleine Schwester hatte seinen besten Freund betrogen.
Ich wusste nicht, ob er von mir dachte, dass ich jetzt sauer auf ihn sein würde, was definitiv nicht der Fall war, der er mit der ganzen Sache keineswegs etwas zu tun hatte. Es war einzig und allein eine Sache zwischen Ginny und mir, mit welcher ich mit zu meinem Bedauern wohl auch noch zusammensetzen und das ganze klären musste.

Ich wandte mich also einfach zu ihm und lächelte ihn freundlich an. "Hey ist doch alles gut... Du bist schließlich nicht Ginny."  Er nickte, wobei ich ihm die Erleichterung vom Gesicht ablesen konnte. "Komm.. Lass uns zum Essen gehen."  Nickend stimmte ich ihm zu und ging mit erst in den Gemeinschaftsraum, wo Hermine bereits auf uns wartete, welche mir einen beleidenden Blick zuwarf, was mir jedoch ein Seufzen entlockte. Zu dritt gingen wir dann runter in die Große Halle, wo wir uns dann auch gleich an die Tische setzten.

Als ich meinen Kopf hob, um mir mein Essen aufzufüllen, bemerkte ich, wie ein gewisser Slytherin zu mir sah und verstohlen grinste. Ich warf ihm einen mehr als verwirrten Blick zu, woraufhin er nur zwinkerte. Das brachte mich dann doch zum Schmunzeln, welches jedoch sofort verschwand, als er aufhörte zu grinsen und leicht in die Richtung neben mir nickte, wo ich langsam hinsah. Ginny lächelte mich an und setzte sich neben mich. "Hey Harry~", sagte sie und nestelte an meiner Krawatte. Wütend schob ich sie weg. "Ist das dein Ernst?! So tun, als ob gar nichts gewesen wäre?!", empört stand ich auf, während sie mich mit großen Augen anguckt. "B-bitte...? I-ich weiß nicht, w-wovon du redest...."  "Ich fasse es echt nicht... Komm nie wieder bei mir an, ganz ehrlich! Geh lieber wieder zu deinem Fick-Freund Seamus!"  Und schon brach es aus mir heraus. Ich klatschte ihr eine. Ich wettete, dass sie selbst ne halbe Stunde später noch einen Abdruck hätte, doch das interessierte mich in diesem Moment eher weniger. Wutentbrannt ging ich aus der Halle und ignorierte, dass sie Tränen in den Augen hatte.

Ich wollte erneut einfach nur weg, weshalb ich mich auf den Astronomieturm verzog und mich dort zusammenkauerte. Erneut liefen mir Tränen über die Wangen, jedoch stumm. Kurze Zeit später fühlte ich warme Arme, die sich sanft um meinen Körper schlangen. Erschrocken zuckte ich zusammen, doch der wohlige Geruch von Aftershave, Kirschblüte und Minze beruhigte mich ziemlich schnell.
Ich lehnte mich an ihn und sog genüsslich, aber unbemerkt seinen himmlischen Duft ein. Er beruhigte mich ungemein. Ich wusste nicht, ob es seine sanften Streicheleinheiten waren oder ob doch sein berauschender Duft dazu beitrug. Aber er half mir. Er war das Pflaster für meine Wunden. Ich hätte es vor ihm niemals zugegeben, aber ich brauchte ihn irgendwie.

Nach mehren Minuten angenehmer Stille löste ich mich dann von ihm und lächelte ihn dankbar an, wober sich meine Wangen leicht rot färbten. Aber warum? Ein leises und raues Lachen verließ seine Lippen. Wie gebannt starrte ich diese nun an, wodurch ich nicht mitbekam, wie er mir langsam näher kam. Erst als er mit seiner rauen Stimme, die dieses mal etwas neckendes an sich hatte, begann zu reden, wurde ich darauf aufmerksam: "Starren ist unhöflich Potter~"  Grinsend stand er einfach auf und verließ den Raum, während ich wie gebannt sitzen blieb und ihm mit geweiteten Augen nachsah.

Es musste wohl ein ziemlich alberner Anblick gewesen sein. Harry Potter, der Nationalheld, die Person, die die ganze Zaubererwelt gerettet hatte, wurde komplett verwirrt und überfordert von einem ehemaligen Todesser sitzen gelassen.
Trotz dieser leicht peinlichen Situation huschte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Ich weiß nicht warum, aber der Kummer um Ginny war plötzlich komplett vergessen. Es mache mir schon fast nichts mehr aus, beziehungsweise ich bemerkte es nicht mehr. Meine Gedanken waren bei einer völlig anderen Person, die mich entgegen meiner Erwartungen in ihren Bann zog.
Mein ehemaliger Erzfeind.
Ehemaliger Todesser.
Und nun waren wir Freunde. Ziemlich gute sogar, wenn ich mich nicht täuschte.

Lächelnd erhob ich mich vom Boden und ging durch die selbe Tür, wie er es eben tat. Mit pllötzlich ziemlich guter Laune ging ich wieder runter in die Große Halle und setzte mich zu meinen Freunden, die noch immer aßen und mir besorgte Blicke zuwarfen, sobald sie mich sahen. Diese wies ich jedoch mit einem lächelnden Kopfschütteln ab.

Ich wusste weder warum, noch war mir klar, woher genau es kam, doch ich hatte angenehmes Bauchkribbeln. Ich ignorierte es vorerst, doch genoss dieses Gefühl. Und dennoch beschlich mich unterbewusst die Frage, warum ich dieses unbeschreibliche Gefühl nie bei Ginny verspürt hatte.


Am nächsten Morgen stand ich voller Elan auf. Ich freute mich bereits auf einen weiteren Brief, weshalb ich mich sogleich fertig machte, um so schnell wie nur irgend möglich in die Eulerei zu kommen.
Und erneut wurde ich nicht enttäuscht. Edward wurde wie den letzten Morgen auch ein kleines Stück Pergament umgebunden, welches ich sofort ungeduldig von ihm löste. Das Gedicht verursachte bei mir Herzflattern und ich musste unwillkürlich lächeln.

Doch bei dem Satz, welcher unter jenes geschrieben wurde, setzte mein Herz einen Schlag aus.

Wenn du wissen willst, wer ich bin, dann komm heute Abend um 7 Uhr zum Raum der Wünsche und lass dich überraschen~

Letters //DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt